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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Nabatäa führte. Zu ihrer Linken erstreckte sich eine weite Ebene, die mit kleinen schwarzen Felsen bedeckt war, welche in der flirrenden Hitze der Mittagssonne zu verschwimmen schienen. Trotz seiner früheren Vorbehalte gegenüber der hier üblichen Kopfbedeckung hatte Macro inzwischen begriffen, wie praktisch sie in diesem heißen, staubigen Klima war. Solche Temperaturen hatte er nie zuvor erlebt. Bei Tag war die Hitze wie ein Schwall aus einem plötzlich geöffneten Ofen, und die kalten Nächte erinnerten ihn an den Winter in Britannien. In der Nacht zuvor hatte die Patrouille im Freien kampiert; schaudernd hatten sich die Männer in einer schmalen Schlucht in ihre Decken gewickelt. Jetzt musste Macro sich den Schweiß von der Stirn wischen, während er neben Centurio Postumus stand und die Handelsroute fixierte.
    »Was suchen wir? Ich kann bei diesem Hitzeflimmern kaum etwas erkennen. Es sieht aus wie Wasser.« Macro seufzte. »Ich könnte jemanden umbringen, nur um eine Runde schwimmen zu können.«
    Postumus lächelte. »Ich auch. Ich wäre lieber an jedem anderen Ort, nur nicht hier.«
    Macro grunzte zustimmend und sah dann den jungen Offizier an. Postumus war Mitte zwanzig, ein paar Jahre älter als Cato, schlank, mit eher dunkler Haut und einem Aussehen, das, so vermutete Macro, ihm einigen Erfolg bei den Damen einbrachte. »Na schön, wie lautet deine Geschichte?«
    Postumus drehte sich zu ihm um und hob eine Augenbraue. »Meine Geschichte?«
    »Wo kommst du her, Postumus?«
    »Brindisium. Mein Vater besitzt ein paar Schiffe. Er transportiert Fracht von und nach Piräus.«
    »Reich?«
    »Es lief jedenfalls so gut für ihn, dass er sich in den Ritterstand einkaufen konnte. Also vermute ich mal, dass man ihn reich nennen muss, ja.«
    »Warum bist du dann hier?«
    »Ich habe das Meer einfach nicht ausgehalten. Und weil ich dachte, ich hätte Sinn für Abenteuer, wurde ich Legionär.«
    »Welche Legion?«
    »Ich habe mich für die Zehnte entschieden.« Ein selbstkritisches Lächeln huschte über seine Züge. »Ich wollte in den Osten und gegen Partherhorden kämpfen.«
    »Und? Hast du es geschafft?«
    Postumus lachte. »Keine Chance! Der Kaiserpalast hat sich in den letzten Jahren auf ein Abkommen nach dem anderen mit den Parthern eingelassen. Und solange Palmyra genau zwischen beiden Reichen thront, wird das auch so bleiben.«
    Macro zuckte mit den Schultern und gab keinen Kommentar dazu ab. Laut den Informationen, die ihm und Cato zugänglich gemacht worden waren, hatten die Parther es auf Roms östliche Provinzen abgesehen. Wenn die Gerüchte über Cassius Longinus der Wahrheit entsprachen, dann war damit zu rechnen, dass die Parther die Ostgrenze des Imperiums stürmen würden, sobald Longinus die dort stationierten Legionen zum Marsch auf Rom abgezogen hätte.
    Postumus fuhr fort: »Sobald der Kampf gegen die Parther für mich nicht mehr in Frage kam, musste ich eine andere Beschäftigung finden. Also habe ich mich um die Ausbildung zum Kundschafter beworben.«
    Macro fixierte ihn mit festem Blick. Bei einem Feldzug bewegten sich die Aufgaben eines Kundschafters in einem engen Rahmen. Doch Kundschafter, die fest auf einem Außenposten stationiert waren, hatten eher mit dunklen Künsten wie Spionage und Folter zu tun. Macro hatte die Kundschafter in den Legionen, in denen er diente, nie gemocht. Seiner Meinung nach sollten die Pflichten eines Soldaten unverstellt und geradlinig sein; die Dinge, denen sich die Kundschafter widmeten, widerten ihn an.
    »Es war ganz amüsant«, fuhr Postumus fort, »doch dann erregte ich die Aufmerksamkeit von Cassius Longinus. Er hat mich unter seine Fittiche genommen, hat mich zum Centurio bei den Hilfstruppen befördert und nach Bushir beordert. Das war vor über einem Jahr. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich Antiochia vermisse.«
    »Kann ich mir vorstellen«, antwortete Macro aufrichtig. »Ich habe eine Menge darüber gehört. Stimmt eigentlich alles, was man sich so darüber erzählt?«
    Postumus nickte. »Jedes Wort. Es gibt kein Laster, das dort nicht käuflich wäre. Der Ort ist der Himmel für jeden Epikureer.«
    Macro leckte sich die Lippen. »Wenn mein Dienst hier beendet ist, wird Antiochia die erste Station auf meinem Weg zurück nach Rom sein.«
    Sein Gegenüber musterte ihn aufmerksam. »Was denkst du denn, wie lange du hier bleiben wirst?«
    Macro stieß einen stummen Fluch über seine unbedachte Bemerkung aus. Er zwang sich zu einem Grinsen. »So

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