Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
die meisten Frauen wollen nicht mit so einem Mann ausgehen.«
Miles wirkte verärgert. »Würdest du nicht mit ihm ausgehen?«
»Er ist mein Vater. Halten Sie uns etwa für pervers?«
Jetzt musste sie lachen. »So war das nicht gemeint, das weißt du genau. Aber wenn er in deinem Alter wäre – und nicht mit dir verwandt – wie wäre es dann?«
»Dad würde nicht erlauben, dass ich mit einem Jungen ausgehe.«
»Aber wenn er es doch tun würde?«
»Ob ich mit einem ausgehen würde, der so aussieht? «
»Ja.«
»Na klar. Nur, dass es komisch wäre, mit einem Jungen auszugehen, der genauso aussieht wie mein Dad. Und Sie? Würden Sie mit ihm ausgehen?«
»Aber sicher doch.«
Jody lächelte über Miles’ Schulter hinweg. »Hast du das gehört, Dad?«
Miles wirbelte herum. Sobald sie bemerkte, dass niemand in der Tür stand, blickte sie Jody mit finsterer Miene an. Doch dann musste sie grinsen.
»Reingelegt«, sagte Jody.
»Ich sollte dich übers Knie legen.«
»Sind wir jetzt fertig?« Jody stand auf und schlüpfte wieder in die Mokassins. »Ich will nämlich nicht die ganze Nacht in meiner Unterwäsche herumsitzen.«
»Also los.« Miles ging voraus und sah sich um, bevor sie den Flur betrat.
Jodys Magen krampfte sich zusammen.
Was, wenn sie hier sind?
Die ganze wilde Horde von letzter Nacht!
Mach dich nicht lächerlich, dachte sie.
Miles winkte ihr zu, sah sich in Jodys Zimmer um und stellte sich hinter ihr in die Tür.
Jody zog braune Shorts und weiße Socken an. Sie wollte gerade wieder in die Mokassins steigen, als ihr Vater nach ihnen rief. »Jody? Miles?«
»Hier drüben«, rief Miles. »Haben wir den Heckenschützen erwischt?«
»Zumindest haben wir herausgefunden, von welchem Haus aus er geschossen hat. Der Kerl selbst war längst über alle Berge. Er hat eine Brandbombe gelegt. Die Jungs konnten sie im letzten Moment entschärfen. «
Miles betrat Jodys Zimmer. Einen Augenblick später folgte ihr Jodys Vater mit verärgertem Gesichtsausdruck. »Die Spurensicherung ist schon unterwegs. Sie haben mehrere Leichen gefunden, offenbar die Eigentümer des Hauses. Ich muss gleich wieder weg, ich will mir das nämlich mit eigenen Augen ansehen.«
»Ich werde so lange auf Jody aufpassen.«
»Vielen Dank.« Er wandte sich Jody zu. »Wie geht es dir?«
»Ich bin okay. Officer Miles hat mich verarztet. Der Kerl, der auf mich geschossen hat – hat er noch andere umgebracht?«
»Sieht ganz so aus. Aber mach dir keine Sorgen. Dir kann nichts passieren.«
»Um mich mache ich mir auch keine Sorgen.«
»Bleib einfach im Haus und halt dich von den Fenstern fern.«
»Darauf werde ich schon aufpassen, Sir«, sagte Miles.
Jodys Vater hielt einen Daumen hoch und zwinkerte seiner Tochter zu. »Ich beeile mich auch«, sagte er.
TEIL VIER
Simons Geschichte
19
Hallo mal wieder. Ich bin jetzt in einem ziemlich schäbigen Motel untergetaucht. Ach ja, es ist immer noch Samstag.
Also gut, wo fange ich an?
Okay. Also …
Ich fange mal mit dem Kühlschrank an.
Es war ein großer weißer Amana mit einer riesigen Sammlung von ausgesprochen hässlichen Magneten darauf. Diese Plastikdinger, die wie Essen aussehen: eine Banane, ein Stück Melone, ein Taco, ein Sandwich und solcher Scheiß. Benedicts Mund stand offen, also hab ich den Sandwichmagneten reingestopft.
Ein bisschen spät für die Henkersmahlzeit. Sorry. Hätte ihm wahrscheinlich sowieso nicht geschmeckt. Das Sandwich war ja aus Plastik mit einem Magneten dran.
Während ich den Kühlschrank ausleerte, genehmigte ich mir noch ein Beck’s und einen Snack: Kräcker, Salami und Käse.
Alles, was nicht verderben konnte, hab ich auf die Regale verteilt. Der Rest wanderte ins Tiefkühlfach oder gleich in den Mülleimer. Sobald die Kühlschrankfächer leer waren, zog ich die Ablageböden heraus und verstaute sie in der Besenkammer.
Dann steckte ich Benedict mit dem Kopf nach unten hinein. Sein ganzes Gewicht ruhte auf seinen Schultern.
Das ist übrigens die beste Methode, um Leute in Kühlschränken zu verstauen. Der Schwerpunkt muss möglichst tief liegen, damit sie nicht umfallen. Noch besser ist es, wenn man ihnen den Kopf abschneidet, damit die Schultern schön bündig mit dem Kühlschrankboden abschließen. Aber dazu hatte ich keine Lust, also durfte Benedict seinen Kopf behalten. Sobald er einigermaßen stabil lag, schloss ich die Kühlschranktür, rüttelte ein paar Mal daran und trat einen Schritt zurück. Die Tür blieb geschlossen.
Nachdem
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