Die Jagd des Adlers
erklommen die Tiere den Hang hinauf zum Tor von Gerasa. Er lächelte. Wenn sein Plan überhaupt funktionieren konnte, dann würden die Kaufleute eine entscheidende Rolle dabei spielen.
KAPITEL 15
E inen Tag nachdem Centurio Parmenions Truppe Bushir verlassen hatte, marschierten die Soldaten durch das hügelige Land um Herodion, wobei sie die Olivenwäldchen, die auf beiden Seiten ihrer Route terrassenförmig angelegt worden waren, sorgfältig im Auge behielten. Diese Landschaft bot Kämpfern mit leichter Ausrüstung, wie sie Bannus zur Verfügung standen, mehrere Vorteile, und Cato konnte sich gut vorstellen, welchen Schaden selbst eine geringe Zahl von Angreifern mit Schleudern und Speeren der römischen Kolonne hier zufügen konnte. Glücklicherweise gab es nirgendwo einen Hinweis auf die Briganten, und um die Mittagszeit erreichten die Soldaten das große Dorf Beth Mashon, das von mehreren Gruppen staubbedeckter Palmen umgeben war. Eine Handvoll kleiner Jungen, die Ziegen hüteten, bemerkte das Heranrücken der Truppe, und nachdem sie ihre meckernden Tiere aus dem Weg getrieben hatten, rannte einer von ihnen den Soldaten voraus, um das Dorf zu warnen.
Cato wandte sich an Parmenion. »Meinst du, wir sollten die Männer ausschwärmen lassen?«
»Warum?«
»Nur für den Fall, dass sie einen Überraschungsangriff vorbereiten.«
»Mit wem haben wir es hier deiner Meinung nach eigentlich zu tun, Cato?«, fragte Parmenion in fast erschöpftem Ton. »Mit einer erfahrenen Einheit parthischer Reiterei?«
»Wer weiß?«
Parmenion lachte bitter. »In diesem Dorf werden wir nur auf ein paar Bauern stoßen, auf niemanden sonst. Glaub mir. Und im Augenblick dürften die eine Scheißangst haben und hoffen, dass wir ihnen das Leben nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Womit man nicht unbedingt rechnen sollte. An Orte wie diesen kommen Fremde nur, wenn es darum geht, Steuern einzutreiben oder den Leuten irgendwelche anderen Schwierigkeiten zu machen.«
Cato musterte den alten Soldaten aufmerksam. »Das hört sich an, als ob du auf ihrer Seite bist.«
»Auf ihrer Seite?« Parmenion hob die Augenbrauen. »Sie haben keine Seite . Sie sind verdammt noch mal zu arm, um eine Seite zu haben. Sie haben überhaupt nichts. Sieh dich um, Cato. Ein noch kargeres Ödland wirst du kaum finden. Diese Leute kratzen sich ihren Lebensunterhalt aus dem Wüstenstaub zusammen. Und wozu? Damit sie ihre Steuern, den Zehnten und ihre Schulden bezahlen können. Und am Ende, wenn die Steuereintreiber, die Tempelpriester und die Geldverleiher ihren Schnitt gemacht haben und nichts mehr übrig ist, müssen sie ihre Kinder verkaufen. Sie sind verzweifelt, und wer verzweifelt ist, hat nichts zu verlieren außer seiner Hoffnung. Wenn die auch noch weg ist, gegen wen richten sie sich dann?« Er schlug sich gegen die Brust. »Gegen uns. Dann müssen wir ein paar von diesen armen Schweinen abschlachten, bis sie völlig in die Knie gezwungen sind, damit dieselben alten Parasiten die Überlebenden aufs Neue so lange aussaugen können, bis sie sich auch noch die letzte abgeschabte Kupfermünze unter den Nagel gerissen haben.«
Er holte tief Luft und schien fortfahren zu wollen, doch dann schüttelte er frustriert den Kopf und biss die Zähne zusammen.
»Bist du’s jetzt losgeworden?«, sagte Cato leise.
Parmenion starrte ihn einen Moment lang an, dann lächelte er. »Tut mir leid. Es ist nur so, dass ich hier schon zu lange stationiert bin. Und in all dieser Zeit hat sich nichts geändert.« Er deutete in Richtung des Dorfes. »Es ist ein Wunder, dass die Leute hierbleiben und stillhalten. An jedem anderen Ort hätten wir schon längst eine offene Rebellion.«
»Aber die haben wir doch schon«, erwiderte Cato. »Ich dachte, das sei der Grund, warum wir hier sind. Um Bannus zur Strecke zu bringen.«
Parmenion zog einen Schmollmund. »Bannus? Er ist nichts weiter als der letzte in einer langen Reihe von Banditen. Sobald sie eine gewisse Menge an Anhängern gefunden haben, behaupten sie, der mashiah zu sein, der Messias, der gekommen ist, um das Volk Judäas aus unseren Klauen zu befreien.« Er lachte. »Ich warte immer noch darauf, einen zu erleben, der verkündet, nicht der mashiah zu sein, aber nein, ganz im Gegenteil, es werden immer mehr. Ich kann dir nur sagen, ich habe das alles so satt. Ich hasse diesen Ort. Ich hasse diese Leute und ihre Armut, und ich hasse, was die Armut ihnen antut. Ich zähle die Tage bis zu meiner
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