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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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berührte warme, nackte Haut.
    Andys Brust. Sie fühlte, wie sie sich hob, als er einatmete, und konnte seinen Herzschlag spüren.
    Was, wenn das nicht Andy ist? Was, wenn jemand wie …
    Natürlich ist das Andy.
    »Andy?«, flüsterte sie und rüttelte an ihm.
    »Hmmmmm.«
    »Ich bin’s, Jody. Wach auf.«
    »Hmmmmm?«
    Mit der anderen Hand ertastete sie seine Lippen. »Keine Angst. Fang nicht an, zu schreien oder so.«

    »Jody?« Seine Stimme klang heiser. »Bist du das? Bist du’s wirklich? Oh Mann.«
    »Jemand ist im Haus.«
    »Was?«
    »Wir müssen abhauen.«
    »Wer ist im Haus?«
    »Irgendein – keine Ahnung. Ein Irrer.«
    »Wir haben einen Irren im Haus?« Er klang eher erstaunt als verängstigt. »So einen wie Freddy oder Jason oder so?«
    »Nein, der hier ist echt.«
    »Wo?«
    »Egal. Verschwinden wir.« Sie tätschelte ihn leicht, dann stand sie auf.
    »Jody?«
    »Wir müssen uns beeilen.«
    »Damit uns der Irre nicht erwischt?« Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch es klang, als wäre seine anfängliche Verwirrung verschwunden. Er hörte sich fast spöttisch an.
    »Andy, ich meine es ernst.«
    »Ja, klar. Mann, für einen Augenblick hast du mich echt drangekriegt. Aber nur für einen Augenblick. Mann. Schönen Dank auch. Finde ich echt witzig.« Und dann richtete er sich kerzengerade auf. »ECHT WITZIG, EVELYN. HAHAHA!«
    Jody fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Tritt in die Magengrube verpasst.
    »Sei ruhig!«, flüsterte sie heiser. »Was machst du? Willst du uns umbringen?«

2
    »Jetzt komm schon«, murmelte Andy. »Ihr könnt mit diesem kindischen Spielchen aufhören. Ich bin ja dran gewöhnt, dass mich Evelyn ständig verarscht, aber von dir hätte ich so etwas …«
    Er verstummte, als Jody auf den Lichtschalter drückte und herumwirbelte.
    Durch die plötzliche Helligkeit musste er die Augen zusammenkneifen. »Hey!« Er saß im Schneidersitz auf dem Bett. Ein weißes Laken bedeckte ihn bis zur Hüfte.
    »Hast du eine Waffe hier?«, fragte Jody.
    »Hä?«
    »Ein Messer? Vielleicht ein Taschenmesser oder …?« Sie erspähte einen Baseballschläger, der in einer Ecke neben dem Fenster lehnte, und stürzte darauf zu.
    »Jody!«
    »Er kommt!« Außer, er hatte Andys Geschrei nicht gehört. Was möglich war – die Tür war geschlossen, und im Schlafzimmer lief laute Musik.
    »Wer kommt?«
    »Der Killer!« Sie packte den Schläger mit beiden Händen. Es war ein original Louisville Slugger.
    »Jetzt reicht’s aber. Hör auf damit.«
    »Du solltest jetzt lieber aufstehen«, warnte sie ihn, während sie zur Tür eilte.

    »Aber klar doch. Nur für den Fall, dass es dir meine doofe Schwester nicht gesagt hat – ich habe nichts an.«
    Sie betätigte den Lichtschalter, und der Raum wurde in Finsternis getaucht.
    »Danke«, sagte Andy.
    »Psssst.« Jody hob den Schläger über den Kopf. Es war ein guter, solider Schläger, aber nicht besonders schwer. Jedenfalls nicht so schwer, dass er die Muskeln in ihren Armen unter normalen Umständen dermaßen zum Zittern gebracht hätte.
    Sie lauschte.
    Sie hörte ihren Herzschlag und schnellen Atem. Andy seufzte.
    Aber sie hörte keine Musik. Keine Schritte.
    Vielleicht ist er weg. Vielleicht war er schon weg, als Andy losgeschrien hat.
    Aber das bezweifelte sie. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Als würde sie gleich aufwachen, und alles wäre nur ein Albtraum gewesen. So einfach kommst du hier nicht raus. Die Lage war ernst, ernster, als sie es jemals für möglich gehalten hätte, und irgendwie wusste sie, dass ihr das Schlimmste noch bevorstand.
    Wenn ich doch meine Pistole mitgenommen hätte. Es ist zwar nur eine kleine .22er, aber …
    »Evelyn kommt gleich mit einer Maske auf dem Kopf reingestürmt, stimmt’s? Bestimmt die gruselige, die sie letztes Halloween bekommen hat.«
    Wie es sich wohl anfühlt, wenn sich ein Speer durch deine Eingeweide bohrt?
    Ich wollte doch nur helfen, und das habe ich jetzt davon, dachte sie. Doch sofort schämte sie sich dafür.
    Dad macht jeden Tag solche Sachen.

    Mann! Wenn er nur jetzt hier wäre!
    Genau dasselbe hatte Evelyn auch gesagt. Und einige Minuten später hatte man sie mit einem Speer aufgespießt.
    Und mich hat er auch erwischt, fiel ihr ein. Derselbe Speer, dieselbe Spitze.
    Es war nur ein kleiner Stich. Sie konnte die Wunde spüren, eine kleine schmerzende Stelle direkt unterhalb und etwas rechts von ihrem Bauchnabel.
    Der Speer hat mich erwischt, nachdem er Evelyn glatt durchbohrt

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