Die Jagd des Adlers
nicht.«
»Wie viel?«
»Eintausend Drachmen.«
Der Anführer der Karawane verstummte mit steinerner Miene, doch kurz darauf brachen die anderen Kaufleute das Schweigen, indem sie sich heftig in ihrer eigenen Sprache zu Wort meldeten. In der Unterhaltung, die folgte, erkannte Macro den wütenden Klang ihrer Stimmen. Schließlich sorgte der Anführer dafür, dass seine Freunde wieder schwiegen, und wandte sich erneut an den Centurio. »Das ist zu viel.«
»Das bekommen wir von allen Karawanen, die diese Route nehmen, wenn sie unseren Schutz benötigen.«
»Und wenn wir nicht zahlen?«
»Dann steht es euch frei, weiterzureiten. Aber ihr setzt eure Reise auf eigene Gefahr fort. Das ist nicht ratsam. Ihr seid neu in dieser Gegend, nicht wahr?«
»Vielleicht.«
»Dann seid ihr euch möglicherweise der Gefahren nicht voll bewusst.«
»Wir können auf uns selbst aufpassen.«
»Wie ihr wünscht.« Postumus drehte sich im Sattel um und gab seinen Männern mit bellender Stimme den Befehl, den Weg frei zu machen. Dann wandte er sich wieder an den Anführer der Karawane, verneigte sich höflich und wendete sein Pferd, um seinen Männern zu folgen. Macro schloss zu ihm auf.
»Das ist anscheinend nicht besonders gut gegangen.«
»Oh, es ist noch nicht vorbei. Manchmal reagieren Kaufleute, die diese Route noch nicht kennen, auf diese Weise. Aber er wird schon bald seine Meinung ändern.«
»Du scheinst dir deiner Sache völlig sicher zu sein.«
»Ich habe allen Grund dazu.«
Postumus führte das nicht weiter aus, und Macro saß verärgert im Sattel, während die lange Reihe der Kamele mit ihren Lasten, begleitet von den Kameltreibern, schwankend an ihnen vorüberzog. Die Eskorte stand zwischen der Karawane und der römischen Schwadron und behielt Postumus und seine Männer misstrauisch im Auge, bis das letzte Tier vorüber war. Dann wendeten sie ihre Kamele und ritten wieder auf beiden Seiten der Karawane nach vorn. Nachdem sie schon ein ganzes Stück weitergezogen waren, wandte sich Macro an Postumus.
»Was nun?«
»Wir warten noch ein wenig, dann folgen wir ihnen.«
Macro hatte genug. »Hör zu, du sagst mir jetzt besser, was hier abläuft. Keine Spielchen mehr, Postumus. Erzähl mir einfach, was los ist.«
»Gut möglich, dass überhaupt nichts passiert, Herr. Vielleicht werden sie das Ziel ihrer Reise sicher erreichen, aber ich würde nicht darauf wetten. Zwischen hier und Gerasa treiben einige Räuberbanden ihr Unwesen.«
Sobald das Ende der Karawane etwa eine Meile entfernt war, befahl Postumus seinen Männern, langsam vorzurücken und dabei die Entfernung zur Karawane konstant aufrechtzuerhalten. Langsam verstrichen die Stunden, und Macro spürte, wie ihm die letzte Nacht, in der er kaum geschlafen hatte, zusetzte. Seine Augen fühlten sich schwer und angestrengt an, und immer wieder musste er blinzeln, um sie zu erfrischen. Die fernen Gestalten der Karawane vor ihm schienen ihn in Trance zu versetzen und seine Müdigkeit noch zu verstärken. Es war später Nachmittag, als Postumus die Kolonne so abrupt anhalten ließ, dass Macro fast aus dem Sattel gerutscht wäre. Er schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen und die geistige Mattigkeit zu vertreiben.
»Was ist passiert?«
»Genau das, was ich vermutet habe, Herr.« Postumus lächelte. »Straßenräuber, die aus der Wüste kommen. Da drüben.«
Er deutete nach rechts, und Macro sah, wie eine Reihe von Reitern auf ihren Kamelen hinter einer niederen Düne auftauchten und auf die nur langsam vorankommende Karawane zustürmten. Sofort bewegte sich Macros Hand zu seinem Schwert, und die Aussicht auf einen unmittelbar bevorstehenden Kampf vertrieb die Benommenheit aus seinem Kopf.
»Los geht’s!«
»Nein.«
»Was meinst du mit nein ?«, knurrte Macro. »Diese Männer greifen die Karawane an.«
»Genau.« Postumus nickte. »Ich vermute, die Kaufleute wünschen sich inzwischen, dass sie unser Angebot, sie zu beschützen, angenommen hätten. Jetzt lernen sie, wie teuer es werden kann, wenn man in dieser Gegend ohne angemessene Eskorte unterwegs ist.«
»Man wird sie abschlachten«, sagte Macro wütend. »Wir müssen etwas tun.«
»Nein«, erwiderte Postumus mit fester Stimme. Und während die Räuber sich der Karawane immer mehr näherten, verharrte die römische Schwadron vollkommen regungslos. »Im Augenblick werden wir absolut überhaupt nichts tun.«
KAPITEL 13
D ie Siedlung Heshaba war das erste Dorf, das auf der Route von Centurio
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