Die Jagd des Adlers
Moment nur als Schatten sichtbar war. Kurz darauf rollte der Donner über die Stadt hinweg.
Narcissus reckte sich. »Genau das macht mir zu schaffen, Cato. Die Formulierungen sind so vage, dass damit alle Bedrohungen gemeint sein könnten. Ich brauche jemanden, der diese Angelegenheit gründlich untersucht, die Gefahren vernünftig einschätzt und die Probleme, falls möglich, löst.«
»Löst?« Cato lächelte. »Ich glaube, das ist das Musterbeispiel einer vagen Umschreibung. Das Wort kann für ganz verschiedene Vorgehensweisen stehen.«
»Natürlich.« Narcissus erwiderte Catos Lächeln. »Und es liegt an dir, dich für die Mittel zu entscheiden, die du einsetzen willst, um jegliches Problem aus der Welt zu schaffen, das deiner Ansicht nach dem Kaiser bedrohlich werden könnte.«
»An mir?«
»An dir und Macro natürlich. Du kannst ihn von Ravenna aus mitnehmen, wenn ihr Richtung Osten in See stechen werdet.«
»Augenblick mal …«
»Unglücklicherweise können wir nicht warten. Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Du must sofort aufbrechen und Rom verlassen.«
Cato starrte Narcissus mit feindseliger Miene an. »Wir wären fast gestorben bei der letzten Mission, auf die du uns geschickt hast.«
»Du bist Soldat. Die Gefahr, getötet zu werden, bringt dein Beruf so mit sich.«
Voller Wut und von einem Gefühl der Ungerechtigkeit erfüllt, fixierte Cato den kaiserlichen Sekretär einen Augenblick lang. Dann zwang er sich, so ruhig wie möglich zu antworten. »Macro und ich haben das nicht verdient. Haben wir nicht schon genug für dich getan?«
»Kein Mensch kann im Dienste Roms zu viel tun.«
»Such jemand anderen. Jemanden, der für eine solche Aufgabe besser geeignet ist. Lass Macro und mich in den gewöhnlichen Militärdienst zurückkehren. Darin sind wir beide am besten.«
»Ihr beiden seid gute Soldaten«, stimmte Narcissus ihm mit sanfter Stimme zu. »Wirklich. Aber genau die Tatsache, dass ihr Soldaten seid, ist eine nützliche Tarnung bei eurer eigentlichen Mission. Du und Macro, ihr beide werdet einer Einheit der Grenztruppen in der Provinz zugeteilt. Da ihr zu den ganz wenigen Menschen gehört, die etwas über die Prophezeiungen wissen, seid ihr die naheliegendste Wahl für diese Aufgabe.« Er zuckte mit den Schultern. »In gewisser Weise seid ihr Opfer eures eigenen Erfolgs, wie man so sagt. Komm schon, Cato. Es ist ja nicht so, als würde ich euch auffordern, euer Leben zu riskieren. Ich will nichts weiter von euch als eine Einschätzung der Lage.«
»Und dass wir die damit verbundenen Probleme lösen.«
»Genau. Und dass ihr die damit verbundenen Probleme löst.«
»Mit welchen Mitteln?«
»Ihr handelt auf direkte Anweisung des Kaisers. Ich habe bereits ein Dokument in diesem Sinne vorbereitet. Es wartet in einem anderen Büro auf euch, zusammen mit Centurio Macros Berufung auf seinen neuen Posten, dem Bericht aus Caesarea und einigem anderen Material, das meiner Meinung nach nützlich für dich sein könnte. Ich hätte gerne, dass du es heute Nacht noch durchliest.«
»Alles?«
»Ja. Ich glaube, das wäre sinnvoll, weil du Rom schon morgen früh verlassen wirst.«
Centurio Florianus schüttelte den Kopf, als Cato seinen Bericht über die Einzelheiten der Unterredung mit Narcissus beendet hatte. »Das ist hart. Anscheinend will der kaiserliche Sekretär unbedingt dafür sorgen, dass ihr euch jede einzelne Sesterz eures Solds auch wirklich verdient.«
Macro verdrehte die Augen. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie entschlossen er dazu ist.«
»Natürlich«, sagte Cato leise, »darfst du niemals mit irgendjemandem über diese Schriftrollen sprechen. Narcissus hat mich angewiesen, abgesehen von dir niemanden darüber zu informieren. Nur eine Handvoll Menschen wissen, dass diese Prophezeiungen existieren, und in den östlichen Provinzen gibt es außer uns dreien überhaupt niemanden mehr. Narcissus will, dass das auch so bleibt. Ist das klar?«
Florianus nickte.
»Gut«, fuhr Cato fort. »Ich werde dich nicht dadurch beleidigen, dass ich dich bitte, mir deine Verschwiegenheit zu schwören. Wir drei kennen den kaiserlichen Sekretär gut genug, um uns vorstellen zu können, was er uns antun würde, sollten wir dieses Geheimnis jemals verraten.«
»Mach dir keine Sorgen«, erwiderte Florianus leichthin. »Ich weiß, was aus Leuten wird, die versuchen, mit Narcissus falsches Spiel zu treiben. Ich war einer seiner Verhörspezialisten.«
»Ah …«, sagte Macro und schien etwas
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