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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Gebäude dahinter, sodass die Soldaten zusammenzuckten und in Deckung gingen, bis die Offiziere sie wieder mit energischen Befehlen an die Arbeit trieben. Bis zum Mittag hatte die Kohorte das Glück, keine größeren Verluste zu erleiden, doch dann raste einer der Felsen mitten in einen Arbeitstrupp. Ein Soldat wurde zu einer kaum noch erkennbaren Masse aus blutigen Körperteilen zerschmettert, während seine Kameraden von den Steinsplittern verwundet wurden, die beim Aufschlag von der Masse des Felsbrockens wegspritzten. Sofort gab Cato die Anweisung, die Leiche wegzuschaffen, die Verwundeten in die Krankenstation zu bringen und die ausgefallenen Männer durch neue Soldaten zu ersetzen.
    Als schließlich am späten Nachmittag ein weiterer Schuss direkt in das Torhaus krachte, war ein düsteres Rumpeln zu hören, das mitten aus dem Mauerwerk kam. Ein Spalt erschien, der diagonal von der Brüstung bis fast zum Fundament reichte. Die Männer hielten einen Augenblick inne und sahen auf, bevor sie sich voller Entschlossenheit wieder an die Arbeit machten. Unauffällig ging Cato zu Macro hinüber.
    »Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, Herr.«
    »Möglich«, erwiderte Macro. »Aber im Augenblick steht dieses Ding noch. Ich kann nur hoffen, dass es bis zum Einbruch der Nacht hält. Ich vermute, sie werden erst dann einen direkten Angriff wagen, wenn sie genau sehen können, was sie da eigentlich vor sich haben. Bis dahin müssen wir unser Bestes geben, was die neue Mauer betrifft.«
    Nach ein paar weiteren Schüssen brach eine Ecke des Torhauses zusammen und stürzte nach außen von der Festung weg, und sobald der Lärm des berstenden Mauerwerks verklungen war, konnten die Verteidiger das Triumphgeschrei der Feinde hören. Cato sah zum Torhaus auf und erkannte die breite Lücke im oberen Teil der Mauer neben dem eingestürzten Teil. Es war, als hätte ein Titan mit seinen Zähnen ein Stück aus den Verteidigungsanlagen herausgerissen. Und immer noch ging der Beschuss weiter, ohne in seiner Intensität nachzulassen. Seit dem Zusammenbruch der Ecke hatte Cato die Häufigkeit der Einschläge gezählt, und jetzt war es sogar so, dass die Felsblöcke in immer schnellerer Folge gegen die Festung geschleudert wurden. Jeder Treffer löste mehr Steine aus ihrer Verankerung, sodass weitere Teile des Torhauses auf den bereits vorhandenen Trümmerhaufen fielen – die großen mit einem lauten Knall, die kleinen mit einem leisen Klicken und Prasseln. Als die Sonne hinter dem feindlichen Lager zum Horizont herabsank, verwandelte sich die Ruine des Torhauses in eine gezackte Silhouette, bis auch der letzte Teil des Bogens über dem Tor in die Tiefe stürzte und nur noch Steintrümmer und zerschmetterte Holzbalken übrig waren.
    Sobald sich die Abenddämmerung über die Wüste senkte, stiegen Macro und Cato in einen der Ecktürme, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen. Einige Angreifer, die die Zerstörung des Torhauses tollkühn gemacht hatte, wagten sich so nahe an die Festung heran, dass sie die Aufmerksamkeit der Bogenschützen weckten, die in kurzen Abständen voneinander auf der Mauer postiert waren. Immer wieder zischte ein Pfeil durch die Luft auf diejenigen zu, die sich am weitesten vorgewagt hatten – woraufhin sie natürlich sofort auseinanderstoben und in Deckung gingen. Macro sah erfreut, wie ein Mann langsamer reagierte als seine Kameraden, die gerade in dem Moment aufblickten, in dem sich eine schwere, mit Widerkaken versehene Pfeilspitze in das Gesicht des Mannes bohrte und am Hinterkopf wieder austrat.
    »Guter Schuss!«, rief Macro über die Mauer hinweg, und einer der Bogenschützen drehte sich rasch zu ihm um und verbeugte sich, um ihm zu danken, bevor er sogleich den nächsten Pfeil an die Sehne seines Bogens legte und nach einem neuen Ziel Ausschau hielt.
    Während das letzte Licht des Tages zu schwinden begann, beschoss der Feind die Überreste des Torhauses und stellte das Feuer schließlich ein. Morgen würde der Beschuss weitergehen, und danach würde es nur noch wenige Stunden dauern, bis die Bresche so groß wäre, dass Bannus mit seiner Armee einen ersten Sturmangriff starten konnte. Nach und nach erleuchteten mehrere Feuer das Lager des Feindes, und während die Verteidiger weiter an ihrer neuen Mauer bauten, konnten sie deutlich hören, wie Gesang und Gelächter zu ihnen herüberklangen. Macro und Cato inspizierten die Arbeit ihrer Männer im Schein der Fackeln. Die neue Mauer hatte eine Höhe von

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