Die Jagd des Adlers
deutete auf den toten Banditen.
Macro warf einen Blick auf die Leiche und zuckte mit den Schultern. »Ich mache deine Arbeit, Postumus. Oder zumindest mache ich die Arbeit, die du machen solltest .«
Postumus knirschte mit den Zähnen und deutete mit dem Finger auf Macro, als wolle er auf ihn einstechen. »Du hast alles vermasselt, Macro! Es hat Monate gedauert, um das hier auf die Beine zu stellen. Alles lief geradezu traumhaft. Aber jetzt?« Postumus sah wieder auf die Leiche und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was passieren wird. Es wird zu Vergeltungsmaßnahmen kommen.« Er drehte sich mit einem bitteren Grinsen zu Macro um. »Dafür wirst du bezahlen.«
»Das glaube ich nicht. Nicht wenn Rom von deiner kleinen Abmachung mit solchen Typen erfährt.« Er deutete auf die letzten Banditen, die, halb vom Staub verdeckt, in der Ferne verschwanden.
»Wie kommst du auf die Idee, dass du lange genug leben wirst, um uns auffliegen zu lassen?«
Macro lachte. »Soll das eine Drohung sein?« Seine Hand sank auf den Griff seines Schwerts, während er Postumus eindringlich musterte. »Mir soll’s recht sein – wenn du den Mumm dazu hast. Zieh dein Schwert.«
Postumus starrte ihn an. Dann schüttelte er den Kopf und lachte höhnisch. »Ich muss nicht mit dir kämpfen, Macro. Ich habe mächtige Freunde, die dich wie eine Fliege zerquetschen können.«
»Tatsächlich? Von mir aus sollen sie es versuchen.«
»Ganz abgesehen davon scheinst du etwas zu vergessen.«
»Was?«
»Du hast mich geschlagen. Vor meinen Männern. Sobald wir wieder in Bushir sind, werde ich eine offizielle Beschwerde gegen dich vorbringen. Bilde dir bloß nichts ein. Du wirst dafür bezahlen.«
»Das sagst du. Wir werden sehen. Vorerst werde ich dich jedenfalls für den Rest der Patrouille absetzen.«
»Mit welchem Recht?« Postumus grinste verächtlich. »Hast du nicht schon wieder etwas vergessen? Bis deine Ernennung offiziell bestätigt wurde, hast du kein Recht …«
»Das weiß ich selbst«, unterbrach ihn Macro. »Doch das spielt in dieser Situation keine Rolle. Erstens hast du es versäumt, deine Pflicht zu tun. Ich könnte dich wegen Feigheit anklagen, sobald wir wieder in Bushir sind. Zweitens bin ich der dienstälteste Offizier vor Ort. Wenn du keinen schriftlichen Befehl vorweisen kannst, der die mir dadurch verliehene Befehlsgewalt außer Kraft setzt, kannst du nichts dagegen tun. Und ich nehme nicht an, dass du über ein solches Dokument verfügst, Centurio Postumus. Nein? Was für ein Pech.« Macro lächelte. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie frustrierend das für dich sein muss.«
Postumus starrte ihn an. Er öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn aber sogleich wieder. Macro hatte ihn außer Gefecht gesetzt. Dasselbe rigorose Einhalten der Vorschriften, das Macro den Oberbefehl über die Zweite Illyrische gekostet hatte, brachte Postumus jetzt um die Führung der beiden Schwadronen. Macro musste all seine Selbstkontrolle aufbieten, um angesichts der Umkehrung der Machtverhältnisse gegenüber dem aalglatten jüngeren Offizier nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Er ließ Postumus einen Augenblick lang schmoren, bevor er fortfuhr: »Ich werde das Kommando übernehmen, bis wir wieder in Bushir sind. Bis dahin wirst du die Aufgaben eines Adjutanten erledigen, ist das klar?«
»Das kannst du nicht machen«, sagte Postumus leise. Die Dekurionen der beiden Schwadronen hatten die Verfolgung der Banditen aufgegeben und waren zu Macro und Postumus zurückgeritten.
»Das habe ich bereits. Du kannst die Angelegenheit mit dem Präfekten regeln, wenn wir wieder in Bushir sind.«
»Das werde ich, darauf kannst du dich verlassen.«
Als die Dekurionen zu Macro aufschlossen, wandte er sich ihnen zu und klärte sie über den Wechsel bezüglich der Führung der beiden Schwadronen auf. Die Dekurionen sahen Postumus fragend an, doch bevor dieser etwas sagen konnte, knurrte Macro sie an: »Beachtet ihn nicht. Ich bin hier der ranghöchste Offizier. Von nun an werdet ihr euch an meine Befehle halten. Centurio Postumus erwartet eine Anklage wegen grober Pflichtverletzung, sobald wir wieder in Bushir sind. Wenn ihr kein Interesse daran habt, dass es euch ebenso ergeht, dann schlage ich vor, dass ihr meine Übernahme der Befehlsgewalt unverzüglich akzeptiert. Hat jemand von euch vor, meine Autorität in Frage zu stellen? Nun?«
Die Dekurionen schüttelten die Köpfe.
»Umso besser. Und jetzt sorgt dafür, dass eure
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