Die Jagd des Adlers
parieren. Der Centurio war noch mitten in der Bewegung, als bereits ein weiterer Kämpfer mit zuckender Dolchspitze nach vorn sprang. Cato machte gerade noch rechtzeitig einen Schritt beiseite, um sich dieser Bedrohung entgegenzustellen. Seine freie Hand glitt nach unten, und er zog seinen eigenen Dolch, eine Waffe mit breiter Klinge, die im Vergleich zu den schmalen Dolchen der Meuchelmörder unhandlich wirkte, doch sie fühlte sich gut an in seiner Hand. Der Anführer schrie einen weiteren Befehl, und Cato hörte die Wut in der Stimme des Mannes. Er wollte den Kampf so schnell wie möglich beenden.
»Macro!«, rief Cato. »Komm mit mir! Wir greifen an!«
Er stürmte auf die Männer zu, die sich auf den Platz zurückzogen, und sein Kamerad folgte ihm, indem er ein lautes Kriegsgeschrei ausstieß. Die plötzliche Umkehrung der Rollen ließ die Sikarier für einen entscheidenden Augenblick erschrocken innehalten. Cato und Macro hieben auf die Männer vor sich ein und zwangen sie, beiseitezuspringen; damit war den Römern der Durchbruch gelungen, und sie rannten über die Steinplatten auf den Eingang zum großen Außenhof des Tempels zu. Hinter ihnen erklangen wütende Rufe und das Knirschen von Sandalen, als die Sikarier die Verfolgung aufnahmen. Cato warf einen Blick zurück und erkannte, dass Macro direkt hinter ihm war. Doch der Anführer der Mörder war nur wenige Schritte entfernt; er hatte die Lippen zu einem wütenden Knurren verzerrt, während er den Römern hinterhersprintete. Cato wurde schlagartig bewusst, dass sie ihren Verfolgern niemals entkommen würden. Ihre eigene Ausrüstung war viel zu schwer, während die Sikarier nichts als ihre Tunika trugen. In wenigen Augenblicken wäre alles vorbei. Unmittelbar vor ihnen lag eine große Amphore, die bei der überstürzten Flucht auf dem Platz zurückgelassen worden war. Cato sprang darüber hinweg, drehte sich aber sofort wieder um. Macro, der ihn mit verwirrtem Gesichtsausdruck musterte, sprang an ihm vorbei, während Cato die Amphore mit seinem Schwert zerschmetterte. Mit einem tiefen Gurgeln ergoss sich der Inhalt über die Steinplatten, und das Aroma von Olivenöl erfüllte die Luft. Cato wandte sich um und rannte Macro hinterher, warf jedoch gerade noch rechtzeitig einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie der Anführer der Sikarier ausglitt, das Gleichgewicht verlor und mit einem dumpfen Aufschlag auf den Rücken krachte. Auch zwei seiner Männer, die unmittelbar hinter ihm waren, rutschten aus, doch die übrigen wichen der immer größer werdenden Öllache aus und setzten die Verfolgung der Römer fort. Cato sah, dass er und Macro nur noch wenige Schritte von den Nachzüglern der geflohenen Menge entfernt waren: von den Alten, den Gebrechlichen und einigen kleinen Kindern, die vor Entsetzen aufschrien.
»Dreh dich um!«, rief er Macro zu, kam schlitternd zum Stehen und trat ihren Verfolgern entgegen. Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann war Macro an seiner Seite. Die Sikarier stürmten noch einen Augenblick weiter, doch plötzlich blieben sie stehen und starrten an Cato und Macro vorbei. Dann drehten sie sich um und rannten zu ihrem Anführer und den anderen zurück, die sich inzwischen wieder aufgerappelt hatten, und gleich darauf stürmten die Sikarier auf ein kleines Tor an der gegenüberliegenden Seite des großen Außenhofs zu.
»Feiglinge!«, rief Macro ihnen nach. »Was ist los mit euch? Nicht genügend Mumm für einen richtigen Kampf?« Er lachte und legte Cato einen seiner kräftigen Arme um die Schultern. »Sieh sie dir an. Springen davon wie Kaninchen. Wenn wir zwei schon genügen, um sie in die Flucht zu schlagen, glaube ich nicht, dass wir in Judäa viele Probleme bekommen werden.«
»Das waren nicht nur wir zwei.« Cato nickte in Richtung der Menge, und Macro sah, wie sich der Optio und seine Männer ihren Weg durch den Rand der Menge bahnten, um den beiden Centurionen zu Hilfe zu eilen.
»Ihnen nach!«, rief der Optio mit bellender Stimme und reckte seinen Arm in Richtung der fliehenden Mörder.
»Nein!«, befahl Cato. »Das hat keinen Sinn. Wir können sie nicht mehr einholen.«
Noch während er sprach, erreichten die Sikarier das Tor, durch das sie in geduckter Haltung verschwanden. Der Optio zuckte mit den Schultern, konnte jedoch einen vorwurfsvollen Blick nicht unterdrücken. Cato verstand, wie der Mann sich fühlte, und war versucht, seine eigene Handlungsweise zu erklären. Aber es gelang ihm gerade noch
Weitere Kostenlose Bücher