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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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vieler einfacher Soldaten der Kohorte auf, und er fragte sich, ob sich mehr dahinter verbarg als die übliche Reaktion einer jahrelangen Stationierung auf einem derart öden Außenposten.
    Als die drei Centurionen die Leiter zum Wachturm über dem Haupttor hinaufstiegen, entschied sich Macro dafür, die Dinge direkt anzusprechen.
    »Hast du schon immer bei den Hilfstruppen gedient, Centurio Parmenion?«
    »O nein! Ich bin ein richtiger Soldat. Ich war siebzehn Jahre bei der Dritten Gallischen in der Nähe von Damaskus, zuletzt als Optio. Dann habe ich mich in die Zweite Illyrische versetzen lassen, wobei ich zum Centurio befördert wurde. Seither bin ich hier. Noch ein, zwei Jahre, dann endet mein Dienst.«
    »Verstehe.«
    »Warum fragst du?«
    »Weil ich nicht verstehe, wie die Festung in einen solchen Zustand geraten konnte, wenn es Leute mit deinem Hintergrund hier gibt.«
    Parmenion antwortete erst, als die drei im Schatten eines Dachs aus Palmblättern auf der kleinen Plattform des Wachturms standen. Um sie herum erstreckte sich die Wüste unter der gleißenden Sonne schimmernd bis zum Horizont. Parmenion fixierte Macro mit festem Blick. »An dieser Kohorte gibt es nichts auszusetzen, Centurio Macro. Jedenfalls nicht an den Mannschaften«, fügte er vorsichtig hinzu.
    »Und an den Offizieren?«
    Parmenion warf Cato einen kurzen Blick zu, wandte sich dann aber wieder an Macro. »Warum fragst du mich das? Worauf willst du hinaus?«
    »Auf gar nichts«, erwiderte Macro leichthin. »Aber schließlich werde ich bald das Kommando über die Kohorte übernehmen, und ich würde gerne einige Dinge ändern … oder eigentlich eher verbessern. Ich war einfach neugierig, wie die Kohorte in den Zustand geraten konnte, in dem sie sich jetzt befindet. Meiner Erfahrung nach ist eine Einheit nur so gut wie ihre Offiziere.«
    Diese Erklärung schien Parmenion zu überzeugen, und er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Die meisten sind ganz in Ordnung. Oder sie waren es, bis Centurio Postumus hier aufgetaucht ist. Das war noch unter dem vorherigen Kommandanten.«
    »Was hat sich mit Postumus geändert?«
    »Zuerst noch gar nichts. Der frühere Adjutant war nach langer Krankheit gestorben. Postumus wurde von Damaskus hierherversetzt, um seinen Posten zu übernehmen. Wie Scrofa nach ihm. Er hat alle seine Pflichten ordentlich erfüllt. Nach einiger Zeit hat er sich freiwillig gemeldet, um Schwadronen auf Patrouille durch die Wüste zu führen. Wie du dir vorstellen kannst, machte ihn das bei all denjenigen überaus beliebt, die keine große Lust darauf hatten, in Sonne und Staub durch die Gegend zu reiten. Sei’s drum. So jedenfalls standen die Dinge, bis der frühere Kommandant Besuch von einem Vertreter der Karawanen-Kartelle erhielt. Anscheinend beklagte er sich darüber, dass Postumus sich für den Schutz der Karawanen bezahlen ließ. Der Präfekt wollte Beweise und begleitete Postumus auf seiner nächsten Patrouille. Und kam nicht mehr zurück.«
    Cato hob die Augenbrauen. »Welch günstige Entwicklung für Centurio Postumus – wenn man es vom Standpunkt eines Zynikers aus betrachten will.«
    »Genau.« Parmenion lächelte. »Doch wie auch immer … Schließlich tauchte Scrofa hier auf, und seither wurden diese Vorwürfe nicht weiterverfolgt.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Cato: »Willst du damit sagen, dass der Präfekt in diese Geschäfte verwickelt ist? Und wie steht es mit den anderen Offizieren?«
    Parmenion schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Worüber?«, wollte Cato wissen.
    Macro unterbrach die beiden ungeduldig. »Irgendetwas geht hier vor. Die Offiziere scheinen sich untereinander uneins zu sein, und die Mannschaften vernachlässigen offensichtlich ihre Pflichten. Jeder Idiot kann das sehen.«
    »Wenn jeder Idiot das sehen kann, dann brauchst du mich ja wohl nicht, um dir Informationen über meine Offizierskollegen zu verschaffen.«
    »Niemand verlangt von dir, dass du uns gegenüber als Informant auftrittst«, erwiderte Cato mit sanfter Stimme. »Aber ein Veteran wie du muss doch wissen, was hier gespielt wird. Warum hast du dich nicht beim Präfekten beschwert oder bei jemandem, der in der Befehlskette noch höher steht?«
    »Das habe ich durchaus. Ich habe mit Scrofa gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass die Männer nachlässig werden. Meine Klagen schienen ihn zu amüsieren. Seither wurde mir jedenfalls keine Wüstenpatrouille mehr zugeteilt. Er hat dafür gesorgt, dass ich nicht

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