Die Jagd des Adlers
ebenso leicht hinsichtlich der Zahl der Angreifer täuschen können. Ich versichere dir, wir haben absolut zuverlässige Informationen darüber, dass die Bedrohung durch Bannus nur minimal ist.«
Cato beugte sich vor. »Warum dann dieser Aufwand ständiger Strafexpeditionen gegen die Dörfer der Umgebung?«
»Weil wir diese Leute davon abhalten müssen, Bannus weiter zu unterstützen. Wenn wir zu viel Milde zeigen, werden wir unweigerlich schwach wirken. Dann könnte Bannus behaupten, dass er – vorausgesetzt, er findet genügend Männer – in der Lage wäre, die Menschen Judäas von der römischen Herrschaft zu befreien.«
»Und doch hat Centurio Parmenion recht: Wenn ihr gegenüber den Judäern weiterhin so hart auftretet, werdet ihr sie nur Bannus in die Arme treiben. Vielleicht sollten wir versuchen, diese Menschen für uns zu gewinnen.«
»Das ist sinnlos«, meldete sich Scrofa zu Wort. »Es ist ganz offensichtlich, dass sie uns aus tiefstem Herzen hassen. Wir werden sie nie auf unsere Seite ziehen, solange sie sich so heftig an ihren Glauben klammern. Was bedeutet, dass wir sie nur durch Einschüchterung im Zaum halten können.«
Macro lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Sollen sie nur hassen, solange sie fürchten … nicht wahr?«
Der Präfekt zuckte mit den Schultern. »Das Motto scheint zu funktionieren.«
Cato fühlte, wie sein Herz sank. Scrofas Vorgehen war kurzsichtig und gefährlich, besonders in der augenblicklichen Situation, da Bannus den Opfern dieser Einstellung eine Möglichkeit gab, sich zu wehren. Aus jedem Dorf, das sich die Römer vornahmen, um daran ein Exempel zu statuieren, liefen Bannus neue Männer zu und füllten seine Reihen mit Kämpfern, die Rom und alle, die sie für Unterstützer der römischen Sache hielten, fanatisch hassten.
»Wie auch immer«, schloss der Präfekt. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Die Befehle wurden erteilt, und sie werden ausgeführt werden. Die Besprechung ist vorüber. Centurio Postumus wird die entsprechenden Anweisungen für die betroffenen Offiziere schriftlich festhalten lassen. Ich wünsche euch einen schönen Tag, Männer.«
Die Bänke schabten über die Steinplatten, als die Offiziere aufstanden und Haltung annahmen. Scrofa nahm sein Wachstäfelchen an sich und verließ die Halle. Sobald er gegangen war, rief Postumus »Rührt euch!«, und die Männer standen wieder bequem.
Cato versetzte seinem Freund einen leichten Stoß. »Ich glaube, wir sollten uns mal mit Centurio Parmenion unterhalten.«
Macro nickte und sah sich nach den anderen Offizieren um, die nach und nach die Halle verließen, um sich den Pflichten des heutigen Tages zu widmen. »Ja, aber nicht vor seinen Kameraden. Vielleicht sollten wir ihn bitten, uns die Festung zu zeigen. Dagegen kann niemand etwas einwenden. Es ist ganz natürlich, dass Neuankömmlinge sich erst einmal umsehen wollen.«
KAPITEL 11
D ie Festung Bushir war auf die allgemein übliche Art angelegt, der auch fast alle anderen römischen Festungen folgten. Das Gebäude des Kommandanten, das Hauptquartier, die Krankenstation und mehrere Lagerräume nahmen allesamt eine zentrale Position ein und lagen an den beiden Hauptverbindungswegen, die sich durch die Festung zogen und in der Mitte im rechten Winkel kreuzten. An den beiden Längsseiten der Festung erstreckten sich die Mannschaftsunterkünfte mit ihren niedrigen Dächern, wobei jeweils acht Angehörige einer Kohorte in einem Raum untergebracht waren; die einzelnen Gebäude waren dabei der jeweiligen Schwadron oder Hundertschaft zugeteilt. Die Ställe lagen in einer gesonderten Ecke der Festung; der beißende Geruch der Tiere erfüllte die heiße Luft, die wie eine erstickende Decke über allem hing. Während Centurio Parmenion sie herumführte, bemerkte Cato überall Beispiele einer Nachlässigkeit, die in den meisten aus Hilfstruppen bestehenden Kohorten nicht geduldet würde – und in den mächtigen Festungsanlagen der Legionen, mit denen er vertrauter war, ohnehin nicht. Es gab zerbrochene Türen und Luken, Essensreste lagen auf den Verbindungswegen, und mehrere Anlagen schienen nur schlecht gewartet zu werden, was besonders für das ausgetrocknete Holz der beiden schweren Pfeilschleudern galt, mit denen die Türme ausgerüstet waren. Diese Waffen waren ziemlich nutzlos, denn sie würden bersten, sobald man das Holz unter Spannung versetzte, um damit zu schießen. Darüber hinaus fiel Cato die offensichtliche Lustlosigkeit
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