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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verbringen?
    – Wenn du dem gütigst zustimmst.
    – Was denkst du über einen Spaziergang am Ufer des Potomac?
    – Den wollt’ ich dir eben vorschlagen.«
    Mann und Frau begannen sich jetzt nach der Exeterstraße hin zu entfernen, doch nur, um nach drei Schritten wieder stehen zu bleiben.
    »Würdest du mir eine Bemerkung erlauben? fragte Mr. Stanfort.
    – Mit Vergnügen, antwortete Mrs. Arcadia.
    – So möchte ich feststellen, daß wir heute übereinstimmen. Das ist das erste Mal, Mrs. Arcadia.
    – Und auch das letzte Mal!« erwiderte diese schon weitergehend.
    Um zum Anfang der Exeterstraße zu gelangen, mußten Mr. und Mistreß Stanfort sich erst durch die Menschenmenge Bahn brechen, die sich noch um das Luftschiff drängte. Und wenn diese Menge nicht noch dichter war, wenn sich nicht die gesamte Einwohnerschaft Whastons auf dem Platze versammelt hatte, so lag das daran, daß noch ein andrer und noch sensationellerer Vorgang das öffentliche Interesse erregte.
    Seit Anbruch des Tages hatte sich die ganze Stadt vor dem Justizpalaste eingefunden, wo sich schnell eine lange Reihe wartender Personen bildete. Sobald sich die Pforten des Gebäudes öffneten, strömte alles lärmend in den Sitzungssaal, der in einem Augenblick zum Brechen gefüllt war. Es bedurfte der Anwendung von Gewalt, die zum Zurückweichen zu bringen, die darin hatten keinen Platz finden können, und diese verunglückten Nachzügler waren es, die, um einen Ersatz zu finden, der Ballonlandung Walter Wraggs zugesehen hatten.
    Gewiß wäre es ihnen aber lieber gewesen, mit den Bevorzugten im Verhandlungssaale des Gerichtes zu sitzen, denn hier stand jetzt die »riesigste« Angelegenheit auf der Tagesordnung, die in der Vergangenheit und der Zukunft jemals den Richtern zur Entscheidung unterbreitet werden sollte.
    Die wahnwitzige Erregung des Volkes hatte zwar scheinbar bereits den höchsten Grad erreicht, als die Pariser Sternwarte bekanntgab, daß die Feuerkugel, mindestens ihr Kern, aus reinem Golde bestände, und doch lieb sich dieses Delirium nicht mit dem vergleichen, das überall auf Erden zum Ausbruche kam, als die Herren Dean Forsyth und Sydney Hudelson verkündet hatten, daß das Asteroid unbedingt auf die Erde fallen werde. Die Fälle von Geistesstörung, die sich daraufhin entwickelten, waren fast unzählbar, und es gab bald kein Irrenhaus mehr, das binnen wenigen Tagen nicht zu klein gewesen wäre.
    Unter allen diesen Narren waren die tollsten aber jedenfalls die Urheber dieser Erregung, die ihre Wellen über den ganzen Erdboden wälzte.
    Bisher hatte weder Mr. Dean Forsyth noch der Doktor Hudelson an eine solche Möglichkeit gedacht. Wenn sie eifrig die Priorität für die Entdeckung der Feuerkugel für sich in Anspruch nahmen, geschah das nicht wegen deren Wertes, wegen der Milliarden, von denen doch kein Mensch etwas bekommen würde, sondern nur aus dem Grunde, daß der eine den Namen Forsyth und der andre den Namen Hudelson für alle Zeit mit diesem wichtigen astronomischen Ereignis verbunden wissen wollte.
    Die Sachlage änderte sich freilich gänzlich, nachdem sie in der Nacht vom 11. zum 12. Mai die Störung in der Bewegung des Meteors hatten nachweisen können. Damit drängte sich ihnen eine brennendere Frage als alle die andern auf.
    Wem würde die Feuerkugel nach ihrem Niederfallen gehören? Wem die Trillionen des Kernes, den jetzt eine glänzende Aureole umhüllte? Wenn diese verschwunden war – und man hatte es hier übrigens nur mit ungemein feinen Strahlen zu tun – mußte der Kern zutage liegen. Dann würde es ja leicht sein, ihn in klingende und vollwichtige Münzen zu verwandeln!…
    Wem würde er aber gehören?
    »Mir!… Mir! hatte ohne Zögern Mr. Dean Forsyth gerufen, mir, der seine Erscheinung am Horizonte von Whaston zuerst gemeldet hat!«
    »Mir!… Mir! hatte mit gleicher Überzeugungstreue der Doktor Hudelson gerufen, weil ich der erste Entdecker bin!«
    Ihre widerspruchsvollen und unvereinbaren Ansprüche hatten die beiden Überspannten durch die Presse auch eifrigst verbreitet. Zwei Tage lang sah man die Spalten der Whastoner Tagesblätter vollgepfropft mit den wütendsten Auslassungen der beiden Gegner. Sie warfen sich dabei die schlimmsten Bezeichnungen wegen des unfaßbaren Meteors an den Kopf, das sich aus seiner Höhe von vierhundert Kilometern fast über sie lustig zu machen schien.
    Daß unter diesen Umständen von der geplanten Heirat keine Rede sein konnte, liegt ja auf der Hand. Der 15. Mai

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