Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
ganze Bande einkassieren.«
    »Das wäre toll«, sagte Jody.
    »Toll schon, aber sehr unwahrscheinlich. Diese Typen sind keine Durchschnittskriminellen. Sie sind nicht gerade Genies, aber auch keine Dummköpfe. Die wissen genau, was sie tun. Sie sind vorsichtig und nicht so leicht zu erwischen.«
    Jody schürzte die Lippen. »Aber sie sind nicht gut genug, um uns zu erwischen, oder?«
    »Niemand ist so gut, Schatz.«
    »Ach so, ja. Genau.«
    »Was, glaubst du mir etwa nicht?« Er versuchte, gekränkt zu wirken.
    »Sehe ich wie eine Schimpansin aus?«
    Er nickte. »Klar. Du bist King Kongs Tochter.«
    »Zum Glück komme ich ganz nach meiner Mutter.«

    Lachend schüttelte er den Kopf.
    Jody trug das Geschirr zum Spülbecken. »Warum ruhst du dich nicht ein bisschen aus?«, fragte sie. »Ich übernehme den Abwasch.«
    »Noch nicht. Erst mal grillen wir noch ein paar Hamburger. Die verteilen wir an unsere furchtlosen Beschützer – so macht man sich beliebt. Wenn es hart auf hart kommt, werden sie uns mit ihrem Leben verteidigen.«
    Er nahm weitere Hackfleischpäckchen aus dem Kühlschrank. »Ich fange schon mal an«, sagte er, nachdem sie einige Hamburger geformt hatten.
    Sie war froh, dass ihr Vater daran gedacht hatte, den anderen Polizisten Hamburger zu machen. Das war sehr nett von ihm, und außerdem hatte sie eine Beschäftigung und musste nicht dauernd an die Killer, an Andy oder Onkel Willy denken.
    Bald hatte sie sechs weitere Burger geformt.
    Dad stand wahrscheinlich noch am Grill. »Wenn man daneben steht, dauert’s ewig, aber wenn man weggeht, bleibt nur noch Asche übrig.« Das war einer seiner Lieblingssprüche, den er jedes Mal anbrachte, wenn er grillte.
    Doch Jody hatte ihren Vater durchschaut. Natürlich passte er nicht nur darauf auf, dass das Fleisch nicht anbrannte. Das war nur die Entschuldigung dafür, dass er den Abend im Freien verbringen und das Raucharoma genießen konnte. Er liebte es, das Fleisch brutzeln zu hören, liebte das Feuer. Das hätte er natürlich nie zugegeben, doch sein Verhalten sprach Bände. Vielleicht erinnerte er sich dabei an seine Tage als Pfadfinder oder an die Ausflüge, die er mit ihrer Mutter in die Berge gemacht hatte. Möglicherweise sprach die Zubereitung
von Fleisch über offenem Feuer eine primitivere, wilde Seite in ihm an: den Jagdinstinkt.
    Jody legte das rohe Hackfleisch auf einen Teller und ging zur Hintertür.
    Sie erinnerte sich, wie Dad einmal mit einer großen gelben Wasserpistole vor dem Grill gestanden hatte. Da war sie noch ziemlich klein gewesen. Er hatte mit der Pistole auf die Flammen und ab und an auch auf Jody gespritzt, woraufhin sich ihre Mutter aufgeregt hatte.
    Manchmal hatte Jody auch aus der Wasserpistole getrunken.
    Sie hatte eine Öffnung, die kaum größer als ein Stecknadelkopf war. Das Wasser war mit einem zischenden Geräusch herausgeschossen und hatte ihren Gaumen gekitzelt. Und es hatte nach Gummi oder Plastik geschmeckt.
    Sie ging nach draußen und schloss das Fliegengitter vor der Gartentür.
    Der Kopf ihres Vaters wirbelte herum. »Jody! Ich hab dir doch gesagt, du sollst …«
    Dann fiel der erste Schuss.

18
    Die Kugel schlug direkt vor Jody ein. Sie sah eine Wolke aus Staub und Betonsplittern und hörte ein zischendes Geräusch. Etwas zerrte an ihren Shorts, dann spürte sie einen Stich.
    Und erst danach ertönte das Krachen des Schusses.
    Jody fiel plötzlich ein, dass sie unerlaubterweise das Haus verlassen hatte.
    Sie ließ den Teller mit den Hamburgern fallen, wirbelte herum und packte den Türgriff. Als sie das Fliegengitter öffnete, wurde es von einer weiteren Kugel wieder zugeschlagen.
    Sie sah das münzgroße Loch im Aluminiumgitter. Die Patrone hatte ihre Schulter nur um wenige Zentimeter verfehlt.
    »Runter!«, rief ihr Vater. »In Deckung!«
    Sie ging in die Hocke und sah sich um.
    Dad kam auf sie zugerannt und ließ die Grillspachtel fallen. Seine Waffe hatte er noch nicht gezogen.
    Hinter ihm stand jemand mit einem Gewehr auf dem Garagendach.
    Wie ist er nur so nahe rangekommen? Wo sind denn die Cops abgeblieben?
    Oder ist das etwa ein Polizist?
    Er hatte das Gewehr im Anschlag und visierte sie durch ein riesiges Zielfernrohr an.

    Jody spürte, wie ein Schwall glühend heißer Luft ihre Wange streifte, als eine dritte Kugel knapp an ihrem Ohr vorbeizischte.
    Dann verdeckte ihr der Körper ihres Vaters die Sicht. Er packte sie, hob sie hoch und drehte sie herum. Mit einem seltsamen Knurren sprang er geradewegs

Weitere Kostenlose Bücher