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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Verbandszeug ran!«
    Hinter den Behelfslazaretten, Flüchtlingen und rufenden Soldaten brannte Kairo weiter.
    Washington, D. C.
    27 . Dezember 2006
    13 . 42 Uhr
    » Halt dich an die Regeln! Füg nichts ein, das nicht auf dem Teleprompter steht, sonst reißt dir die FCC 3 den Arsch auf«, knurrte der Sendeleiter aus dem Regieraum, von dem aus man ins Nachrichtenstudio schauen konnte. » Und vergiss nicht, zuversichtlich dreinzuschauen, Julie. Ganz Amerika schaut dir zu. Und los geht’s … Fünf, vier …«
    Im tiefer liegenden Studio drückte die Nachrichtensprecherin Julie Ortiz ihren Rücken durch und räusperte sich. Der Kameramann bewegte mit den Worten des Sendeleiters stumm die Finger: Zwei, eins…
    Im Studio wurde es still. Das von hinten beleuchtete Schild mit der Aufschrift SENDUNG LÄUFT erhellte sich. Der Regieraum spielte die Titelmusik ab.
    Eine Stimme aus der Konserve: » Willkommen bei den Nachrichten von Kanal Dreizehn. Wir melden rund um die Uhr Aktuelles über die Krise in Afrika. Und hier ist Julie Ortiz!«
    Julie lächelte in die Kamera.
    » Ich bin Julie Ortiz. Danke, dass Sie eingeschaltet haben. Unsere wichtigste Nachricht heute… Die biologische Krise in Afrika hat neue Ausmaße der Zerstörung erreicht. Wie wir im Laufe des Tages erfahren haben, wurden Rettungs- und Einsatzstationen in Kapstadt, Südafrika, von Überträgern eines Erregers kontaminiert, den regierungsamtliche Quellen auf den Namen Morgenstern getauft haben. Obwohl ihm viele Flüchtlinge per Boot entkommen konnten, mussten Tausende am Ufer zurückbleiben.«
    Der Sendeleiter spielte das Bildmaterial ein, das ihnen zu diesem Ereignis vorlag. Der Bildschirm neben Julie zeigte hilflose Flüchtlinge, die bis zum Bauch im Meerwasser standen und dem Schiffen auf dem Meer verzweifelt zuwinkten. Die Aufnahmen waren körnig und verwackelt. Irgendein Amateur hatte sie gemacht. Dann ein Schwenk. Man sah die Reling des Bootes, auf dem sich der Mann mit der Videokamera befand.
    Kapstadt war mehr oder weniger intakt im Hintergrund zu sehen, doch da und dort stiegen über der Stadt ölige dunkle Rauchwolken auf.
    » Was dann passierte«, fuhr Julie fort, » wurde von Amateuren aufgenommen. Kanal Dreizehn hat beschlossen, Ihnen die Aufnahmen des Untergangs von Kapstadt zu zeigen, doch wir möchten die Zuschauer darauf hinweisen, dass sie grausam und für Kinder nicht geeignet sind.«
    Das Bild wechselte zu einem Kameramann auf einem kleineren Boot in Ufernähe. Die Stimmen im Hintergrund stammten offenbar von anderen Passagieren, die den hilflosen Flüchtlingen zuschauten, die versuchten, an Bord eines Schiffes zu gelangen.
    Plötzlich ging ein Schrei durch die Ansammlung am Ufer. Die Menge schien fast zu kochen, als sie sich wie verrückt ins Wasser stürzte und die Menschen sich im Sand gegenseitig über den Haufen rannten.
    » Infizierte Überträger des Morgenstern-Erregers werden gewalttätig und mörderisch, so feindselig, dass sie aktiv neue Ziele suchen, die sie angreifen«, meldete Julie, während der Film lief. » Die Flüchtlinge aus Kapstadt haben die Aufmerksamkeit von Überträgern aus ihrer näheren Umgebung auf sich gezogen, und die Reaktion der Menge hat viele Flüchtlinge das Leben gekostet.«
    Der Film zeigte, dass sich das Flüchtlingsgrüppchen am Meer teilte. Beide Hälften rannten in verschiedenen Richtungen am Strand entlang. Einige Versprengte versuchten weiterhin, zu den Booten zu schwimmen. Eine grässliche Menge von Leichen trieb auf dem Wasser: Ertrunkene oder solche, die der Mob niedergetrampelt hatte.
    Die Menge zerstreute sich und enthüllte Hunderte von Überträgern des Morgenstern-Erregers.
    Sie hatten sich von hinten auf die ahnungslosen Flüchtlinge gestürzt und sie erwischt. Mehrere Menschen lagen am Boden und betasteten die blutigen Wunden, die die kratzenden und dreschenden Gliedmaßen der Überträger oder ihre blutigen knirschenden Zähne ihnen beigebracht hatten.
    Eine Überträgergruppe torkelte lautlos und wie benommen herum. Die meisten schüttelten den Kopf und spuckten Blut und Fleischfetzen aus, während sie die überlebenden Flüchtlinge wie im Fieberrausch jagten. Der Kameramann holte das Bild näher heran und versuchte das Geschehen so deutlich wie möglich einzufangen. Ein Flüchtling wurde von einem Überträger gepackt, der seinen Kopf an den Haaren hochriss und die Zähne in seinen Nacken schlug. Der Nacken eines anderen Opfers wurde halb gehäutet, als eine Überträgerin ihre

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