Die Jagd des Adlers
Kopf. »Es ging nur darum, eine politische Aussage zu machen? Wenn das so ist, dann möchte ich wirklich nicht dabei sein, wenn diese Bastarde einen richtigen Aufstand anzetteln.«
Florianus lächelte knapp, bevor er fortfuhr: »Natürlich sieht ein Prokurator in Caesarea nur selten diese Seite unserer Sache hier. Ein Prokurator sitzt bequem auf seinem Arsch und schickt den Offizieren, die im Feld stehen – wie mir zum Beispiel –, seine Anweisungen, um sicherzustellen, dass die Steuern bezahlt werden. Und wenn ich ihm darüber berichte, wie beschissen die Lage ist, schreibt er nach Rom, dass große Fortschritte dabei gemacht wurden, die Verhältnisse in der sonnigen kleinen Provinz Judäa zu verbessern.« Er schüttelte den Kopf. »Vermutlich kann ich ihm das nicht einmal vorwerfen. Sollte er die Wahrheit schreiben, würde es so aussehen, als glitte ihm die Provinz aus den Händen. Der Kaiser würde ihn sofort ersetzen. Also könnt ihr vergessen, was man euch in Rom erzählt hat. Ehrlich gesagt, ich bezweifle, dass wir diese Judäer jemals zähmen können. Jeder Versuch, sie zu romanisieren, perlt schneller von ihnen ab als Wasser von einer Ente.
Cato zog einen Schmollmund. »Aber der neue Prokurator Tiberius Julius Alexander ist Judäer, und gleichzeitig wirkt er römischer als die meisten Römer, denen ich je begegnet bin.«
»Natürlich wirkt er so.« Florianus lächelte. »Er stammt aus einer reichen Familie. So reich, dass er von griechischen Lehrern in teuren römischen Schulen erzogen wurde. Danach hat jemand großzügig dafür gesorgt, dass er in Alexandria eine glänzende Handelskarriere machen konnte. Und am Ende – welch Überraschung! – ist er selbst ein reicher Mann. Reich genug, um ein Freund des Kaisers und seiner Freigelassenen zu werden.« Florianus schnaubte. »Wisst ihr, ich habe mehr Zeit in diesem Land verbracht als er. Daran könnt ihr ermessen, wie tief seine Verbindung zu seiner alten Heimat ist. Gut möglich, dass er Prokurator Claudius und seinem kaiserlichen Sekretär Narcissus Sand in die Augen gestreut hat, aber die Leute hier vor Ort riechen es, wenn etwas faul ist. Das war schon immer das Problem. Schon von Anfang an, als wir Herodes den Großen zu ihrem König gemacht haben. Es ist keineswegs verwunderlich, dass unserem diplomatischen Vorgehen immer wieder ein und dasselbe Muster zugrunde liegt. Nur weil es uns in anderen Ländern gelungen ist, einen König und eine herrschende Klasse einzusetzen, haben wir angenommen, dass dasselbe auch hier funktioniert. Nun, es funktioniert nicht.«
»Warum nicht?«, unterbrach ihn Macro. »Was ist so Besonderes an Judäa?«
»Frag sie selbst!« Florianus deutete mit der Hand in Richtung Balkon. »Ich bin nun schon seit acht Jahren hier stationiert, und es gibt kaum einen Menschen unter ihnen, den ich einen Freund nennen würde.« Er hielt inne, um einen großen Schluck Wasser zu nehmen, und setzte seinen Becher dann mit einem scharfen Knall ab. »Die Vorstellung, ihre Herzen und Köpfe zu gewinnen, könnt ihr vergessen. Es wird nicht geschehen. Sie hassen die Kittim , wie sie uns nennen. Das Beste, was wir tun können, ist, sie bei den Eiern zu packen und so lange nicht mehr loszulassen, bis sie alle Steuern ausgehustet haben, zu denen sie verpflichtet sind.«
»Welch anschauliches Bild.« Macro zuckte mit den Schultern. »Es erinnert mich an diesen Bastard Gaius Caligula. Was hat er immer gesagt, Cato?«
»Sollen sie nur hassen, solange sie mich fürchten …«
»Genau!« Macro schlug sich mit der Hand auf den Schenkel. »Ein verdammt guter Rat, auch wenn Caligula vollkommen wahnsinnig war. Es hört sich so an, als sei das die beste Art, diesen Leuten gegenüberzutreten, wenn sie wirklich so schwierig sind, wie du sagst.«
»Glaubt mir«, erwiderte Florianus mit ernster Miene. »Sie sind genauso schwierig, wie ich sage. Wenn nicht schlimmer. Meiner Meinung nach ist ihre selbstgerechte Religion dafür verantwortlich. Wenn sie der Ansicht sind, dass ihr Glaube auch nur die geringste Kränkung erfahren hat, stürmen sie auf die Straßen und zetteln Unruhen an. Vor ein paar Jahren schob einer unserer Männer während des Passah-Fests seinen Arsch über die Brüstung und furzte in die Menge. Ihr haltet das vielleicht für einen etwas derben Soldatenscherz, doch diese Judäer fanden das ganz und gar nicht. Dutzende von Toten später mussten wir ihnen den Soldaten zur Hinrichtung überlassen. Dasselbe geschah mit einem Optio irgendwo in
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