Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
fast acht Fuß erreicht und war so dick, dass sie dem einfachen Druck einer Angriffswelle widerstehen konnte. Dahinter befand sich eine schmale Plattform, von der aus die Verteidiger den Feind unter Beschuss nehmen konnten, wenn dieser über die Trümmer kletterte, die überall vor der Mauer herumlagen.
    Macros Hand glitt über die raue Oberfläche. »Das wird genügen.«
    »Es muss«, erwiderte Cato leise. »Wenn sie auch noch das restliche Torhaus in Trümmer geschossen haben, dann gibt es nichts mehr, was sie noch aufhalten kann.«
    Im schwankenden Licht der Fackel, die Macro in seiner Hand hielt, musterte er seinen jungen Freund. »Du hast recht. Natürlich. Sie werden die Sache morgen früh zu Ende bringen.«
    »Es sei denn, jemand unternimmt noch heute Nacht etwas wegen der Katapulte.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, erwiderte Macro matt. »Das ist zu gefährlich.«
    »Gefährlich ist unsere Lage ohnehin«, sagte Cato. »Doch wenn wir etwas versuchen, könnten wir sie vielleicht einen Tag oder so zurückwerfen und uns damit etwas Zeit verschaffen. Das müsste doch einen Versuch wert sein, Herr.«
    Macro war nicht überzeugt. »Ich habe dir gesagt, wer in der Dunkelheit da rausgeht, kommt auf dem Weg durch unsere Verteidigungsanlagen unweigerlich von der richtigen Route ab.«
    Cato betrachtete Macros Fackel, und Macro bemerkte jenes Funkeln, das immer dann in die Augen seines Freundes trat, wenn Cato einen seiner aberwitzigen Einfälle hatte. Er fühlte, wie sein Herz sank.
    »Lass mich einen Angriff führen, Herr.«
    »Bist du des Lebens schon so sehr müde, Cato?«
    »Nein. Ich bin nur nicht besonders scharf darauf, herumzusitzen und darauf zu warten, bis man mich umbringt. Außerdem glaube ich, dass es einen sicheren Weg durch unsere Verteidigungsanlagen gibt.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Macro leise den jungen Centurio. Cato hatte sich das Gesicht und jeden anderen Körperteil geschwärzt, der nicht von der dunkelbraunen Tunika bedeckt wurde, die er trug. Er hatte seinen Schwertgürtel umgelegt und von seiner Schulter hing eine Provianttasche, in der sich eine Zunderbüchse und mehrere kleine Ölkrüge befanden. Hinter ihm stand eine kleine Truppe von zwanzig Mann, die für ihre nächtliche Aufgabe genauso wie er ausgerüstet worden waren.
    »Mir geht’s gut, Herr. Sorg nur dafür, dass die beiden Lampen nicht ausgehen.« Cato nickte in Richtung der Brüstung, wo eine Öllampe ein schwaches, flackerndes Licht verbreitete. Im höchsten Fenster des Hauptquartiers hatte man eine zweite Lampe angezündet. Beide Lampen waren so platziert worden, dass der schmale Pfad, der in Richtung Norden zwischen den Fallen und Hindernissen hindurchführte, die exakte Verlängerung der beiden schimmernden Punkte bildete.
    Macro umfasste den Arm seines Freundes. »Erledige deinen Auftrag, und komm sofort zurück. Lass dich zu nichts hinreißen. Ich kenne dich.«
    Cato grinste. »Vertrau mir, Herr. Ich will nicht länger da draußen sein als unbedingt notwendig.«
    Macro drückte Catos Arm. »Na dann, viel Glück.«
    Er trat einen Schritt zurück und nickte dem Wachposten zu. So leise wie möglich schob der Soldat die Riegel zurück und drückte das Ausfalltor auf. Die Torangeln knirschten leise, und Macro hielt die Luft an, denn das Geräusch wirkte in der Stille jenseits der Festungsmauer außerordentlich laut. Der Wachsoldat hielt einen Augenblick inne und drückte dann das Tor weiter, aber noch langsamer auf. Schließlich war der Spalt so groß, dass Cato und seine Männer sich nach draußen schieben konnten.
    »Los!«, flüsterte Cato, und mit einem letzten, ermutigenden Blick auf die dunkle Gestalt Macros verließ er die Festung. Kein Mond stand am Himmel, und graue Wolkenfetzen bedeckten die meisten Sterne, sodass die Landschaft in fast vollständige Dunkelheit gehüllt war. Cato und seine Männer würden also perfekt getarnt sein. Aber natürlich war es ebendieser Mangel an Licht, der für die Römer gleichzeitig die größte Gefahr darstellte. Unter solchen Bedingungen war es ohne Weiteres möglich, über einen feindlichen Wachposten oder eine feindliche Patrouille zu stolpern. Deshalb war Cato entschlossen, so vorsichtig wie möglich vorzurücken. Als der letzte Mann die Festung verließ und das Ausfalltor sich leise hinter ihm schloss, wartete Cato noch einen Augenblick, in dem er nach irgendeinem Zeichen Ausschau hielt und auf alle möglichen Geräusche lauschte, welche ihm verraten würden, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher