Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
Vom Netzwerk:
hustete den Sand der Wüste Sinai aus. Dann zog er ein Taschentuch aus seiner Kampfanzugtasche und presste es auf seinen Mund. » Das ist nicht komisch, Mann. Ich bin dem Steuerzahler für dieses Stück Schrott verantwortlich«, kam seine Stimme gedämpft durch den Stoff.
    » Brewster!«, rief eine Stimme von draußen. » Was, im Namen alles Heiligen und Demokratischen, machen Sie mit meinem Laster?«
    Brewster stieß, noch immer hustend, die Tür auf und schaute in das wütende Gesicht von Colonel Dewen. Die Staubwolke, die den Laster noch immer einfasste, schien ihm völlig gleichgültig zu sein.
    » Ich hab in dem Sand nichts mehr gesehen, Sir«, sagte Brewster vorsichtig.
    » Scheißdreck!«, schrie Dewen. » Sie fahren diese Karre jetzt seit einem Monat und sind zum dritten Mal jemandem draufgefahren! Ich werde Ihren Arsch dem Artikel fünfzehn unterziehen, Soldat! Reißen Sie sich am Riemen!«
    Denton nahm sich vor, die Klappe zu halten. Er sagte nichts. Stattdessen hob er den Rekorder vom Boden des Führerhauses auf und untersuchte ihn auf Schäden.
    » Verzeihung, Sir.« Brewster ließ den Witzbold nun außen vor. » Hab mich wohl ablenken lassen. Kommt nicht wieder vor.«
    » Das hört man schon lieber«, sagte Dewen. » Steigen Sie jetzt aus und kommen Sie nach vorn. Wir haben Probleme, Suez aus dem Bett zu holen.« Er bedachte Brewster mit einem finsteren Blick, bevor er sich zum nächsten Laster des Konvois begab.
    » Komm raus, Kumpel, und zwar beschwingten Schrittes«, sagte Brewster zu Denton, » sonst macht der Alte dich zur Schnecke.« Er klopfte Denton auf die Schulter.
    Er selbst sprang gewandt, dabei sein M-16A2-Gewehr mit geübter Präzision auf den Rücken schnallend, in den weichen Sand vor dem Fahrzeug. Denton rutschte auf der Beifahrerseite hinaus, hatte aber weniger Glück, da sein Kameragurt an der Tür festhing und er sich erst fluchend bemühen musste, das Gerät zu befreien. Dann traf er sich mit Brewster vor dem Wagen.
    » Was ist überhaupt los?«, fragte er und wischte sich Schweiß und Staub von der Stirn. Der Konvoi war gänzlich zum Halten gekommen. Überall stiegen verwirrte Soldaten aus ihren Fahrzeugen.
    » Keine Ahnung«, sagte Brewster. » He, Darin! Wie ist die Lage?«
    » Die Lage?«, rief jemand, der in einem anderen Laster saß. » Die Lage ist die, dass der Sand hier Kamelpimmel lutscht, wie übrigens auch deine Mutter, Brewster, du schwachmatischer Wichser!«
    » Er meint, er hat auch keine Ahnung«, übersetzte Brewster.
    Denton beäugte eine Gruppe von Gestalten an der Spitze des Konvois. Hitzewellen ließen sie verzerrt erscheinen. Denton erkannte allerdings einen Funker– das klobige Gerät auf seinem Rücken verriet ihn, wie auch die wippende, an seiner Schulter in die Luft ragende Antenne. Der einzige andere Mensch, den Denton identifizieren konnte, musste General Sherman sein: Er hielt das Handset des Funkgeräts an sein Ohr und stützte die andere Hand in seine Seite. Selbst aus der Ferne erkannte der Fotograf, dass Sherman frustriert war.
    » Sieht so aus, als fände da vorn ’ne Party statt«, sagte Denton zu Brewster.
    » Komm, wir stürzen uns aufs Bier«, erwiderte Brewster, was Denton zusammenzucken ließ. So schnell nach Brewsters nervendem Fahrstil kamen ihm Worte wie ›stürzen‹ nicht sehr gelegen.
    Sie schlurften durch den Sand, bis sie an die Spitze der Kolonne kamen. Dort hatten sich bereits andere Soldaten versammelt, die auf einen aktualisierten Lagebericht warteten. Der Konvoi war nun seit fast zwei Stunden unterwegs– auf den unbefestigten Sandstraßen der Wüste Sinai kam man nur langsam voran. Die meisten Fahrer freuten sich, die Beine ausstrecken zu können.
    Als sie beim Leitfahrzeug waren, konnte Denton General Sherman sprechen hören.
    » Suez, Suez, hier ist Echo Lead. Hören Sie uns? Ende. Antworten Sie auf irgendeiner Frequenz. Suez, Suez, hier ist Echo Lead…«
    Denton hatte in seiner Zeit als Fotojournalist genug militärische Feldzüge erlebt, um zu wissen, dass der Kontaktverlust mit dem Zielort nie etwas Gutes bedeutete. Er fragte sich, was in Suez los war. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Die meisten waren unerfreulich. Waren etwa dort Überträger durchgebrochen? Hatte es vielleicht einen Geschützausfall gegeben? Vielleicht war der Funker in Suez auch gerade nur anderweitig beschäftigt.
    Brewster huschte zum Rand der Gruppierung und signalisierte Denton, dass er sich ihm anschließen sollte. Der Fotograf winkte ab,

Weitere Kostenlose Bücher