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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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wohl das Vernünftigste, jetzt so viel mitzunehmen, wie er tragen konnte, und sich später um den Rest zu kümmern. Sie brauchten den Laster, um das Zeug abzuholen, besonders die Konserven. Stiles wusste, dass er genug Waffen und Munition tragen konnte, um ein solches Unternehmen auszurüsten, besonders da er inzwischen wusste, wohin man gehen und was genau man tun musste. Es musste alles ganz anders ablaufen als ihr erster Vorstoß in diese Stadt.
    Stiles löste den Riemen von der Ruger und einer .30-06er und platzierte sie nebeneinander auf dem Boden. Er nahm zwei Schrotflinten aus dem Ständer und legte sie auf die Riemen, dann packte er die Ruger und ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr oben drauf. Er zog die Riemen fest und wuchtete sich das Waffenpaket auf die Schulter. Die Riemenenden schlang er durch sein Tornistergeschirr und band sie fest. Er rückte seine Last gerade und prüfte die Behelfstrage. Sie war etwas mühsam zu schleppen und machte ihn reichlich ungelenk, da sie seine Schultern erheblich verbreiterte. Aber es würde schon klappen.
    Stiles hob die Winchester auf und eilte die Holzstiegen hinauf. Er schob den Kopf durch die Falltür und suchte den Laden mit Blicken ab, denn er wollte keinen unwillkommenen Besuchern begegnen, die vielleicht inzwischen eingetreten waren. Als er glaubte, dass seine Umgebung sicher war, richtete er sich auf, wurde jedoch zurückgerissen, da die Knarren auf seinem Rücken erheblich breiter waren als das Loch im Boden.
    » Verflucht«, sagte Stiles leise. Er machte sich klein und drehte sich in den Schultern, bis die Waffen hindurchpassten. Dann huschte er zu der Bank mit den halbleeren Patronenschachteln zurück und suchte einige Schachteln vom Kaliber 12, einige .30-06er-Patronen und einige .357-Magnum-Kugeln für den Revolver. Als er zudem noch drei Schachteln .45er-Munition für seine Winchester einsackte, schaute er sich um, als glaubte er, beobachtet zu werden. Er hatte fest vor, mindestens noch drei Schachteln mitzunehmen, wenn sie zurückkehrten, um den Rest zu holen.
    Bevor Stiles durch die Ladentür ins Freie trat, kniete er sich kurz hin und präparierte seine neue Waffe. Er lud durch, schob einen Schuss in die Patronenkammer und nickte zufrieden vor sich hin.
    Sie würden hierher zurückkommen.
    Und dann auf alles vorbereitet sein.
    Bei Hyattsburg
    06 . 31 Uhr
    Selbst für einen Winter in Oregon war der Morgen ungewöhnlich kalt. Nebel verhüllte das Land und reduzierte die Sichtweite auf wenige Meter. Aber es waren nicht die Kälte und die schwül-stickigen Nebelfetzen, die an den Nerven jener Überlebenden zerrten, die bei Sherman geblieben waren. Es war der Fakt, dass der Scout Mark Stiles längst überfällig war. Seine letzte Meldung war gegen 2.00 Uhr gekommen, mitten in der Nacht. Seitdem herrschte Stille.
    Selbst Sherman entwickelte allmählich das Gefühl, dass Stiles auf dem Rückweg irgendetwas passiert war. Er wusste, dass der Soldat höchst qualifiziert war. Er hatte durch seine freiwillige Meldung nicht nur Initiative bewiesen– sein Verhalten war darüber hinaus das eines Menschen, der seine Pflicht zu tun bereit war, egal um welchen Preis. Und egal, wie unangenehm ihm diese Pflicht vielleicht auch sein mochte.
    Als die Sonne sich schließlich anschickte, sich einen Weg durch die Wolken und den Nebel zu bahnen, ertönte die Stimme von einem der Posten, die Sherman um ihr Behelfslager im blattlosen Wald aufgestellt hatte.
    » Halt!«, rief er.
    Soldaten und Zivilisten reagierten augenblicklich. Sie sprangen aus ihrem dösenden Schlummer auf und griffen nach allen ihnen verbliebenen Waffen. Einige Zivilisten, meist Araber und Afrikaner, die man nach der Katastrophe von Suez eingesammelt hatte, hatten die Zeit damit verbracht, aus harten Baumästen Speere zu basteln, die zwar primitiv waren, aber besser als nichts. Sherman war froh, dass er von einer Gruppe selbstbewusster und vorsichtiger Menschen umgeben war. Sie waren auf alles vorbereitet.
    Der Posten gab noch immer keine Ruhe.
    » Identifizieren Sie sich!«
    Eine müde, erschöpft klingende Stimme wehte durch den Nebel heran. » Ich bin’s, Stiles, vom Spähtrupp zurück!«
    » Dann komm näher und lass dich anschauen.«
    Sherman spürte, dass der Knoten in seinem Magen sich löste. Es hätte auch einer der Überträger sein können, und der Kampfschrei, ihre Standardreaktion, wenn sie Beute sahen, hätte gewiss unwillkommene Verstärkung herbeigerufen. Dass Stiles sich gemeldet hatte, hatte ihn

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