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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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tief Luft und ging zur Synagoge, während Cato sich dicht hinter ihm hielt.
    Die Tür wurde nach innen geöffnet, als die beiden Centurionen näher kamen, und ein großer Mann in einer langen, schwarzen Tunika schob sich vorsichtig ins Freie. Er trug eine rote Schädelkappe, und seine langen, dunklen Locken reichten ihm bis auf die Schultern.
    »Wer bist du?«, fragte Parmenion auf Griechisch.
    »Ich bin der Priester, Herr.« Der Mann reckte sich und versuchte, gegenüber dem Soldaten keine Angst zu zeigen. »Was willst du von uns, Römer?«
    »Wasser für meine Männer und die Pferde. Und dann muss ich mit den Dorfältesten sprechen. Ruf sie sofort zusammen.«
    Die Miene des Priesters verdüsterte sich, als er den gebieterischen Ton hörte. »Wasser gibt es in unserer gemeinschaftlichen Zisterne.« Er deutete über den Platz auf einen niederen Steintrog, der vom Boden aus kniehoch in die Höhe reichte. »Deine Männer und deine Tiere können sich dort bedienen. Was die Dorfältesten angeht – das wird nicht so leicht sein. Einige sind noch auf einer Feier in Jerusalem. Andere arbeiten im Augenblick auf ihren Feldern.«
    Parmenion hob die Hand, um den Priester zu unterbrechen. »Hol einfach so viele wie möglich. Wir werden so lange auf dem Platz warten. Aber spute dich.«
    »Ich werde tun, was ich kann.« Misstrauisch kniff der Mann die Augen zusammen. »Aber sag mir, warum du sie hier haben willst.«
    »Das wirst du schon sehen«, antwortete Parmenion knapp. »Und jetzt hol sie.«
    Der Priester starrte ihn noch einen Moment lang an, bevor er nickte und die Tür der Synagoge hinter sich schloss. Dann verschwand er in einer der Gassen, die vom Platz wegführten. Sobald er außer Sichtweite war, entspannte sich Parmenion. Er setzte sich auf den Rand des Steintrogs und nahm einen Schluck aus seinem Trinkgefäß. Einen Augenblick später tat Cato dasselbe, und dann saßen die beiden da und beobachteten die Soldaten, die sich überall dort niederließen, wo sie ein wenig Schatten finden konnten, und sich leise unterhielten. Einige der neugierigeren Männer sahen sich auf dem Platz um, doch als einer von ihnen sich der Synagogentür näherte, rief Parmenion ihn zurück. »Dort nicht, Canthus! Halt dich fern von diesem Gebäude.«
    Der Mann salutierte und zog sich sofort zurück.
    »Was ist denn so Besonderes an ihrem Tempel?«, fragte Cato.
    »In unseren Augen – nichts. Nur ein rechteckiger Versammlungsraum mit einer Kiste, in der ein paar alte Schriftrollen liegen, und das war’s dann auch schon. Aber für sie?« Parmenion schüttelte den Kopf. »Du hast keine Ahnung, wie empfindlich sie sein können. Ich habe mehrmals miterlebt, wie es zu Unruhen kam, weil einer unserer Männer in ihren Augen zu weit gegangen ist.« Plötzlich fixierte er Cato mit festem Blick. »Ich will dich nicht beleidigen, aber du bist noch nicht lange genug hier, um sämtliche Feinheiten zu kennen. Also pass auf, was du sagst und tust, wenn du mit den Leuten vor Ort zusammenkommst.«
    »Das werde ich.«
    Kurz darauf kam der Priester mit einer kleinen Gruppe von Dorfbewohnern zurück. Fast alle waren alte Männer, die lange Roben und Schädelkappen trugen. Während sie ihrem Priester folgten, der auf die beiden römischen Offiziere zuging, sahen sie sich nervös nach den Soldaten um, von denen sich viele auf dem Platz vor der Synagoge aufhielten. Parmenion musterte sie mit kaltem Blick und sagte leise zu Cato. »Das Reden übernehme ich. Du wirst zusehen, zuhören und etwas dabei lernen.«
    Die Dorfältesten und Parmenion deuteten eine Verbeugung an, und dann wandte sich Parmenion an den Priester. »Wir müssen uns irgendwo unterhalten, wo es kühler ist. Wohin können wir gehen?«
    »Nicht in unsere Synagoge.«
    »Das dachte ich mir«, erwiderte Parmenion knapp. »Wohin dann?«
    Der Priester deutete auf eine der Gassen. »Das Gebäude, in dem wir das Getreide dreschen, wird genügen. Kommt mit.«
    »In Ordnung.« Parmenion wandte sich an Cato und flüsterte ihm zu: »Nimm dir zwei Einheiten und folge mir.«
    Der jüngere Offizier nickte, und als Parmenion, von den Dorfbewohnern umgeben, davonging, spürte Cato einen Anflug von Besorgnis um diesen Mann. Obwohl Parmenion behauptet hatte, dass sich die Dorfbewohner gefügig zeigen würden, kam es ihm riskant vor, sich ohne Begleitung von allen anderen zu entfernen. Doch schließlich schüttelte er dieses Gefühl ab. Parmenion kannte diese Leute gut genug, um zu wissen, wie weit er ihnen vertrauen

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