Die Jagd nach dem Meteore
verzwickt verknotet, daß Xirdal die Knoten später sicherlich nicht wieder aufzulösen vermochte, und als er endlich damit fertig war, betrachtete er sein Werk mit eitler Selbstbefriedigung.
Nun brauchte er sich nur noch nach dem Bahnhofe zu begeben. Ein so rüstiger Fußgänger Zephyrin Xirdal auch war. konnte er doch gar nicht daran denken, seinen Apparat, sein Fernrohr und seinen Reisesack einfach dahin zu tragen. Das setzte ihn in Verlegenheit.
Wahrscheinlich hätte er sich endlich doch daran erinnert, daß es in Paris auch Fiaker gäbe, diese geistige Anstrengung sollte ihm jedoch erspart bleiben. denn eben erschien Robert Lecoeur in der Tür.
»Nun, fragte dieser, bist du bereit, Zephyrin?
– Ich habe nur auf Sie gewartet. wie Sie sehen, antwortete treuherzig Xirdal, der doch völlig vergessen hatte, daß sein Pate mit ihm abreisen sollte.
– Dann also vorwärts, mahnte Lecoeur. Wieviel Gepäckstücke?
– Drei. Meinen Apparat, mein Fernrohr und hier den Reisesack.
– Gib mir ein Stück und nimm du die beiden andern. Unten wartet mein Wagen.
– Welch herrlicher Gedanke!« rief Zephyrin Xirdal noch voller Bewunderung, als er die Vorsaaltür hinter sich abschloß.
Fünfzehntes Kapitel.
Worin J. B. K. Lowenthal den Gewinner des großen Loses verkündet.
Seitdem sie den von J. B. K. Lowenthal berichtigten Fehler begangen hatten – ein erstes Mißgeschick, dem der beschämende Mißerfolg ihres Versuchs, von der Internationalen Konferenz angehört zu werden, die Krone aufsetzte – hatte für Mr. Dean Forsyth und für den Doktor Hudelson das Leben keine Freude mehr. Vergessen, auf die Stufe der unbeachteten Durchschnittsbürger hinabgesunken, konnten beide, die erst den Rausch des Ruhmes genossen hatten, die jetzige Gleichgültigkeit des Publikums nicht verdauen.
In ihren Gesprächen mit den letzten Getreuen donnerten sie wütend gegen die Verblendung der großen Menge und verteidigten ihre Sache mit einem ungeheuern Aufwand von Argumenten: Wenn sie auch einen Irrtum begangen hätten, war es gerecht, ihnen deshalb so schwere Vorwürfe zu machen? Hatte sich ihr strenger Kritiker, der gelehrte J. B. K. Lowenthal, denn nicht auch selbst getäuscht und schließlich seine Ohnmacht bekennen müssen? Was war daraus wohl andres zu schließen, als daß ihre Feuerkugel eine Ausnahme, ein abnormer Himmelskörper wäre? Und war unter solchen Umständen ein Irrtum nicht ganz natürlich und entschuldbar?
»Gewiß, gewiß!« bestätigten die letzten Getreuen.
Und konnte man sich von der Internationalen Konferenz eine schlimmere Unbilligkeit vorstellen als deren Verweigerung jeder Rechtshilfe? Alle Achtung vor den Vorsichtsmaßregeln zur Sicherung der finanziellen Ordnung auf der Erde, wie konnte man aber die Rechte des Meteorentdeckers so gänzlich überehen? Hätte man überhaupt etwas von der Feuerkugel erfahren und hätte ihr Niederfallen vorausgesehen werden können, ohne daß dieser Entdecker die Welt von ihrem Auftauchen unterrichtet hätte?
»Und dieser Entdecker bin ich! versicherte Mr. Dean Forsyth mit allem Nachdrucke.
– Der bin ich! behauptete seinerseits der Doktor Hudelson mit nicht geringerer Energie.
– Gewiß… Gewiß!« stimmten die beiderseitigen letzten Getreuen diesen Ansprüchen zu.
Welchen Trost ihre Anerkennung den beiden Astronomen aber auch gewährte, einen Ersatz für die begeisterten Zurufe des Volkes konnte sie ihnen doch nicht bieten. Da es unmöglich war, alle einzelnen von ihrer berechtigten Forderung zu überzeugen, mußten sie sich schon mit der bescheidenen Gruppe ihrer wenigen Bewunderer begnügen.
Der erlittene Verdruß lähmte jedoch ihren Feuereifer nicht, im Gegenteil. Je mehr man ihre Anrechte auf die Feuerkugel bemängelte, desto hitziger bemühten sie sich, diese zu verteidigen. Leider schien nur niemand ihre Ansprüche ernst zu nehmen, doch desto mehr bestanden beide darauf, ihre Eigenschaft als einzige und ausschließliche Eigentümer der Feuerkugel zu betonen.
Bei einer solchen Gemütsverfassung war an eine Wiederaussöhnung natürlich nicht zu denken. Jeder Tag schien die unglücklichen Verlobten vielmehr nur weiter voneinander zu trennen.
Die Herren Dean Forsyth und Hudelson verkündeten feierlich ihre Absicht, gegen die Beraubung, deren Opfer sie zu sein behaupteten, bis zum letzten Atemzug Widerspruch zu erheben und nötigenfalls die höchsten Instanzen anzurufen. Das müßte dann ein köstliches Schauspiel geben! Mr. Forsyth auf der einen, der Doktor
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