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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Ich wusste nicht mal, dass sie hier sind. Bin zufällig über sie gestolpert. Unmöglich. Ich hab nur sechs Schuss in meiner Knarre. Ich warte auf Verstärkung.«
    Wieder ein Augenblick der Stille.
    » Hey, ich werde doch bei dem Versuch, so spät am Abend drei Flüchtlinge festzunehmen, keinen Selbstmord begehen. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Die Welt steht im Moment nicht gerade auf eigenen Beinen.«
    Der Mann seufzte, als sein Gesprächspartner ihm erneut die Ohren vollsülzte.
    » Hör zu, ich wollte nur nett sein, deswegen habe ich dich wissen lassen, dass ich die Leute gefunden habe, die ihr sucht. Was mich betrifft, habe ich vor ’ner halben Stunde angefangen, nach Nummer eins zu suchen. Damit meine ich mich, falls du noch nicht draufgekommen bist. Ich lege jetzt auf, dann geh ich wieder runter und reite schnellstens aus der Stadt hinaus. Wenn ihr die Leute haben wollt, kommt her und holt sie. Die Adresse kennt ihr nun.«
    Der Mann legte auf und stieß einen weiteren tiefen Seufzer aus. Acht Jahre vor der Pensionierung, und jetzt zerfiel die Agentur dank der Morgenstern-Seuche zu einem Scheißhaufen.
    Na, wenigstens konnte er jetzt in den Vorruhestand gehen. Er überprüfte seine Pistole, verließ leise den Raum und huschte seinem Fensterausgang entgegen.
    USS Ramage
    20 . 34 Uhr
    Die Nacht brach gerade an, als man auf der Ramage das Festland erblickte. Soldaten und Flüchtlinge hatten sich an Deck versammelt und schauten zu der im Abendnebel halb verhüllten Felsenküste hinaus. Captain Franklin hatte sein Schiff an der nächstgelegenen Stadt vorbei nach Norden gefahren, um denen, die es verlassen wollten, eine bessere Chance einzuräumen, sich davonzumachen, ohne von Überträgern oder feindseligen Uninfizierten entdeckt zu werden.
    Franklins Leute hatten begonnen, die abreisenden Militärs und Flüchtlinge in einem kleinen Beiboot an Land zu bringen. Die Sache ging relativ langsam vor sich, da das Boot nur wenige Personen transportieren konnte. Achtundzwanzig Männer und Frauen warteten noch immer darauf, aufs Trockene gebracht zu werden.
    Brewster und Denton standen nicht fern vom Bug des Schiffes an der Reling. Die Ausrüstungsausgabe war schon abgeschlossen. Brewster füllte frohgemut ein Magazin mit 9-mm-Patronen.
    » Verdammt, hätte ich doch nur mein Gewehr«, murmelte er.
    » Kannste nix machen«, sagte Denton. » Ist nicht genug Munition für alle da.«
    » Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Brewster. » Mir graust nur vor der Vorstellung, herumzulaufen, ohne einen Schuss in die Ferne abgeben zu können. Wenn wir sie so nah an uns ranlassen, damit wir diese Erbsenknaller abfeuern können, wird es ganz schön haarig.«
    Um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, hob Brewster die Pistole, nahm die Stellung eines Schützen ein und peilte über Kimme und Korn das Festland an. Er betätigte den Abzug, feuerte die ungeladene Waffe ab, nickte, schob das gefüllte Magazin hinein und steckte die Waffe ins Holster.
    » Sag mal«, sagte er, als ein stiller Moment vergangen war. » Wer hat eigentlich die Gewehre gekriegt?«
    » Hast du’s noch nicht gehört?«
    » Was gehört?«
    » Sherman hat sie Franklin ausgehändigt. Er meint, es besteht kaum eine Chance, dass wir unterwegs auf Gewehrmunition stoßen, und dass der Captain sie vielleicht braucht, wenn er die Stadt im Süden anfährt.«
    » Gottverdammte Hurenkacke!«, stöhnte Brewster. » Dann können wir uns gegen die wandelnden Eiterbeulen da draußen nur noch mit diesen Wäffchen verteidigen?«
    » Nun, wir haben noch Maschinenpistolen. Die können einen schönen Haufen Blei verspritzen. Wir sind sicher besser bewaffnet als die meisten anderen Menschen.«
    » Die nächste Landeeinheit ins Boot«, rief einer von Franklins Seeleuten und winkte einer Gruppe zu, die darauf wartete, an Land gebracht zu werden. Sechs Personen– drei bewaffnete Soldaten, drei zivile Flüchtlinge– begannen das kleine Boot zu bemannen.
    » Wir sind als Nächste dran.« Denton warf einen Blick auf seine Armbanduhr. » Was werden wir wohl tun, wenn wir wieder festen Boden unter den Füßen haben? Vermutlich ein Nachtlager aufschlagen, was?«
    » Auf keinen Fall«, sagte Brewster finster. » Das Erste, was man beim Militär lernt, heißt: Bloß weil es Nacht ist, hören wir nicht auf zu arbeiten. Sherman wird uns wahrscheinlich scheuchen. Weil die Nacht uns schützt, und so weiter.«
    » Schade. Ich komme mir vor, als hätte ich in den letzten Tagen nicht

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