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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hatte das Video auf einer Party ihrer Eltern gesehen. Dads Kumpel hatten sich viele Videos angesehen, meistens ziemlich hartes Zeug. Wahrscheinlich um ihre Freundinnen und Frauen zu beeindrucken oder zu erschrecken. Sie war aus ihrem Zimmer geschlichen und hatte heimlich zugesehen. Ihr Vater war schon ziemlich angetrunken gewesen und hatte sie nicht bemerkt.

    Auf dem Video wurde er von einem Mann mit einer Machete angegriffen. Nachts. Sie standen auf dem Gehweg vor einem Laden mit großen, hell erleuchteten Schaufenstern. Der Mann trug nichts außer einer Sonnenbrille, einem schwarzen Ziegenbart und einem Slip mit Leopardenmuster. »Bringt das Schwein um!«, rief er und stürmte auf Dad zu.
    Ihr Vater trug seine Uniform. Anstatt die Browning zu ziehen und auf den Verrückten zu richten, verließ er sich auf seinen Schlagstock, Modell PR-24.
    Der Kerl schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis er Dad endlich erreicht hatte.
    Erst später begriff Jody, dass sie sich das Video in Zeitlupe angesehen hatten.
    Dad hätte alle Zeit der Welt gehabt, seine Waffe zu ziehen und auf den Mann zu schießen. Aber er hatte sich dagegen entschieden.
    Endlich war der Irre nahe genug. Er holte mit der Machete aus, um ihm den Kopf abzuschlagen.
    Dad ließ den Schlagstock mit voller Wucht auf den Unterarm des Mannes krachen. Die Machete löste sich aus seinen Fingern und landete mitten in einem der Schaufenster. Während die Scheibe zersplitterte, ging ihr Vater in die Hocke und rammte den Schlagstock schnell und hart zwischen die Beine seines Angreifers. Der Stock landete gleich neben dem Leopardenhöschen auf dem Oberschenkel des Mannes. Er schrie auf und sprang durch die Überreste des Schaufensters.
    » Das zeigen sie auf der Polizeischule?«, fragte Jody verblüfft.
    »Aber klar.« Miles warf die feuchte Socke in die Wanne. »Der verdammte Idiot hat uns sogar verklagt «, sagte Jody.
»Sein schmieriger Anwalt wollte drei Millionen Dollar. Ist das zu glauben? Drei Millionen! Dabei hätte ihn Dad mit Fug und Recht erschießen können. Als er sich dagegen entschied, hat er sein Leben riskiert. Und dafür verklagt ihn dieses Arschloch auch noch!«
    Miles sah sie an und spitzte die Lippen. »Du bist ziemlich temperamentvoll.«
    »Ja. Na ja … die Klage wurde jedenfalls abgewiesen. Trotzdem … so was bringt mich zur Weißglut.«
    »Offensichtlich.«
    »Tut mir leid.«
    »Weißt du, wie man tausend Anwälte auf dem Grund des Ozeans nennt?«
    »Nein.«
    »Einen Anfang.«
    Jody blieb das Lachen im Halse stecken, als sie sah, wie Miles einige Zentimeter einer weißen Paste aus einer Tube auf ihre Fingerspitze drückte.
    »Das wird wehtun, oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich für den Rest des Tages gern auf weitere Schmerzen verzichten. «
    »Das tut nicht weh. Das ist zum Desinfizieren. Damit sich nichts entzündet.«
    Darüber dachte sie nach. »Also gut, einverstanden. Aber vorsichtig, ja?«
    »Geht klar.« Miles strich die Paste behutsam auf die Wunde. Die weiße Creme färbte sich rosa, als sie sich mit dem Blut mischte.
    »Iiiiih.«
    »Tut’s weh?«

    »Nein, ist sogar ganz angenehm.«
    Miles wischte sich die Finger an einem Stück Verband ab, öffnete einen langen Streifen Mullbinde und drückte ihn gegen Jodys Oberschenkel. Die Binde blieb an der Salbe kleben. »Tja, da habe ich deinen Vater zum ersten Mal gesehen. Ich glaube, dass er für jeden, der das Video sieht, ein Held ist. Klar, wir alle hoffen natürlich, dass er dem Kerl in die Eier schlägt, aber das wäre wohl kaum die korrekte Vorgehensweise. Seine Vorgesetzten jedenfalls waren sehr zufrieden, dass er die Beherrschung nicht verloren hat und den Kerl trotzdem unschädlich machen konnte«, sagte sie, während sie den Verband mit Klebeband befestigte.
    »Aber das ist nicht alles, was er geleistet hat.«
    »Glaub mir, das weiß ich.«
    Jody grinste. »Sie finden ihn also cool?«
    »Cool?« Miles lachte kurz auf. »So könnte man es ausdrücken, ja. Er ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Mann.«
    »Finden Sie nicht, dass er komisch aussieht?«
    »Jody! Es ist nicht nett, so etwas zu sagen.«
    »Na ja, er ist nicht gerade Tom Cruise.«
    »Ich finde, er sieht gut aus.«
    »Wirklich?«
    »Klar.«
    »Ich glaube, dass er so selten eine Freundin hat, liegt an seinem schiefen Mund und dem komischen Gang. Außerdem sieht er aus, als wollte er im nächsten Augenblick jemandem den Kopf abreißen.«
    »Das finde ich gar nicht.«
    »Ich glaube,

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