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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Tages erreichten sie ein Dorf in einer kleinen Oase. Als sich die Karawane näherte, stürmten mehrere Kinder aus den Häusern und rannten neben den Reitern an der Spitze her. Macro und seine Männer hatten ihre Verkleidung abgelegt, und die römischen Soldaten erregten einige Neugierde bei den Kleinen, die auf die Männer deuteten und aufgeregt durcheinanderriefen. Die Karawane schlug neben der Oase ihr Nachtlager auf, und Symeons Kameraden kauften den Dorfbewohnern einige Schafe ab. Sie schlachteten sie und rösteten sie über dem offenen Feuer, um mit ihren römischen Freunden ein Abschiedsfest zu feiern. Als die Flammen erloschen waren und die Männer sich wohlgenährt und müde zum Schlafen in ihre Decken rollten, legte Macro sich auf den Rücken, schob die Hände in den Nacken und sah zum sternenübersäten Himmel hinauf. Im Westen, in Richtung Bushir, hing ein silberner Mond, der den Centurio an das Funkeln der sichelförmigen Klinge erinnerte, die Murad im Kampf gezogen hatte. Das Bild, das zugleich mit dem Mond über der fernen Festung der Zweiten Illyrischen zu schweben schien, rief ihm all die Schwierigkeiten ins Gedächtnis zurück, die vor ihm und Cato lagen, und plötzlich wollte er die friedliche Oase verlassen und sofort wieder in der Festung sein, wo seine Männer ihn brauchten.
    Im ersten Licht des nächsten Morgens, das am Horizont erschien, sattelten die römischen Soldaten ihre Pferde. Die Luft war kühl, und kleine Atemwölkchen schwebten vor den Gesichtern der Menschen und Tiere. Macro und Symeon fassten einander bei den Unterarmen.
    »Wir sehen uns in der Festung.« Macro hatte die Bemerkung in fragendem Ton gemacht, und Symeon nickte.
    »Ich werde dort sein, Centurio. Du hast mein Wort.«
    »Gut. Wir brauchen Männer wie dich an unserer Seite.«
    Nachdem nun alles gesagt war, gab Macro den Soldaten ein Zeichen, und die Reiterkolonne verließ die Oase, indem sie den Rückweg zur Festung Bushir einschlug. Drei Tage später näherten sie sich den langen Wällen, und Macro bemerkte, dass sich mehr Männer als die üblichen Wachposten auf den Mauern befanden. Als die Kolonne durch die nach innen aufschwingenden Tore ritt, stand Cato ein wenig seitlich im Hof der Festung und erwartete sie. Die Erleichterung, die Macro bei diesem Anblick empfand, wurde sogleich gedämpft, als er den angespannten und erschöpften Gesichtsausdruck seines Freundes erkannte. Er begriff sofort, dass etwas geschehen war.

KAPITEL 20
    P ostumus ist entkommen.«
    Cato und Macro standen neben dem Tor, während die erschöpften Soldaten staubbedeckt in die Festung ritten. Einige von ihnen trugen noch immer blutige Leinenverbände über den Wunden, die sie sich beim Kampf gegen die Räuber in der Wüste zugezogen hatten.
    »Was ist passiert?«, fragte Macro.
    »Postumus wurde krank – zumindest schien es so. Er brach zusammen, übergab sich und hatte Schaum vor dem Mund. Der wachhabende Offizier ließ ihn in die Krankenstation bringen. Als man mich am nächsten Morgen informierte, war Postumus bereits verschwunden. Wie auch eines der Pferde. Er muss durch eines der Tore entwischt sein, die wir für überraschende Ausfälle nutzen. Doch als ich sie überprüft habe, waren alle von innen verriegelt.«
    »Na ja, da er mit dem Pferd ja wohl kaum über eine Mauer geritten ist, muss ihm jemand ein Tor geöffnet haben.«
    »Ich vermute, dass einige der Offiziere noch immer loyal gegenüber Scrofa sind«, sagte Cato leise.
    »Scrofa? Er ist also noch hier?«
    »Ja. Inzwischen habe ich die Wachen verstärkt.«
    »Wann ist das alles passiert?«
    »Schon am Tag, als du aufgebrochen bist.«
    Macro starrte Cato an, und beide wussten sofort, was diese Situation zu bedeuten hatte. »Scheiße«, sagte Macro leise. »Du kannst dir denken, wohin er gegangen ist, oder?«
    »Wahrscheinlich nach Norden. Nach Syrien. Um sich mit Longinus zu treffen.«
    »Wohin sonst?« Macro schlug sich mit der Faust gegen den Oberschenkel. »Wenn er schnell geritten ist, könnte er den Statthalter in vier, vielleicht fünf Tagen erreichen. Vermutlich weiß Longinus somit also schon, dass ich hier das Kommando übernommen habe. Er wird also auch von der kaiserlichen Vollmacht erfahren haben und ihm dürfte klar sein, was das bedeutet.«
    Cato nickte. »Was wird er wohl deiner Meinung nach tun?«
    »Verdammt, wie soll ich das wissen?« Angesichts der Nachrichten von diesem neuen Rückschlag fühlte Macro sich plötzlich müder als je zuvor. Er musste sich

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