Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
die Stirn.
Dann fluchte er leise.
Wo waren die beiden anderen Laster hin?
Zwei Straßen weiter bog Brewster mit quietschenden Reifen um eine Ecke, gerade noch schnell genug, um das Heck von Thomas’ Wagen drei Blocks weiter rechts abbiegen zu sehen.
» Wo fährt er bloß hin, verdammt?«, fragte Brewster.
» Keine Ahnung«, sagte Denton. » Vielleicht quakt Sherman ihm ständig dazwischen?«
» Ha«, machte Brewster und konzentrierte sich auf die Straße. Da und dort standen verlassene Fahrzeuge, so dass er bis zu der Ecke, an der er Thomas gesehen hatte, zu einer Slalomfahrt gezwungen war.
Als er abbog und mit seinem Wagen in die Straße einfahren wollte…
» Allmächtiger!«, schrie Denton. » Pass auf!«
Brewster hatte gerade noch Zeit, um eine Gruppe von sechs Infizierten zu sichten, die sich vom Eingang eines Gebäudes lösten, um Thomas zu verfolgen, dann krachte er auch schon in sie hinein und warf sie zu Boden. Die Gestalten kollidierten mit der Motorhaube und klatschten gegen die Windschutzscheibe. Ein Schädel krachte gegen das Glas und schlug ein Loch hinein. Das Lenkrad wurde Brewster aus den Händen gerissen. Der Laster rutschte nach rechts.
Brewster spürte, dass die Welt rotierte, dann überschlug sich sein Fahrzeug und krachte seitlich gegen ein Gebäude. Sein Gesicht schlug gegen die Seitenscheibe. Vor seinen Augen wurde es ganz kurz weiß– dann zerbarst alles, und er war weg.
Am Rand von Hyattsburg
09 . 12 Uhr
Als Thomas zum dritten Mal abbog, riss Sherman sich zusammen, doch als dann die offene Straße vor ihm lag, atmete er erleichtert auf. Die Stadt lag hinter ihnen. Der Laster passierte das letzte Ziegelhaus und Wohngebäude und fuhr aufs Land hinaus. Thomas verlangsamte irgendwann zu einem gemächlichen Tempo, und Sherman lehnte sich zurück und löste den Sicherheitsgurt.
» Gott«, murmelte er. » Ich hab’s wirklich versaut!«
» Was meinen Sie, Sir?« Thomas nahm einen langen Zug aus der Zigarette, die er während der Flucht durch die Stadt ganz vergessen hatte. Asche war auf seine Hose gefallen, aber er hatte es entweder nicht bemerkt oder es war ihm gleichgültig.
» Haben Sie nicht gehört, was Mbutu gesagt hat, bevor wir in den Ort rein sind? Er hat den Hinterhalt gerochen. Hätte auf ihn hören sollen. Sind ’ne Menge braver Leute gestorben.«
» Erstens, Sir, sind wir im Krieg. Da wird nun mal gestorben. Zweitens: Glauben Sie wirklich, dass diese Schleimbeutel den Grips haben, um einen Hinterhalt zu planen? Nee, die haben nur im Schatten gelegen und darauf gewartet, dass was zu Futtern vorbeikommt. Dann haben sie sich auf uns gestürzt.«
Sherman grunzte. Dann musterte er Thomas mit neugieriger Miene. » Sie haben gewartet, bis wir mitten in der Stadt waren, und sind dann alle gleichzeitig auf uns los. Das würde ich durchaus als Hinterhalt bezeichnen, Thomas.«
» Sie haben sich auf uns gestürzt, als Brewster und Krueger auf der Hauptstraße wie zwei Behämmerte anfingen rumzuschreien, Sir«, erwiderte Thomas.
Sherman gönnte sich noch einen Moment zum Nachdenken, doch bevor er seine Meinung äußern konnte, fluchte Thomas laut und trat auf die Bremse. Sherman stützte sich mit der Hand am Armaturenbrett ab. Der Laster kam auf dem Asphalt zum Stehen.
» Was ist los?«, fragte er.
» Die anderen Laster sind nicht mehr hinter uns.« Thomas’ Miene drückte Besorgnis aus. Er öffnete die Tür, stieg aus und blickte in Richtung Hyattsburg.
Sherman reckte den Hals und nahm den Seitenspiegel in Augenschein. Er sah nur die weißgraue Farbe des Lasters und die freie Straße hinter ihnen sowie das Örtchen fern hinter den kahlen Bäumen.
» Wo sind sie?«, fragte er ungläubig. Er löste seinen Gurt, sprang aus dem Fahrzeug, umkreiste die Motorhaube und begab sich zu Thomas, der noch immer nach hinten spähte und sich am Kinn kratzte.
» Vielleicht mussten sie einen Umweg nehmen«, brummte Thomas, ohne sich umzudrehen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. » Geben wir ihnen noch ein paar Minuten.«
Sherman nickte, dann fasste er an seine Schulterklappe und griff sich das dort hängende Funkgerät. Franklin hatte ihnen ein ganzes Dutzend dieser Dinger geschenkt; genug, um alle verbliebenen Soldaten und Denton auszurüsten.
» Ghost Lead an alle. Meldet euch. Ende.«
Keine Antwort. Aus dem Gerät kam nur ein Rauschen.
» Wiederhole: Ghost Lead an alle. Bitte melden. Wenn ihr nicht reden könnt, zweimal klicken.«
Sie warteten. Eine Minute verging, dann
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