Die Jagd des Adlers
kaum.«
Macro lächelte kurz, doch er wirkte nachdenklich. »Weißt du, hinter all diesen Dingen könnte mehr stecken, als es zunächst den Anschein hat.«
»Dieses Haus niederzubrennen. Den Briganten zu kreuzigen.« Macro hob die Augenbrauen. »Ich habe den Eindruck, Scrofa könnte kaum noch mehr tun, um einen Aufstand der Leute aus diesem Dorf zu provozieren, nachdem er leichtfertig die Chance verspielt hat, von einem Gefangenen ein paar Informationen zu bekommen.«
»Verstehe.« Cato nickte. »Wenn man es so betrachtet, scheint Narcissus mit seinem Verdacht bezüglich dem, was hier vor sich geht, recht zu haben.«
»Und wenn er mit Scrofa und seinem Adjutanten Postumus recht hat, dann werden wir sehr vorsichtig sein und unseren Rücken wirklich immer im Auge behalten müssen. Ich habe kein Interesse, auf dieselbe Weise wie Scrofas Vorgänger zu enden.«
Am nächsten Morgen brachen die Überlebenden der Eskorte mit dem ersten Tageslicht auf, um nach Jerusalem zurückzukehren. Scrofa hatte einem seiner jüngeren Offiziere das Kommando über die Schwadron übertragen und Symeon befohlen, die Männer auf einem anderen Weg als demjenigen, den sie zur Festung genommen hatten, sicher in die Stadt zurückzuführen. Der Veteran hatte eine Botschaft von Macro bei sich, mit der der Prokurator in Caesarea um eine möglichst rasche Bestätigung von Macros Ernennung zum Kommandanten der Zweiten Illyrischen gebeten wurde. Angesichts der Entfernung würde es mehrere Tage dauern, bis eine Antwort die beiden Centurien erreicht hätte. Bis dahin würden Macro und Cato wie Offiziere im Ruhestand behandelt werden: Sie hatten keine Pflichten und konnten sich nach Belieben in der Festung aufhalten oder diese verlassen. Da Macro und Cato den wahren Zweck hinter ihrer Anwesenheit vor Ort niemals aus den Augen verloren, gingen sie unmittelbar nach dem Frühstück in der Messe mit den anderen Offizieren zur Lagebesprechung bei Scrofa.
Die Centurionen und die jüngeren Offiziere der Kohorte versammelten sich auf den Bänken in der Halle des Hauptquartiers, und während sich die Männer aus der Festung beim Warten auf Scrofa und seinen Adjutanten unterhielten, musterte Cato sie verstohlen. Die Offiziere wirkten abgelenkt und nervös und sprachen nur in gedämpftem Ton miteinander. Gelegentlich warf einer von ihnen einen Blick in Richtung der Neuankömmlinge, doch niemand ging zu ihnen, um sich vorzustellen. Cato schien es, als seien sie voller Misstrauen. Aber warum? Sie konnten nicht wissen, dass Macro und Cato für Narcissus arbeiteten. Und weil Scrofa nur vorübergehend ernannt worden war, mussten sie ohnehin mit einem neuen Kommandanten rechnen, der ihn auf Dauer ersetzen würde. Bis jetzt hätte den Offizieren an Macros und Catos Auftauchen eigentlich nichts ungewöhnlich vorkommen dürfen, und doch spürte Cato, dass etwas nicht in Ordnung war.
Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als Centurio Postumus durch die Tür marschierte und mit bellender Stimme rief: »Befehlshabender Offizier anwesend!«
Die Bänke knirschten, als die versammelten Offiziere aufstanden und Haltung annahmen, während Scrofa die Halle betrat, zu dem vorn aufgestellten Tisch ging und sich setzte.
»Setzt euch.«
Die Offiziere rührten sich und setzten sich wieder auf ihre Bänke. Als alles ruhig war, räusperte sich Scrofa und begann mit der Besprechung.
»Zunächst möchte ich euch offiziell die Centurionen Macro und Cato vorstellen.« Er deutete auf die beiden, und sie standen kurz auf, woraufhin Scrofa fortfuhr: »Ich bin mir bewusst, dass inzwischen einige Gerüchte die Runde machen, die die Anwesenheit der beiden in Bushir betreffen. Nur um das zu klären: Die Centurionen Macro und Cato behaupten, von Rom hierhergeschickt worden zu sein, um mich und Centurio Postumus abzulösen. Unglücklicherweise war Centurio Macro bei seinem gestrigen Versuch, seinen Verfolgern so schnell wie möglich zu entkommen, gezwungen, sein Gepäck zurückzulassen, in dem sich auch die Befehle aus dem Kaiserpalast befanden.«
Halblautes Gelächter machte unter den Offizieren die Runde, und die meisten von ihnen setzten eine amüsierte Miene auf, während Macro vor Verlegenheit und Wut errötete. Scrofa lächelte, als er fortfuhr.
»Deshalb werden wir sie bis zur Bestätigung ihrer Ernennung gerne als Ehrengäste in der Festung Bushir willkommen heißen. Ihr, meine Offiziere, werdet möglicherweise die Gelegenheit nutzen wollen, euch selbst in den nächsten Tagen dem
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