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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Freunde umschloß, die Zephyrin Xirdal nie gehabt hatte und auch jedenfalls niemals haben würde.
    Diesmal war er aber weniger beredt, sondern beschränkte sich auf seinen dreifachen Ausruf. Mächtig angezogen von dem Aufsatz im »Journal«, setzte er seine Lektüre schweigend fort.
    Was las er denn aber so eifrig und angestrengt?
    Als der letzte auf der ganzen Erde erfuhr er hier ganz einfach von der Whastoner Feuerkugel und gleichzeitig von deren außergewöhnlichen Zusammensetzung. Nur der reine Zufall aber hatte ihm den Artikel, der von der fabelhaften Goldkugel handelte, heute – erst so spät! – in die Hände gespielt.
    »Das ist ja eine Posse!« erklärte er nach Vollendung der zweiten Lektüre für sich selbst.
    Einige Augenblicke blieb er noch in Nachdenken versunken, dann zog er die Füße vom Fenster zurück und trat an den Tisch heran. Jetzt war wieder eine Arbeitskrise im Anzug.
    Ohne lange zu suchen, fand er unter andern Journalen die wissenschaftliche Revue, die er wünschte und deren Verschlußstreifen er sprengte. Die Revue öffnete sich da auch gleich an der Stelle, die ihn jetzt interessierte.
    Eine wissenschaftliche Wochen-oder Monatsschrift hat das Recht, technischer zu sein als eine Tageszeitung. Die hier machte davon keine Ausnahme. Die Elemente der Feuerkugel, ihre Bahn, Schnelligkeit, ihr Volumen, ihre Masse und Natur – waren erst nach mehreren Seiten voller gelehrten Kurven und algebraischen Gleichungen angegeben.
    Zephyrin Xirdal nahm diese geistige Nahrung ohne Mühe in sich auf, obgleich sie wohl etwas schwer verdaulich war, und danach warf er einen Blick nach dem Himmel und überzeugte sich, daß kein Wölkchen dessen tiefes Blau unterbrach.
    »Na… wir werden ja sehen!« murmelte er, während seine ungeduldige Hand schon einige flüchtige Berechnungen niederschrieb.
    Nachher streckte er einen Arm unter einen Haufen in einer Ecke aufgestapelter Papiere aus und schob den mit einer Bewegung, die ihre Sicherheit nur oft wiederholter Übung verdanken konnte, geschickt in eine andre Ecke.
    »’s ist doch erstaunlich, wie streng ich Ordnung halte!« rief er mit sichtbarer Befriedigung, als er sah, daß diese »Rangierbewegung« seiner Erwartung entsprechend ein astronomisches Fernrohr sichtbar werden ließ, das ebenso mit Staub bedeckt war wie eine seit hundert Jahren im Keller lagernde Weinflasche.
    Das Fernrohr ans Fenster zu schaffen, es auf den Punkt des Himmels zu richten, den er nach seinen Berechnungen untersuchen wollte, und das Auge vor das Okular zu bringen… das alles verlangte nur wenige Sekunden.
    »Stimmt ganz genau!« sagte er nach mehrminütiger Beobachtung.
    Nach einigen weitern Minuten griff er entschlossen nach seinem Hute, stieg die sechs Treppen hinunter und wendete sich der Rue Drouot und dem Bankhause Lecoeur zu, das einen gerechten Stolz dieser Straße bildete.
    Zephyrin Xirdal kannte nur eine Art, seine Wege abzumachen; ein Omnibus. Straßenbahnwagen oder eine Droschke kam da niemals in Frage. Wie weit er auch bis an sein Ziel zu gehen haben mochte, immer begab er sich dahin nur zu Fuß.
    Doch auch bei dieser Bewegung, dem natürlichsten und am meisten geübten Sporte, konnte er nicht umhin, sich als Original zu erweisen. Mit gesenkten Augen und die breiten Schultern von rechts nach links und umgekehrt wiegend, lief er durch die Stadt, als trollte er durch eine Wüste. Wagen und Fußgänger ließ er mit gleichmäßiger Heiterkeit unbeachtet Wie viele »Halt! Aufgesehen!«, wie viele »Herr Ungeschickt!« und wie viele »Tölpel!« regnete es da um ihn von den Vorübergehenden, die er derb gestoßen oder tüchtig auf die Zehen getreten hatte. Und wie viele noch kräftigere Verwünschungen wurden an seine Adresse von der dröhnenden Stimme der Kutscher gerichtet, die seinetwegen ihr Gespann zurückreißen mußten, weil man sie sonst jedenfalls unter den »Vermischten Nachrichten« an den Pranger gestellt hätte und Zephyrin Xirdal als »unschuldiges Opfer« bedauert worden wäre.
    Ihn kümmerte das alles nichts. Ohne etwas von dem Konzert von Verwünschungen zu hören, das sich hinter ihm ebenso erhob, wie das Kielwasser einem dahingleitenden Schiffe folgt, setzte er ungestört, mit großen, immer gleichbleibenden Schritten seinen Weg fort.
    Zwanzig Minuten genügten ihm, die Rue Drouot und das Bankhaus Lecoeur zu erreichen.
    »Ist mein Onkel da? fragte er einen Bureaugehilfen, der sich bei seiner Annäherung erhob.
    – Jawohl, Herr Xirdal.
    – Vielleicht auch

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