Die Jagd des Adlers
die Kavalleristen in einer großen Staubwolke an ihnen vorbeigaloppierten. Sobald das Lager hinter ihnen lag, schwärmten die Reiter aus und bildeten zwei Linien: Scrofas Männer nahmen links der Infanteriesoldaten Aufstellung, Postumus’ Männer rechts. Cato und Macro hatten unterdessen die letzte Hundertschaft erreicht und rannten jetzt mitten unter den einfachen Soldaten weiter. Cato warf einen Blick über die Schulter und musste entsetzt feststellen, dass mehrere Judäer ihm hinterhersprinteten und nicht mehr als fünfzig Schritte von ihm entfernt waren. Einige von ihnen blieben abrupt stehen und fingen an, ihre Schleudern über ihren Köpfen zu schwingen.
»Vorsicht!«, schrie Cato. »Schleudern!«
Er drehte sich um und hob seinen Schild gerade noch rechtzeitig, um einen Stein abzuwehren, der über die Schildkante schrammte und über seinen Helm hinwegflog. Ein anderer Soldat hatte nicht so viel Glück und wurde von einem Stein im Kreuz erwischt. Sofort knickten seine Beine weg, und vor Schmerz und Überraschung aufschreiend, stürzte er nach vorn. Einer seiner Kameraden blieb stehen und eilte an seine Seite.
»Lass ihn!«, befahl Macro und stieß den Soldaten zurück in die Kolonne. Cato drehte sich um und rannte weiter, um die Männer vor sich einzuholen, wobei er seine Schultern anspannte und den Kopf ein wenig senkte, als würde er dadurch zu einem viel schwerer zu treffenden Ziel. Weitere Steine zischten neben den Römern durch die Luft, doch diesmal gab es zusätzliche Verluste. Die Männer näherten sich der Deckung, die die Reitereischwadronen ihnen boten, und Macro rief: »Kavallerie! Angriff! Sofort!«
Scrofa und Postumus hoben ihre Schwerter, und die grimmig dreinblickenden Soldaten der vier Schwadronen trieben ihre Pferde an. Sie ritten an Macro und Cato vorbei, und die Judäer, die die Römer verfolgten, machten durch den Sand schlitternd halt, als sie sich der Gefahr bewusst wurden, und begannen, sich zurückzuziehen. Hinter ihnen jedoch konnte Cato feindliche Reiter erkennen, die auf die römische Kavallerie zustürmten. Die Parther, die eine lang gezogene Angriffslinie bildeten, kamen rasch näher. Sie hatten ihre Bogen gezückt und trieben ihre Pferde an, indem sie mit den in den Scheiden steckenden Schwertern auf die Flanken der Tiere einhieben. Die Männer, die in Gefahr waren, zwischen die beiden Linien Berittener zu geraten, stürmten hektisch aus der rasch sich schließenden Lücke. Macro und Cato eilten weiter im Laufschritt auf die Festung zu, wobei sie immer wieder einen Blick über die Schulter warfen. Plötzlich blieb Macro stehen und drehte sich um.
»Verdammt, was tut er da?«
Jetzt blieb Cato ebenfalls zurück. Er trat auf den Präfekten zu und erkannte, dass Postumus’ Schwadronen nach rechts ausscherten und sich diagonal von der Angriffslinie des Feindes abwandten. Postumus hob den Arm nach vorn und schrie einen Befehl, dessen Sinn Macro und Cato nicht verstanden. Postumus’ Reiter wurden immer schneller und galoppierten schließlich vom feindlichen Lager weg in Richtung Norden. Unterdessen zügelte Scrofa sein Pferd und ließ seine Männer etwa einhundert Schritte von den feindlichen Truppen entfernt anhalten. Er drehte sich um und sah zu, wie Postumus mit seinen Männern davonritt.
»Dieser Bastard lässt uns im Stich«, sagte Macro verwundert.
»So ein Narr«, murmelte Cato. »Wohin glaubt er wohl fliehen zu können?«
»Wen kümmert’s?« Macro wandte sich wieder den Männern zu, die sie verfolgten. Scrofa und seine beiden Schwadronen befanden sich jetzt zwischen den Infanteristen, die auf die Festung zueilten, und einer feindlichen Horde, die ihnen verzweifelt hinterherjagte und sie auslöschen wollte. »Nur Scrofa kann uns jetzt noch retten.«
KAPITEL 30
S crofa starrte zu den näher kommenden Parthern hinüber und warf dann einen Blick zu Macro zurück, als suche er dessen Führung. Macro fluchte leise und murmelte: »Du hast deine Befehle, Mann. Führ sie verdammt noch mal aus!«
»Er wird ebenfalls davonlaufen«, schloss Cato und griff nach dem Arm seines Freundes. »Wir müssen los. Sofort!«
»Warte!« Macro hob den Arm und deutete auf den Feind. Einen kurzen Moment lang blieb Scrofa vollkommen regungslos. Dann nickte er. Er salutierte ein letztes Mal förmlich vor Macro, bevor er sein Schwert den Parthern entgegenreckte und den Befehl zum Angriff erteilte. Scrofas Männer trieben ihre Pferde an und stürmten, die Schilde eng an den Körper gedrückt,
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