Die Jagd nach dem Meteore
Beziehung aus den Verhandlungen eine bestimmte Anschauung hervorging, hielt die Internationale Konferenz immer weitere Sitzungen ab, von denen mehrere so stürmisch verliefen, daß Mr. Harvey sich genötigt sah, den Hut aufzusetzen und den Präsidentensitz zu verlassen.
Wenn diese Maßnahme bisher genügt hatte, die Gärung in der Versammlung zu unterdrücken, erschien es doch fraglich, ob das damit immer gelingen werde. Nach der gereizten Stimmung und dem oft recht heftigen Wortwechsel der Mitglieder zu urteilen, konnte man wohl daran zweifeln. Tatsächlich war die Sachlage jetzt schon so verworren, daß man den Tag voraussehen konnte, wo die Entscheidung auf dem Schwerte lag, was der Majestät der auf der Konferenz vertretenen souveränen Staaten gewiß sehr schädlich gewesen wäre.
Immerhin erschien ein solcher Skandal als eine logische Folge der Dinge denn es war kaum zu erwarten, daß die allgemeine Erregung wieder abflaute. Im Gegenteil, sie steigerte sich von Tag zu Tag, schon weil nach den täglichen Mitteilungen J. B. K. Lowenthals das Herabfallen der Feuerkugel als immer wahrscheinlicher betrachtet werden mußte.
Nach einem Zehent aufsehenerweckender Nachrichten, die sich gleichzeitig auf den verblüffenden Hexentanz des Meteors und auf die Verzweiflung seines Beobachters bezogen, schien dieser endlich seine Fassung wiedergewonnen zu haben.
In der Nacht vom 11. zum 12. Juni hatte er offenbar seine Seelenruhe wiedergefunden, als es ihm nachzuweisen gelungen war, daß das Meteor keine phantastischen Wanderungen mehr machte, sondern wieder unter der Einwirkung einer sich gleich bleibenden und ununterbrochen wirkenden Kraft stand, die, wenn sie auch unbekannt war, doch bestimmten Gesetzen zu gehorchen schien. Von dieser Stunde an hatte J. B. K. Lowenthal, der sich für später vorbehalten hatte, zu untersuchen, warum sich der Himmelskörper zehn Tage lang sozusagen wie toll benommen hatte, die geistige Heiterkeit, diese natürliche Apanage des Mathematikers, wieder gewonnen.
Von ihm war die Welt über diese Rückkehr zum Normalzustande unterrichtet worden, und seit diesem Tage verkündigten seine Mitteilungen immer eine langsam zunehmende Störung des Meteors, dessen Bahn wieder angefangen hatte, sich nach Nord-Ost–Süd-West zu verlegen und dessen Entfernung von der Erde sich zunehmend nach einem Gesetze verringerte, das zu ergründen J. B. K. Lowenthal noch nicht gelungen war. Die Wahrscheinlichkeit des Niederfallens wurde also immer größer. Wenn das noch nicht gewiß war, mußte es sich doch in wenigen Tagen entscheiden.
Das war doch eine mächtige Triebfeder für die Konferenz, sich mit dem Abschluß ihrer Arbeiten zu beeilen.
Der gelehrte Direktor der Bostoner Sternwarte trat in seinen vom 5. bis zum 14. Juli erschienenen Mitteilungen mit immer kühneren Prophezeiungen hervor. Er meldete gleichzeitig, mit täglich weniger verhüllten Worten, daß in der Bewegung der Feuerkugel eine neue und wichtige Veränderung eingetreten sei, und daß das Publikum aller Wahrscheinlichkeit nach in wenigen Tagen über deren Folgen aufgeklärt sein würde.
Gerade am 14. Juli hatte sich die Konferenz nun in eine richtige Sackgasse verirrt. Alle zur Sprache gekommenen Kombinationen waren nacheinander abgelehnt worden und damit war der Stoff für weitere Verhandlungen so gut wie erschöpft. Die Abgeordneten sahen einander verlegen an. Warum sollten sie eine Frage noch einmal aufnehmen, die schon nach allen Seiten hinreichend erörtert war?
Bereits in den ersten Sitzungen hatte man die Verteilung der meteorischen Milliarden unter den Staaten im Verhältnis zur Größe ihres Gebietes verworfen. Und doch entsprach dieser Vorschlag der Gerechtigkeit und Gleichheit, die man zu erstreben vorgab, da ja die Staaten mit einem großen Landgebiete größere Bedürfnisse haben mußten und sie durch ihre Zustimmung zur Verteilung ihre größeren Gewinnaussichten opferten, was doch eine Ausgleichung verdiente. Das hatte aber nicht verhindert, dieses Verfahren infolge des Widerspruches der Staaten mit sehr dichter Bevölkerung abzulehnen.
Herr Ramonscho begann aber eine endlose Rede… (S. 178.)
Diese schlugen vor, die Verteilung in der Weise stattfinden zu lassen, daß dabei nicht die Zahl der Quadratkilometer, sondern die Kopfzahl der Einwohner den Ausschlag gäbe. Dieser Vorschlag, der ja auch der Gerechtigkeit insofern Rechnung trug, als er den wichtigen Grundsatz des gleichen Anspruchs aller Menschen
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