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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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man gut lebt.«
    »Das sehe ich.« Cato war noch immer im selben Raum im Hauptquartier untergebracht, in dem er und Macro festgehalten worden waren. Angesichts der Stimmung einiger Offiziere erschien es notwendig, dass Cato im Organisationszentrum der Kohorte blieb und deren Aktivitäten im Auge behielt. Zugleich hatte er dafür gesorgt, dass die beiden Gefangenen in der Zelle mit niemandem sprachen. Scrofa und Postumus bekamen ihr Essen, und ihr Eimer mit Abfällen wurde regelmäßig geleert, gesäubert und wieder zurückgegeben, doch darüber hinaus gestattete Cato ihnen keinen Kontakt mit anderen.
    »Wie kommt Scrofa zurecht?«, fragte Macro.
    »Recht gut. Er hat aufgehört, die verfolgte Unschuld zu spielen und ständig zu verlangen, dass man ihn wieder freilässt. Ich mache mir eher Sorgen darüber, dass die anderen Offiziere immer wieder fragen, was mit den beiden geschehen soll.«
    »Sag einfach jedem, dass man sie gerecht behandeln und ihnen eine ordentliche Anhörung zugestehen wird, sobald wir die Sache mit Bannus geklärt haben. Wenn das nicht funktioniert, dann sag deinen Kollegen, dass sie die Klappe halten und ihre Nase nicht in Angelegenheiten stecken sollen, die sie nichts angehen, es sei denn, dass sie die Zelle mit den beiden teilen wollen.«
    »Glaubst du denn, dass die beiden ihre Anhörung bekommen werden?«
    »Nicht, wenn Narcissus irgendwie in das Verfahren eingreifen kann. Man wird sie verhören, um alles zu Tage zu fördern, was sie über Longinus wissen, und dann wird man sie beseitigen. Du kennst Narcissus, Cato.«
    »Ich weiß. Aber es gibt keinen konkreten Beweis dafür, dass Longinus im Moment irgendetwas plant. Die Hinweise, die wir haben, sind ziemlich schwach. Was bedeuten könnte, dass Scrofa und Postumus sich an überhaupt keiner Verschwörung gegen den Kaiser beteiligt haben.«
    »Mag sein«, stimmte Macro ihm zu und schob sich ein weiteres Stück Ziegenfleisch in den Mund. »Aber ganz offensichtlich sind sie verantwortlich dafür, die Lage hier an der Grenze verschärft zu haben. Selbst wenn wir die Sache mit Bannus gut hinter uns bringen können, wird es noch Jahre dauern, um unser Verhältnis zu den Einheimischen wieder in Ordnung zu kriegen. Falls uns das jemals gelingt.«
    Cato nickte nachdenklich und erwiderte dann: »Vielleicht sollte der Kaiser darüber nachdenken, Judäa aufzugeben.«
    Macro war fast schockiert. »Die Provinz aufgeben? Warum um alles in der Welt sollte er so etwas tun?«
    »Ich konnte hier noch keinerlei Anzeichen dafür finden, dass die Judäer jemals ihren Platz im Reich akzeptieren werden. Sie sind einfach zu anders.«
    »Unsinn!« Macro hustete, und ein kleines Stück Knorpel schoss an Catos Ohr vorbei und landete auf einer Liege. »Judäa ist wie jede andere Provinz. Zuerst ein wenig wild und ungezähmt, aber sobald ein wenig Zeit vergangen ist, werden die Leute hier die Dinge so sehen wie wir. Sie werden sich an die römische Lebensart anpassen, ob sie es wollen oder nicht.«
    »Glaubst du das wirklich? Wann wurde Judäa annektiert? Zurzeit von Pompeius. Das ist über hundert Jahre her, und die Judäer machen uns immer noch so große Schwierigkeiten wie damals. Sie hängen an ihren religiösen Riten, als seien die das Einzige, was zählt.«
    »Die Lage würde sich verbessern, wenn wir sie nur davon überzeugen könnten, dass sie unsere Götter anbeten sollen – wenigstens neben ihren eigenen Göttern hier«, schloss Macro ungeduldig.
    »Nun, das werden wir nicht schaffen. Also sollten wir vielleicht die Vorstellung aufgeben, Judäa als einen Teil des Reiches zu betrachten. Oder wir sollten die Judäer vollkommen unterwerfen und ihre Religion und jeden, der sich weiterhin zu ihr bekennt, vernichten.«
    »Das könnte funktionieren«, stimmte Macro ihm zu.
    Cato starrte ihn an. »Das war Ironie.«
    »Ironie? Wirklich?« Macro schüttelte den Kopf und riss ein weiteres Stück Fleisch ab. »Nun, bei mir war es jedenfalls keine, verdammt noch mal. Wenn wir für die Sicherheit des Reichs sorgen wollen, dann müssen wir uns auch darum kümmern, diese Region zu kontrollieren. Nicht die Parther. Diese Leute werden die römische Herrschaft akzeptieren, und sie werden sie irgendwann zu schätzen wissen. Oder eben nicht.«
    Cato schwieg. Er konnte nur zu gut die Grenzen von Macros Vorgehensweise sehen. Wie in den meisten Provinzen hatten die Römer auch in Judäa versucht, eine herrschende Klasse zu etablieren, die die Steuern eintrieb und sich um Verwaltung und

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