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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Macro die Halle und marschierte zum Podium an der gegenüberliegenden Seite, von wo aus der Kommandant der Kohorte sich üblicherweise an seine Männer richtete. Überrascht bemerkte er den Ausdruck in einigen Gesichtern, die ihm zugewandt waren, und er kämpfte gegen ein Lächeln an, um sich die Nervosität nicht anmerken zu lassen, die ihn plötzlich erfüllte. Die Trockenheit in seinem Mund und das Gefühl der Übelkeit in seiner Magengrube waren etwas Neues für ihn, und Macro musste sich schockiert eingestehen, dass er Angst hatte. Das war schlimmer, als einer bis an die Zähne bewaffneten Horde Barbaren gegenüberzutreten, die nach seinem Blut gierte. Er hatte sich daran gewöhnt, eine Hundertschaft Legionäre zu befehligen oder aus einheimischen Kämpfern eine Truppe zusammenzustellen, doch diese Männer waren Offiziere. Sie waren erfahrene Soldaten wie er und Cato, und sie kannten den Maßstab, nach dem sie ihn zu beurteilen hatten.
    Er schluckte, räusperte sich und begann. »Rührt euch!«
    Seine Stimme hallte in dem großen Raum so laut wider, als hätte er Rekruten auf dem Exerzierplatz seine Befehle zugeschrien. Doch die Männer nahmen sofort eine entspanntere Haltung ein, und die führenden Offiziere setzten sich wieder. Dann blickten alle erwartungsvoll zu ihm nach vorn.
    »Nun gut. Ich weiß, dass es einige wilde Spekulationen gegeben hat, also werde ich von Anfang an für klare Verhältnisse sorgen. Gaius Scrofa wurde als Kommandant der Kohorte abgesetzt. Lucius Postumus ist kein Centurio und auch kein Adjutant mehr. Dieser Posten wurde inzwischen von Centurio Cato übernommen, während ich der neue Präfekt bin. Zu diesem Wechsel kam es aufgrund der Befugnisse, die mir von Kaiser Claudius verliehen wurden.« Macro hob das Dokument hoch, rollte es auf und hielt es so, dass alle in der Halle versammelten Männer das kaiserliche Siegel am unteren Ende des Pergaments sehen konnten. »Diese Vollmacht gilt uneingeschränkt. Jeder, der daran zweifelt, darf sich das Dokument gerne ansehen, sobald diese Besprechung vorüber ist.«
    Macro legte die Schriftrolle auf den Tisch. Dann starrte er seine Offiziere einen Augenblick lang an, bevor er fortfuhr: »Als euer neuer Kommandant möchte ich mit der Bemerkung beginnen, dass diese Kohorte die miserabelste Einheit darstellt, die mir je untergekommen ist.«
    Cato zuckte zusammen. Macro hatte eben erst den Befehl über die Zweite Illyrische übernommen, und schon begann er damit, genau die Männer zu beleidigen, die er für sich gewinnen musste.
    »Ja, das stimmt.« Macro starrte die Offiziere an. »Ich habe miserabel gesagt. Und der Grund dafür hat nur wenig mit den einfachen Soldaten da draußen zu tun. Sie sind so gut, wie man das bei einer Kohorte erwarten kann, die irgendwo am Arsch des Imperiums stationiert ist. Aber ihr?« Macro schüttelte den Kopf. »Von euch wird erwartet, dass ihr die Soldaten durch euer Beispiel führt. Und welches verdammte Beispiel habt ihr ihnen gegeben? Die Hälfte von euch war damit beschäftigt, vor Scrofa auf dem Boden zu kriechen, damit bei seinen Geschäften etwas abfällt für sie. Der Rest von euch war kaum besser. Nehmen wir Centurio Parmenion. Er wusste, was vor sich ging. Aber hat er etwas dagegen getan? Nein. Er ist einfach nur auf seinem Hinterteil sitzen geblieben und hat so getan, als bekomme er von allem nichts mit.«
    Catos Blick huschte zu dem alten Offizier, und er sah, wie Parmenion den Kopf senkte und auf den Boden zwischen seinen Stiefeln starrte.
    »Na schön, meine Herren«, fuhr Macro fort, indem er die Arme verschränkte und die Offiziere wie ein enttäuschter Lehrer ansah. »Die Dinge hier in Bushir werden sich ändern. Und ich werde euch auch sagen, warum. Das hat nichts mit den kleinen korrupten Aktionen zu tun, an denen ihr euch so begeistert beteiligt habt, obwohl wir uns auch darum schon bald kümmern werden – darauf könnt ihr euch verlassen. Nein, der eigentliche Grund, warum sich die Dinge ändern müssen, ist ein anderer: Wir stehen kurz davor, Zeugen eines Aufstands der örtlichen Bevölkerung zu werden. Das alles haben wir der gewinnenden Art zu verdanken, die der frühere Präfekt gegenüber den Bewohnern der Dörfer in dieser Region an den Tag gelegt hat, und eurer Bereitschaft, ihn dabei bereitwillig zu unterstützen. Während wir hier rumsitzen, baut sich Bannus eine immer größere Anhängerschar auf. Und anscheinend wisst ihr nicht, dass er höchstwahrscheinlich eine Abmachung mit

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