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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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du einer der ganz wenigen Römer, die das jemals versucht haben.«
    »Das weiß ich. Ich kann mich nicht für das entschuldigen, was im Namen Roms angerichtet wurde. Ich bin nichts weiter als ein junger Offizier. Ich kann die Politik des Imperiums nicht ändern. Aber ich kann versuchen, mich anders zu verhalten. Das ist alles.«
    »Das ist sehr ehrlich von dir, Centurio.«
    »Wir könnten damit anfangen, unsere Beziehungen zu verbessern, indem du mich Cato nennen würdest.«
    Sie starrte ihn einen Moment lang an. Dann lächelte sie wieder. »Na schön, Cato. Wir werden reden.« Sie beugte sich vor, hob das Kästchen auf und verstaute es sicher unter ihrem Arm. Dann richtete sie sich wieder auf und nickte Cato zu. »Komm mit. Du auch, Yusef.«
    Und sie führte Cato durch die stillen Straßen und dann ein Stück weit aus dem Dorf hinaus zu einem großen Becken, in dem das Regenwasser aufgefangen wurde, das im Winter und im Frühling die Hänge des Wadis herabrann. Jetzt war es fast ausgetrocknet, und ein paar Ziegen nagten an den Grasbüscheln, die in der rissigen Erde am Rand des Beckens wuchsen. Miriam und Cato setzten sich in den Schatten einiger Palmen, während Yusef davonschlenderte, um Kieselsteine für seine Schleuder zu suchen, mit der er alsbald auf einen entfernten Felsen zu schießen begann.
    »Er hat ein gutes Auge für so etwas«, bemerkte Cato. »Er könnte ein guter Soldat bei den Hilfstruppen werden, wenn er größer ist.«
    »Yusef wird kein Soldat werden«, erwiderte Miriam mit fester Stimme. »Er ist einer von uns.«
    Cato musterte sie. »Wovon genau? Man hat mir gesagt, dass ihr Essener seid, wie die Leute am Toten Meer. Und doch scheint ihr deren Art zu leben nicht in allem zu teilen.«
    »Die Essener!« Miriam lachte. »Nein, wir sind nicht wie sie. Was das Leben an Gutem zu bieten hat, ist da, um genossen und nicht verleugnet zu werden. Einige meiner Leute waren früher Essener, aber sie wollten den Rest ihrer Tage nicht damit verbringen, gegenüber den Freuden des Lebens wie tot zu sein.«
    »Ehrlich gesagt, Heshaba entspricht kaum meiner Vorstellung vom Paradies.«
    »Vielleicht nicht«, gab Miriam zu. »Aber es ist unsere Heimat, und es steht uns frei, sie nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Das war schon immer mein Traum. Nach der Hinrichtung meines Sohnes habe ich Judäa den Rücken gekehrt. Ich hatte genug von den zahllosen kleinen und kleinsten Gruppierungen, die einander ständig auszubooten versuchten. Die Hohepriester in Jerusalem waren die Schlimmsten von allen. Sie beschäftigten sich schier endlos mit haarspalterischen Auslegungen der heiligen Schriften, während ihre Familien immer reicher wurden. So kam es, dass mein Sohn Jehoshua in diese politischen Auseinandersetzungen verwickelt wurde. Seine Aktivitäten richteten sich nicht nur gegen Rom, sondern gegen alle, die die Armen ausbeuteten. Er war ein recht begabter Redner, und am Ende kamen zahllose Menschen, um ihm zuzuhören. Das war der Punkt, an dem die Priester beschlossen, dass Jehoshua zum Schweigen gebracht werden musste. Bevor er das Volk davon überzeugte, sich gegen sie zu wenden. Also ließen sie ihn festnehmen und sorgten dafür, dass er hingerichtet wurde.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, dass man ihn gekreuzigt hat.«
    »So war es auch.«
    »Die Anweisung dazu kann nur der Prokurator geben.«
    »Der Prokurator damals war ein schwacher Mann. Die Priester drohten, Unruhen gegen die Autorität Roms zu schüren, wenn mein Sohn nicht hingerichtet würde. Beide Seiten einigten sich, und mein Sohn wurde umgebracht. Seine engsten Anhänger wurden verfolgt, und die Bewegung wurde zerschlagen. Einige der Anführer wollten Jehoshua rächen. Sie zogen sich in die Berge zurück und fingen an, die Landgüter der Reichen zu überfallen und römische Patrouillen anzugreifen – was sie heute immer noch tun. Und zwar in Jehoshuas Namen. Bannus wurde zu ihrem Anführer. Er war ein Anhänger meines Sohnes und behauptet heute, gemäß seinem Willen zu handeln.«
    »Daher kennst du ihn also.«
    Miriam nickte. »Er war ein Hitzkopf, auch damals schon. Sehr idealistisch. Jehoshua meinte scherzhaft, Bannus sei der lebendige Geist der Bewegung. Die beiden kamen mir oft wie Brüder vor. Bannus hatte immer zu Jehoshua aufgesehen, und er kam nur sehr schwer mit seinem Tod zurecht. Er wurde immer bitterer gegenüber all denjenigen von uns, die auch weiterhin an einen friedlichen Widerstand und an Reformen glaubten. Schließlich

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