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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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wenn ihr hier bleibt, werdet ihr zweifellos auf die eine oder andere Art zu Schaden kommen.«
    Miriam sah hinab auf ihre Hände. »Wir sind hierhergekommen, um solchen Auseinandersetzungen zu entgehen. Wir wollten nichts weiter als Frieden und eine Möglichkeit, ein Leben nach unseren eigenen Vorstellungen zu führen. Doch es sieht so aus, als könne man den Konflikten, in denen die Menschen stecken, nicht entkommen. Die Menschen werden ihre Streitigkeiten sogar hierher in die Wildnis tragen. Sieh dich um, Centurio. Was gibt es hier, das von so großem Wert wäre, dass man es unbedingt besitzen muss? Was gibt es hier, das die menschliche Habgier aufreizen würde? Nichts. Genau deshalb haben sich meine Leute in dieser Öde niedergelassen. Wir haben uns von jedem Land zurückgezogen, nach dem ein Mensch verlangen könnte. Wir haben alles aufgegeben, was den Neid oder die Gier anderer wecken könnte. Wir sind, was wir sind – und nichts darüber hinaus. Und doch haben wir die verderbliche Aufmerksamkeit anderer geweckt. Obwohl wir nicht die Absicht haben, ihnen zu schaden, wollen sie uns zerstören.« Sie hob eine Hand an ihre Brust. »Das war das Schicksal meines Sohnes. Ich werde nicht zulassen, dass das auch das Schicksal meines Enkels wird. Yusef ist alles, was ich jetzt noch habe. Ihn und die verblassenden Erinnerungen einer alten Frau.«
    Ihr Kopf sank nach vorn, und Miriam verstummte. Cato konnte keine ehrlichen Worte des Trosts finden, weshalb er einfach nur dasaß und wartete. Ihre Schultern hoben sich ein einziges Mal, und eine Träne tropfte in den Sand zwischen ihren Knien und hinterließ einen dunklen Fleck. Cato räusperte sich. »Wirst du unseren Schutz akzeptieren – so, wie er nun mal ist?«
    Miriam wischte sich die Augen mit dem Ärmel ihres Obergewands ab. »Von ganzem Herzen – nein. Dies hier ist unsere Heimat. Wir können sonst nirgendwo hin. Wir werden bleiben. Entweder man verschont uns, oder wir werden ausgelöscht werden. Aber ich danke dir trotzdem für das Angebot.«
    Cato nickte. »Ich muss los.« Er stand auf und sah ihr in die Augen. »Viel Glück, Miriam. Möge dein Gott dich und deine Leute beschützen.«
    Sie sah zum Himmel auf und schloss die Augen. »Dein Wille geschehe …«
    »Wie bitte?«
    Sie lächelte. »Nur etwas, das mein Sohn immer gesagt hat.«
    »Oh.«
    »Leb wohl, Centurio. Ich hoffe, dass ich dich wiedersehe.«
    Cato wandte sich um und ging ins Dorf zu seinen Männern zurück, und sobald er zwischen den Häusern verschwunden war, hielt Miriam ihre Tränen nicht länger zurück.
    Bannus und seine parthischen Verbündeten hatten keine Kundschafter ausgesandt, um ihr Vorrücken zu tarnen. Stattdessen marschierten sie direkt unter den Augen Catos und seiner Männer auf die Festung zu. Cato lächelte grimmig in sich hinein. Wenn Bannus versuchte, sie durch die Größe seiner Armee zu beeindrucken, dann hatte er zweifellos beachtlichen Erfolg damit. Nach Catos Schätzung sahen sich die Römer mehr als dreitausend Mann gegenüber, darunter etwa fünfhundert Berittene, bei denen es sich vor allem um Parther handelte, die mit Pfeil und Bogen tödliche Gegner und im Nahkampf geschickte Krieger mit dem Schwert waren. Die feindliche Kolonne war leicht zu entdecken wegen der dichten Staubwolke, die sie hinter sich herzog. An ihrem hinteren Ende gab es einige schwere Transportkarren, die man im Staub gerade noch ausmachen konnte, obwohl nicht zu erkennen war, was sie geladen hatte. Die Kolonne rückte stetig vor, ohne sich übereilt in die Schlacht zu stürzen, und gleichzeitig voller Selbstvertrauen, das Land ungestraft durchqueren zu können.
    Sobald er ihre Stärke geschätzt und den Umfang ihrer Ausrüstung und ihrer Waffen festgestellt hatte, kritzelte Cato die Information rasch in eines der Wachstäfelchen, die er in seiner Satteltasche mit sich führte, und rief einen seiner Männer zu sich.
    »Bring das zum Präfekten. Sag ihm, dass der Feind zu dem Zeitpunkt, an dem dieser Bericht angefertigt wurde, etwa zwanzig Meilen von der Festung entfernt war. Bei diesem Tempo dürfte er nicht vor morgen Abend eintreffen. Hast du das verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann los.«
    Als der Mann, eine dünne Staubwolke hinter sich herziehend, davongaloppierte, sah Cato, wie einige Mitglieder der feindlichen Vorhut ihre Pferde wendeten und auf die kleine Gruppe Römer deuteten, doch niemand stürmte auf sie zu, um sie zu vertreiben. Also ritten Cato und seine Kundschafter für den Rest des

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