Die Jagd nach dem Vampir
verliebt hattest?«, fragte Kit.
»Natürlich. Schließlich war sie Charlottes beste Freundin. Und sie stand auf unserer Seite. Sie agierte als Mittlerin, als Charlotte und ich beschlossen durchzubrennen. Wir hatten verabredet, uns an einem bestimmten Tag um Mitternacht zu treffen, woanders hinzugehen und heimlich zu heiraten. Für eine Frau wie Charlotte kam natürlich nur eine Heirat in Frage.«
Ich blickte in die Dunkelheit und stellte mir vor, wie die junge Charlotte DuCaral ihre Flucht vorbereitet hatte. Sie hatte eine kleine Tasche gepackt, war durch die Küchentür geschlichen und hatte sich in den Wald aufgemacht, hin zum verabredeten Treffpunkt, wo sie bis zum Morgengrauen wartete, bis ihr Herz ihr schließlich sagte, dass Leo sie versetzt hatte.
»Als der große Abend kam, flatterten mir die Nerven«, fuhr Leo fort. »Ich versuchte, mich mit einem Glas Whisky zu beruhigen, doch aus dem einen Glas wurden mehrere. Es war bereits Mitternacht, als ich aus dem Haus schwankte, und es wurde fast schon hell, als ich den Hügel hinabstolperte, die Flasche in der Hand. Und auf wen traf ich am Fuß des Hügels? Auf Charlottes Vater. Er hielt ein Gewehr in den Händen und zielte auf mich. Er beschimpfte mich wüst, ich verlor die Beherrschung, entriss ihm das Gewehr … und erschoss ihn.«
»Nein!«, rief ich aus. »Doch nicht Sie. Charlottes Bruder hat Maurice attackiert.«
Leo sah mich so verwirrt an, wie ich mich fühlte. »In der Nacht, in der ich Maurice tötete, hielt sich Charlottes Bruder in Afrika auf, wo er ein Waisenhaus baute. Er befand sich auf einem anderen Kontinent!«
»Hat Charlotte noch einen anderen Bruder?«, fragte ich.
»Nein, nur den einen, und der kam zwei Jahre später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben«, sagte Leo und sah Kit an.
»Und Schwestern?«, fragte ich ratlos.
»Keine Schwestern, nur einen älteren Bruder.« Leo hob abwehrend die Hände. »Warum fragen Sie mich nach weiteren Geschwistern von Charlotte? Ich habe gerade einen Mord gestanden.«
»Es tut mir leid«, sagte ich errötend. »Fahren Sie fort.«
»Danke«, sagte Leo leicht gereizt.
»Lori fragt aus einem bestimmten Grund«, schaltete sich Kit ein. »Du kannst Maurice nicht getötet haben, er ist erst vor zehn Jahren gestorben.«
»Ich weiß nicht, woher du deine Informationen hast, Kit«, sagte Leo, »aber sie stimmen nicht. Schließlich war ich ja an Ort und Stelle und muss am besten wissen, was geschehen ist. Ich wollte ihn nicht töten, aber als der Wildhüter eintraf, hielt ich das Gewehr in den Händen, und Maurice lag auf dem Boden, voller Blut.«
»Bist du sicher, dass er tot war?«, fragte Kit.
»Ja doch«, antwortete Leo. »Ich ließ die Waffe fallen und kroch zu ihm. Er atmete nicht mehr, er hatte keinen Puls. Er war tot.«
»Hmm«, sagte Kit nachdenklich. »Was hast du getan, als dir klar wurde, dass er tot war?«
»Ich stand zu sehr unter Schock, um irgendetwas zu tun.« Leo rieb sich den Nacken. »Madeline DuCaral hat das Heft in die Hand genommen.«
»Was hat Madeline dort gemacht?«, fragte ich.
»Sie hatte den Schuss gehört«, antwortete Leo. »Sie kam und fand ihren Ehemann tot am Boden liegend, und sein Blut klebte an meinen Händen. Ich hätte erwartet, dass sie die Polizei rief oder dass mich der Wildhüter erschossen hätte, oder sogar sie selbst, aber sie stand nur da und starrte auf Maurices Leiche. Dann hat sie ein Geschäft mit mir gemacht.«
»Sie hat was?«, fragte ich, überzeugt, dass ich mich verhört hatte.
»Sie hat ein Geschäft mit mir gemacht«, wiederholte Leo. »Wenn ich verschwinden würde, würden sie und der Wildhüter es nach einem Unfall aussehen lassen, und sie würde niemals jemandem verraten, was geschehen war. Sie erlaubte mir – einem Mörder – zu fliehen, falls ich versprach, England zu verlassen und nie mehr zurückzukehren. Wenn ich blieb, würde ich im Gefängnis landen.«
Ich sah ihn vollkommen verblüfft an. »Warum in alles in der Welt wollte sie Sie vom Haken lassen? Sie hatten gerade ihren Ehemann ermordet!«
»Können Sie sich vorstellen, was es für ein Mädchen wie Charlotte bedeutet hätte zu erfahren, dass der Junge, den sie liebte und dem sie vertraute, ihren Vater getötet hat?«, entgegnete Leo. »Charlotte war ein naives achtzehnjähriges Mädchen. Ihr Herz war rein. Natürlich musste sie der Verlust ihres Vaters schmerzen, aber es wäre eine doppelte Last gewesen zu wissen, dass er durch meine Hand gestorben war. Was aus mir wurde,
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