Die Jagd des Adlers
dazu, sich Bannus anzuschließen. Jedes Mal, wenn er eine unserer Patrouillen angreift und einige unserer Männer tötet, wird das in den Dörfern gefeiert.« Parmenion hielt inne und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Herr, aber ich glaube einfach nicht, dass dein Vorgehen zu den gewünschten Ergebnissen führt. Wir sollten versuchen, diese Leute für uns zu gewinnen, und sie nicht für Dinge bestrafen, die von den Briganten begangen werden.«
Centurio Postumus deutete mit ausgestrecktem Finger auf Parmenion, als wolle er auf ihn einstechen. »Danke, Centurio Parmenion. Ich bin mir deiner langen Erfahrung in dieser Provinz durchaus bewusst, aber das wäre alles für heute. Ihr habt eure Befehle. Ihr müsst nichts weiter tun, als sie auszuführen. Glaubt mir, sobald die Leute begriffen haben, dass Rom nicht das geringste Anzeichen von Widerstand dulden wird, wird in dieser Region Ordnung herrschen. Außerdem haben mir meine Quellen berichtet, dass die Anzahl von Bannus’ Männern immer wieder übertrieben dargestellt wurde. Sie sind schlecht bewaffnet und besitzen an Ausrüstung kaum mehr als die paar Fetzen, die sie am Leib tragen. Sie sind nichts weiter als eine Handvoll elender Straßenräuber.«
»Herr, ich bin nicht sicher, wie weit wir uns auf deine Quellen verlassen können. Bisher waren sie uns keine große Hilfe. Und ganz abgesehen davon neigen Menschen, die für Informationen bezahlt werden, dazu, ihrem Auftraggeber das zu berichten, was dieser ihrer Meinung nach hören will.«
»Ich vertraue ihnen«, sagte Scrofa mit fester Stimme. »Die Bedrohung, die von Bannus ausgeht, ist minimal.«
Parmenion zuckte mit den Schultern und nickte in Macros Richtung. »Aber anscheinend haben sie der Eskorte des Centurio ziemlich übel mitgespielt.«
Postumus lächelte. »Sagen wir besser, die Eskorte des Centurio hat die reale Gefahr maßlos überschätzt.«
Parmenion wandte sich an Macro. »Was glaubst du, Herr? Du wurdest von ihnen angegriffen. Wie groß schätzt du die Gefahr ein, die uns durch Bannus droht?«
Für einen kurzen Augenblick schob Macro die Lippen vor, bevor er antwortete. »Es war eine geschickt aufgebaute Falle. Er hat uns an einer schmalen Stelle des Weges angegriffen, wobei er etwa dreihundert bis vierhundert Mann bei sich hatte. Ja, es stimmt, ihre Bewaffnung war armselig, und es standen ihnen nur wenige Pferde zur Verfügung. Aber wenn es Bannus gelingt, so viele Männer für einen simplen Hinterhalt aufzubringen, dann könnte ich mir vorstellen, dass man mit der Streitmacht, über die er insgesamt verfügt, durchaus rechnen muss. Jedenfalls dann, wenn es ihm gelingt, seine Kämpfer in angemessenerer Weise auszubilden und auszurüsten. Wir konnten ihre Reihen eigentlich nur deshalb durchbrechen, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass wir sie unsererseits angreifen würden.«
Während sein Freund sprach, lief es Cato eiskalt über den Rücken. Was hatte Bannus vor Miriams Haus gesagt? Etwas über Freunde, die kurz davor stünden, ihm zu helfen. Und dass er schon bald eine Armee hinter sich vereinen würde. War das mehr als nur Prahlerei? Mehr als die eitle Angeberei eines Geächteten, der dazu verdammt war, den Rest seiner Tage auf der Flucht zu verbringen? Und doch schien Präfekt Scrofa bereit zu sein, den Führer der Briganten nicht anzutasten, solange er nur dessen vermeintliche Unterstützer angreifen konnte. Und wenn Scrofa so weitermachte, dann würden selbst diejenigen, die sich bisher noch nicht auf Bannus’ Seite geschlagen hatten, genau dies schon sehr bald tun.
Wieder reagierte Centurio Postumus anstelle seines Kommandanten. Er nickte, als stimme er Macro zu, und deutete ein Lächeln an. »Natürlich ist es möglich, dass du in deinem Bemühen, deinen Angreifern so rasch wie möglich zu entkommen, die Gefahr überschätzt hast.«
Macro starrte den Adjutanten grimmig an. »Nennst du mich einen Lügner?«
»Natürlich nicht, Herr. Ich meine nur, dass es in der Hitze des … nun ja, in der Hitze des Kampfes schwierig gewesen sein muss, genau zu erkennen, mit wie vielen Kämpfern du es zu tun hattest.«
»Verstehe.« Macros Miene verdüsterte sich. »Wenn du mir nicht glaubst, frag Centurio Cato, mit wie vielen Männern er es seiner Meinung nach aufnehmen musste.«
»Wie könnte uns das etwas nützen? Er war in derselben bedrohlichen Lage wie du. Warum sollte sein Urteil angemessener ausfallen? Ganz abgesehen davon, dass er am Kopf verletzt wurde. Er hätte sich
Weitere Kostenlose Bücher