Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
wir jetzt nach wie vor beim Militär wären, würde ich dafür sorgen, dass Sie dafür den Tapferkeitsorden kriegen. Das meine ich ernst.«
» Teufel nochmal, Sir, ’ne ehrenhafte Entlassung und ’ne hübsche Pension wären mir lieber«, sagte Stiles kichernd. Sogar die neuerdings ziemlich mürrische Rebecca musste lächeln. » Ist sonst noch was, Sir? Ich bin jetzt ganz schön müde…«
» Eine letzte Frage noch. Sie haben gesagt, dass in dem Laden noch mehr Waffen sind?«
» Ja, Sir. Da ist ’ne Falltür hinterm Tresen… musste sie aufstemmen… war ’n Typ da unten… ist tot, also keine Sorge… Holen Sie den Proviant und die Munition… besonders den Proviant…« Stiles’ Stimme wurde leiser, sein Kopf fiel im Schlaf zur Seite. Das Morphium und die Erschöpfung hatten ihn eingeholt.
Sherman streckte eine Hand aus und packte die Schulter des Schlafenden. » Das haben Sie gut gemacht, mein Sohn. Wirklich gut.«
Dann stand er auf. Rebecca kniete noch am Boden und sammelte ihren Kram ein.
» Gruppe!« rief Sherman den Überlebenden zu. » Kreis bilden! Wir müssen einen neuen Plan ausarbeiten!«
Mit Ausnahme der das Behelfslager bewachenden Posten versammelten sich alle Männer und Frauen um Sherman, Thomas und Rebecca, die einige Schritte zurückwich, da sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wollte.
» In Ordnung, hört zu!« Thomas schaute die Soldaten direkt an und übersah die Zivilisten, denen er seiner Meinung nach noch immer diente, weswegen er ihnen nichts befehlen konnte. » Es gibt eine kleine Änderung bei unserem Rettungsunternehmen. Uns sind einige weitreichende und leistungsstarke Gewehre zugelaufen. Wir brauchen jetzt zwei Männer– egal ob Zivilist oder Soldat–, die außergewöhnlich gut schießen. Ihr Job besteht darin, Stiles, unseren Läufer, zu decken, wenn er versucht, die Überträger wegzulocken, die das Kino belagern. Ich muss allerdings eine Warnung aussprechen. Eure Schüsse werden Beachtung finden. Wenn ihr merkt, dass ihr unwillkommenen Besuch habt, müsst ihr darauf vorbereitet sein, den Job zu beenden und abzuhauen. Außerdem weisen wir unseren freiwilligen Heckenschützen einen Schützen mit unserer neuen Mini-14 zu, der sie aus dem Nahbereich deckt. Damit bleiben uns eine Handvoll Pistolen, ein Revolver und eine Schrotflinte für unsere Hauptverteidigungs- und Rettungsmannschaft. Nur zur Information: Das ist jeder von euch, der keinen Auftrag zum Fahren oder Heckenschießen hat. Wer ohne Feuerwaffe ist, richtet sich weiterhin nach Plan Eins. Haltet euch zurück und seid rückzugsbereit, wenn die Rettungsmannschaft die Stadt verlässt.«
Sherman trat vor, um sein Sprüchlein loszuwerden. » Es sieht aus, als gäbe es in dem Sportartikelgeschäft, das wir gestern Nacht ausgespitzelt haben, noch ein paar Sachen zu holen, die wir brauchen. Das Wichtigste: Wir werden in den nächsten Wochen nur Konserven essen. Alte T-Rationen.«
» Besser als nichts, Sir, und verdammt viel besser als der Dreck, den wir bisher hatten«, sagte ein Soldat. Der Rest unterstützte ihn mit einem gedämpften, die Kampfmoral aber hebenden: » So isses!«
» Zweitens und ebenso wichtig: Stiles meldet, dass in dem Laden mindestens ein weiteres halbes Dutzend Gewehre lagern. Er konnte sie sich nur nicht alle auf den Ast laden. Wir werden unseren Fluchtplan also an die neue Lage anpassen. Unser Läufer, die Heckenschützen und der sie deckende Mann kriegen keine Fahrzeugunterstützung, die sie evakuiert, sobald sie aus der Stadt raus sind. Ihr werdet alle laufen. Es tut mir um jeden leid, der sich zu Stiles gesellen wird, aber wir müssen das Zeug aus dem Ladenkeller haben, sonst gehen wir das Risiko ein, zu verhungern. Außerdem möchte ich, dass so viele wie möglich von uns bewaffnet sind. Nochmal: Ich treffe diese Entscheidung nicht gern, aber ich habe den Eindruck, dass sie für die Gruppe als Ganzes die beste ist. Mark Stiles hat viel mehr für uns getan, als wir von ihm verlangen konnten, und trotz seiner Verletzung ist er noch immer unser Läufer. Ich schlage vor, ihr gebt alle euer Bestes, um den Idealen nachzueifern, denen er selbst entsprach.«
» Ich hab gehört, er ist gebissen worden, General«, fragte einer der Flüchtlinge, ein australischer Schweißer namens Jack, der seinen Nachnamen nicht nannte. » Ist das wahr? Und wenn ja, kann er dann noch bei uns bleiben?«
» Im Moment noch, ja«, sagte Sherman. » Ein derart kleiner Biss bedeutet, dass er noch fünf oder
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