Die Jagd des Adlers
Pensionierung. Dann kann ich dieses Loch für immer verlassen.«
»Wohin willst du gehen?«
»So weit weg von hier wie möglich. Irgendwohin, wo es gute Böden gibt und Wasser, wo ein Mann etwas anpflanzen kann, ohne sich dabei den Rücken zu brechen. Wie ich höre, soll Britannien der Ort sein, wo man dieser Tage günstig Land erwerben kann.«
Cato lachte. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Warst du mal dort?«
»Ja. Zwei Jahre. In der Zweiten Legion. Mit Macro.«
»Wie ist es da?«
Cato dachte einen Augenblick lang nach. »In vielerlei Hinsicht unterscheidet sich das Land so sehr von Judäa, wie das überhaupt nur möglich ist. Es ist ein guter Ort für jeden, der dort als Bauer leben will, Parmenion, aber die Menschen sind uns gegenüber genauso abweisend wie hier. Ich könnte mir vorstellen, dass es noch lange dauern wird, bis sie sich an unsere Art zu leben angepasst haben. Es ist schon komisch. Nun bin ich hier am anderen Ende des Reichs, und es sieht so aus, als ob wir hier genau dieselben alten Fehler machen.«
»Was meinst du damit?«
»Diese Judäer. Sie haben eine Religion, die keinen Hauch zurückweicht und sich auf keinerlei Kompromisse einlässt, sodass ein römischer Prokurator nach dem anderen gezwungen ist, auf Gewalt zurückzugreifen, wenn er dafür sorgen will, dass die Judäer die römische Herrschaft zu unseren Bedingungen akzeptieren. Es ist dasselbe wie mit den Druiden in Britannien. Solange sie an ihren Traditionen festhalten und wir auf einer anderen, neuen Art zu leben bestehen, gibt es in beiden Provinzen kaum eine Aussicht auf dauerhaften Frieden. Ich fürchte, es sieht an beiden Fronten nicht besonders rosig aus.«
»Vielleicht hast du recht.« Parmenion zuckte matt mit den Schultern. »Es sieht so aus, als ob die Leute, die an der Spitze des Reichs stehen, niemals dazulernen. Aber sei’s drum.« Er sah zu den nächstgelegenen Häusern. »Wir sind nun mal hier. Also sollten wir zusehen, dass wir unseren Auftrag erledigen.«
Die Kolonne erreichte den Rand des Dorfes, und Cato spürte die vertraute Anspannung, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte, als sein Blick der engen Straße folgte, die sich zwischen den sonnengebleichten Häusern hindurchwand. Das Dorf war genauso angelegt wie alle anderen, die er seit seiner Ankunft in Judäa gesehen hatte. Es bestand aus mehreren Häusern, die um einzelne Innenhöfe herum errichtet worden waren, wobei die verschiedenen Haushalte Zisterne, Ofen, Getreidemühle, Olivenpresse und andere Einrichtungen teilten, sodass sich die Bewohner mit den Dingen des täglichen Bedarfs selbst versorgen konnten. Die meisten Häuser waren einstöckig, doch einige besaßen eine Innentreppe, die aufs Dach führte, auf dem ein Sonnenschutz aufgebaut worden war. Wo der Verputz rissig geworden und teilweise abgefallen war, konnte Cato die darunterliegenden Basaltblöcke erkennen, die man mit einem Mörtel aus Schlamm und Kieselsteinen verbunden und wasserdicht gemacht hatte. Angesichts der Größe des Dorfes vermutete Cato, dass hier bis zu tausend Menschen lebten, doch als er das Parmenion gegenüber erwähnte, stieß der Veteran ein heftiges Schnauben aus.
»Mehr, viel mehr. Die ärmsten Familien leben auf ziemlich engem Raum. Es gibt nur wenig Land. Wenn ein Vater ein Feld weitervererbt, erhält jeder Sohn gleich viel davon, und so hat jede Generation weniger Land, das sie bewirtschaften kann, als die vorhergehende und kann es sich nicht mehr leisten, ein eigenes Haus zu bauen.«
Die Kolonne gelangte aus der engen, gewundenen Straße auf einen breiten, gepflasterten Platz vor einem großen Gebäude mit Kuppeldach. Parmenion rief einen seiner Männer zu sich und reichte ihm die Zügel.
»Das ist die Synagoge«, sagte er. »Dort werden wir ihren Priester finden. Er führt das Dorf. Oder er kennt zumindest den Betreffenden. Optio!«, rief er, nach hinten zu seinen Männern gewandt, und ein junger Offizier eilte auf ihn zu und salutierte.
»Ja, Herr.«
»Du kannst den Männern mitteilen, dass sie sich ausruhen können, aber sie sollen an jeder Straße, die von diesem Platz abführt, Posten aufstellen. Jeweils eine Einheit sollte genügen. Verstanden?«
Der Optio nickte und ging davon, um den Befehl auszuführen. Cato glitt aus seinem Sattel und reichte die Zügel dem Soldaten, der sich bereits um Parmenions Pferd kümmerte.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich mit dir komme?«
Parmenion starrte ihn an. »Wenn du wirklich willst.« Dann holte er
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