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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Julie. » Immer dann, wenn eine Nachricht verkündet, es könne eventuell zu einer Destabilisierung kommen, rennen die Bekloppten in die Drogeriemärkte und decken sich mit Klopapier und Magermilch ein.«
    » Solche Nachrichten führen dazu, dass Menschen totgetreten, für eine Scheibe Brot umgebracht und für einen Reservekanister Benzin erschossen werden.« Anna nickte. » Deswegen rate ich Ihnen, Ihre Optionen genau abzuwägen. Sie könnten die Sache auch für sich behalten und die Welt hinsichtlich der Ernsthaftigkeit dieses Virus belügen.«
    » Ich könnte es der Welt aber auch erzählen und dabei Tausende um ihr Leben bringen.«
    » Yeah. Komisch …Wenn man die Wahrheit endlich kennt, fühlt man sich sehr schnell verlockt, sie für sich zu behalten. Ich schätze also, dass Sie sich nun folgende Frage stellen müssen, Julie: Wie viele Menschenleben ist die Wahrheit wert?«
    Julie musterte den Umschlag und die vor ihr liegenden Fotos. Ihre Kaffeetasse stand vergessen auf dem Tisch. Das Aroma des Kaffees verflog, als es zur Decke aufstieg. Schließlich schaute sie wieder auf und richtete den Blick fest auf Anna.
    » Ich glaube, ich habe eigentlich keine große Wahl«, sagte sie. » Ich weiß, was ich tun muss.«
    Wüste Sinai
    7 . Januar 2007
    13 . 02 Uhr
    Der uralte, mit Klebeband am Armaturenbrett des durch die Wüste rumpelnden Lasters befestigte Kassettenrekorder schaltete plötzlich ab und verbreitete nur noch Stille.
    » Gottverdammte Hühnerkacke!«, fluchte Private First Class 4 Ewan Brewster und schlug mit der flachen Hand auf das Gerät ein.
    » Könntest du vielleicht auf die Straße achten?«, sagte der Mann, der neben ihm im Führerhaus saß.
    » Was? Na, klar, Bruder, sicher«, sagte Brewster. » Hast du vielleicht ’n paar Doppel-As dabei? Das Scheißding frisst Batterien wie nix. Du bist doch Fotograf, Denton. Ihr Typen braucht doch immer Batterien für eure Blitzgeräte.«
    Sam Denton, freiberuflicher Fotograf von Beruf, grinste schief hinter seiner dunklen Sonnenbrille. Er griff wortlos in eine Tasche seiner sandfarbenen Allzweckweste und entnahm ihr eine kleine Plastikschachtel.
    » Ich hab ’n paar Batterien für Armbanduhren und drei Doppel-As«, sagte er und schwenkte die Schachtel vor Brewsters Nase herum. Brewsters Blick huschte von der Straße zur Schachtel. Schließlich griff er nach ihr. Der Fotograf zog sie kopfschüttelnd zurück.
    » Die stehen in meinem Spesenbericht. Nach diesem Auftrag muss ich endlich schwarze Zahlen schreiben. Nächsten Monat ist ’ne Rate für mein Motorrad fällig.«
    » Ach, Scheiße, Mann. Soll das etwa heißen, du willst ohne Musik den Rest der Strecke nach Suez durch diese beschissene Wüste fahren, bloß um eine Kröte zu sparen? Hör mal, unter deiner Sitzfläche klebt ’n Metallica-Album. Dazu kann doch ’n echter Amerikaner nicht Nein sagen, Kamerad, oder?«
    » Ich bin Kanadier«, enthüllte Denton lächelnd.
    » Hurenkacke. Der Captain hat mit keinem Wort erwähnt, dass ich so was in meinem Laster mitnehmen muss. Verdammt, der hat überhaupt keinen Respekt für die kleinen Leute in seinem Laden …«
    » Hör mal, willst du die Batterien jetzt oder nicht?« Denton kicherte sich eins. » Sogar ’n Yank wie du müsste langsam anerkennen, dass ich jetzt hier die Macht in Händen halte.«
    » Was für’n witziger Witz, Mann! Güteklasse A, Alter. Oder sagen wir Güteklasse Doppel-A.« Brewster schlug mit einer Hand auf den Lenker des Lastwagens. » Schieb das Schwermetallzeug rein.«
    Denton fummelte am Kassettendeck herum. Brewster schaute dem Fotografen zu, der den Deckel des alten Gerätes löste und die leeren Batterien herausfallen ließ.
    » Pass auf, Mann, die Drähte da drin waren schon lose, als ich…«
    Denton hob gerade noch rechtzeitig den Kopf, als er den Laster vor ihnen jäh verlangsamen sah.
    » Brewster!«, schrie er. » Bremsen!«
    Brewsters Blick flog nach vorn, dann fluchte er und trat auf die Bremse des schweren Lasters. Als sie rutschend zum Halten kamen, spritzte überall um sie herum Sand hoch, und als Denton sich irgendwo festzuhalten versuchte, fiel ihm der Rekorder aus der Hand. Es gelang Brewster, die Räder des Lasters nach rechts zu drehen, dann standen sie neben dem Laster, der gerade noch vor ihnen gewesen war.
    » Wenn ich beim nächsten Mal sage, du sollst lieber nach vorn gucken, hörst du gefälligst auf mich.« Denton sprach nun einen besonders heftigen kanadischen Akzent, um Brewster zu ärgern.
    Brewster

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