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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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die Hand und deutete in Richtung Tür. »Dann mach dein Angebot, und damit ist die Sache erledigt. Aber beeil dich. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Als Catos Kundschafterkolonne aus der Festung ritt, waren bereits viele Gruppen von Männern damit beschäftigt, ihre Spitzhacken in den Wüstenboden krachen zu lassen, um rund um die Festung kleine Gruben auszuheben. Direkt unter der herabbrennenden Sonne war diese Arbeit besonders erschöpfend, doch Ruhepausen kamen nicht in Frage. Die Männer gruben um ihr Leben. Alles, was sich gegen die Woge der Angreifer stemmen würde, konnte dazu beitragen, sie zu retten. Deshalb genossen sie nur eine einzige Erleichterung – sie durften Strohhüte tragen –, während sie im hektischen Bemühen, sich auf das Anrücken des Feindes vorzubereiten, in der kurzen Zeit, die ihnen noch blieb, eifrig die Spitzhacken schwangen.
    Die Bewohner von Heshaba ruhten in ihren Häusern, als Cato und seine Männer auf den kleinen Platz in der Mitte des Dorfes ritten. Der Mann, dessen Hinrichtung Scrofa angeordnet hatte, hing immer noch an seinem Kreuz. Jedenfalls das, was noch von ihm übrig war. Die Sonne hatte seinen Körper gekocht und ausgedörrt, sodass dieser unter der trockenen Haut sichtlich zusammengeschrumpft war. Krähen und Aasvögel hatten die zartesten Fleischstücke herausgerissen, und lidlose, leere Augenhöhlen waren auf den Dorfplatz gerichtet. Cato befahl der Kolonne abzusitzen. Er reichte einem der Kundschafter seine Zügel und gab den Männern die Anweisung, die Pferde zu tränken und auf dem Platz auf ihn zu warten. Dann ging er in die nächste Gasse, trat auf ein Haus zu und klopfte an die Tür. Sie öffnete sich kurz darauf mit einem lauten Knirschen, und das ängstliche Gesicht eines Mannes blickte heraus auf die in der Sonne liegende Straße.
    »Hol Miriam«, sagte Cato auf Griechisch. »Sag ihr, dass Centurio Cato sie in einer überaus wichtigen Angelegenheit sprechen muss. Ich warte am Reservoir. Hast du das verstanden?«
    Der Mann nickte. Cato wandte sich ab und ging an den letzten Häusern des Dorfs vorbei den Hügel hinauf, bis er den Schatten einer der staubigen Palmen erreicht hatte, die neben dem Reservoir wuchsen. Es war weniger Wasser darin als je zuvor; die Flüssigkeit füllte nur ein kleines Becken, das von rissiger Erde umgeben war, und Cato fragte sich, wie jemand in diesem trockenen Land überleben konnte. Jahwe, der Gott der Judäer, musste in der Tat grausam sein, wenn er seinen Anhängern das Leben so schwer machte, dachte Cato. Es musste ein besseres Leben geben als dieses hier. Vielleicht war das der Grund, warum die Leute so hemmungslos religiös waren – aus schierer Notwendigkeit, irgendeinen geistlichen Ausgleich für ihre harte, wenig einträgliche physische Existenz zu finden.
    Das leise Knirschen von Kieselsteinen verriet ihm, dass Miriam auf ihn zukam. Cato stand rasch auf und verbeugte sich respektvoll.
    »Man hat mir gesagt, dass du mit mir reden möchtest.« Miriam lächelte. »Wegen mir brauchst du nicht aufzustehen, junger Mann. Setz dich.«
    Cato tat wie geheißen, und Miriam kniete sich ihm gegenüber auf die Erde und machte es sich bequem.
    »Wir haben gehört, dass Bannus mit einer Armee hier durchziehen wird. Ich bin hier, um dich zu warnen.«
    »Das wissen wir bereits. Heute Morgen ist ein Reiter ins Dorf gekommen. Wir müssen Bannus’ Männer in jeder Weise unterstützen, die er für angebracht hält, oder er wird uns als römische Kollaborateure betrachten und entsprechend behandeln.«
    Cato sah sie an. »Was werdet ihr tun?«
    »Das weiß ich nicht.« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Wenn wir Widerstand leisten, wird Bannus uns vernichten. Wenn wir uns ihm anschließen, werden du und die übrigen Römer uns als seine Komplizen ansehen. Wie sieht der Mittelweg aus, Cato?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt einen gibt. Ich bin hergekommen, um dir und deinen Leuten Schutz in unserer Festung anzubieten.«
    Wieder lächelte Miriam. »Ein freundliches Angebot, da bin ich mir sicher. Sag mir, welche Chancen ihr habt, diesen Angriff von Bannus zu überleben.«
    »Ich werde dich nicht anlügen, Miriam. Wir sind in der Unterzahl, und es wird keine zusätzliche Hilfe geben. Es wäre möglich, dass wir überrannt werden.«
    »In welchem Fall es für meine Leute gut wäre, nicht dabei ertappt zu werden, wie wir Schutz in eurer Festung gesucht haben.«
    »Da stimme ich dir zu. Falls wir überrannt werden. Doch

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