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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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„die Kante sollte endlich
weggemacht werden. Nachts kann man sich da glatt ein Auge ausschlagen.“
    „Du armer Junge!“ sagte Pauling
scheinheilig. „Du hast es schon schwer. Was dir so in einer Nacht alles
passiert. Willst du dein Seil wiederhaben?“ fragte er plötzlich.
    Das war eine Falle. Eine
hinterhältige, gemeine Falle.
    „Welches Seil denn, Herr
Doktor? Ich habe keins.“
    Pauling starrte ihn an. Dann
drehte er sich um und ging weg.
    „Au Backe!“ sagte Klößchen, der
neben Tarzan saß. „Der versucht’s aber mit jedem Trick.“
    „Soll er.“
    „Weißt du, was gefährlich
werden könnte?“ flüsterte Klößchen: „Wenn die Rocker rauskriegen, daß du ins
Internat gehörst und dann Pauling verständigen.“
    „Wie sollte der denn mit denen
zusammentreffen?“
    „Zufällig. Hat’s alles schon
gegeben.“
    „Ich glaube nicht, daß die so
hartnäckig sind. Wird doch langweilig für die, wenn sie hinter mir
herspionieren. Letzte Nacht war’s vielleicht noch interessant. Heute ist das
denen schnurzpiepe.“
    „Rudi Kaluschke denkt da
sicherlich anders.“
    Das stimmte vielleicht. Aber
ändern konnte man nichts. Tarzan zuckte die Achseln, trank seinen Tee aus und
sah auf die Uhr. In einer Viertelstunde begann der Unterricht. Zum Glück
schrieben sie heute keine Arbeit. Freitags war der Stundenplan sowieso
angenehm: mit zwei Freistunden zwischendurch, Sport, Musik und nur Englisch als
Hauptfach.
    Der Vormittag zog sich in die
Länge wie ein ausgeleiertes Gummiband. Trotz seiner Müdigkeit paßte Tarzan auf
wie ein Luchs. In jedem Fach. Er hatte nämlich schon längst rausgefunden, daß
es zum eigenen Schaden war, wenn man im Unterricht pennte. Um so mehr mußte man
dann nachmittags in der Arbeitsstunde pauken — sozusagen alles nachholen, was
man vormittags verschlafen hatte. Tarzan dachte im Unterricht mit, prägte sich
möglichst viel ein und baute Eselsbrücken bei besonders vertrackten
Zusammenhängen. Nachmittags kam er dann mit sehr wenig Zeit aus. Die
Hausaufgaben gingen ihm rasch von der Hand und genügten als Auffrischung. Alle
wunderten sich, wie er das schaffte, und dabei war die Sache so einfach.
    In Englisch kriegten sie eine
Arbeit zurück. Sie war nicht gut ausgefallen, und Tarzan konnte mit seiner 2-
sehr zufrieden sein. Übertroffen wurde er nur von Gaby, die eine 1—2 geschafft
hatte. Karl, der Computer, grinste über seinen Dreier. Ihn interessierte
Englisch nicht besonders, und für diese Nacherzählung hatte er überhaupt nicht
gelernt. Klößchen bibberte lange, als die Vieren ausgegeben wurden und der
Heftstapel immer niedriger wurde. Wann kamen die Fünfen?
    Dann durfte er aufatmen. Gerade
noch eine vier.
    Aber Dr. Bienert, der
Englischlehrer, sagte, es sei eigentlich nur eine Gnaden-Vier.
    Bienert, der den Spitznamen
,Sir’ hatte — die englische Anrede für einen höhergestellten Herrn als man
selber ist —, gab auch Sport. Er war ein Pfundskerl, ein schon etwas älterer,
stämmiger Mann mit rotem Bauerngesicht und ruhigem Wesen. Seine Beliebtheit
hatte zwei Gründe: Er war immer gerecht. Außerdem setzte er sich bei
Konferenzen und anderen Anlässen sehr für die Kinder ein — obwohl er nie darüber
sprach. Aber alle wußten, auf wessen Seite er stand. Und daß er nie einen
durchrasseln ließ, wenn es noch irgendeine Möglichkeit gab, ihn doch in die
nächste Klasse zu versetzen.
    Lieblinge hatte Bienert nicht.
Das hätte nicht zu seinem Gerechtigkeitssinn gepaßt. Trotzdem spürte Tarzan,
daß Bienert wie ein väterlicher Freund zu ihm war. Und genau so einen Mann
hätte er sich auch als Vater gewünscht.
    Fünfte Stunde: Sport. Glühende
Hitze waberte über dem Sportplatz. Dr. Bienert schlug Zirkeltraining in der Halle
vor. Aber die Jungs protestierten. Wem machte denn Hitze was aus? Sie wollten
Handball spielen. Beim Aufstellen der Mannschaften gab es zwar die übliche
Schwierigkeit, denn sie waren 23. Aber Klößchen, der natürlich als letzter
gewählt wurde, durfte als zwölfter Spieler bei denen mitmachen, die das Hemd
anbehielten. Tarzans Mannschaft spielte mit nacktem Oberkörper.
    Es wurde spannend. Fünf Minuten
vor Schluß der Stunde stand es 4:4. Tarzan hatte zwei Tore für seine Mannschaft
geworfen, obwohl er Mittelläufer war und vor allem für die Verteidigung sorgte.
Klößchen stand seinen Leuten meistens im Weg. Einmal nur hatte er den Ball
gekriegt — aus Versehen. Prompt ließ er ihn auf seinen Fuß fallen. Freistoß!
Daraus machte

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