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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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sind nur noch fünfzig Mann.«
    General Sherman hatte angesichts dieser Zahl nur geschluckt und gefragt, wie es den Männern gelungen war, so viele Verluste zu erleiden, ohne dass das Oberkommando davon Wind bekommen hatte.
    » Es waren die Flüchtlinge, Sir«, sagte Decker. » Heute Morgen kam ein Schiff aus dem Roten Meer hier an. Wir haben Leute an Deck gesehen. Wir haben ihnen vom Schiff runtergeholfen und ein Team an Bord geschickt, um es zu leeren. Das Team hat ein Schott zu einem Unterdeck geöffnet und wurde überrannt. Auf dem Kahn müssen sechzig bis siebzig Überträger gewesen sein.«
    Laut Decker hatten die Überträger das Einsatzkommandofast im Nu ausgeschaltet. Die Posten an Land hatten sofort versucht, das Schiff loszumachen, damit es ins Rote Meer zurü cktrieb, aber die Überträger waren zu schnell gewesen.
    Sie waren über die Gangway gerannt, hatten sich wie wütende Hornissen im ganzen Lager verteilt und alles in Sichtweite angegriffen, was lebte und atmete.
    » Das Schiff heißt Charon, und das geöffnete Schott hat die Teufel der Hölle geradewegs auf uns losgelassen«, sagte Decker mit geistesabwesendem Blick.
    Die Soldaten hatten eine Abwehrstellung aufgebaut und den die Basis umgebenden Stacheldrahtzaun verlegt, um jeden Zugang aus Richtung Kai abzuwehren. Sie hatten eine Front hinter der relativen Sicherheit des Zaunes aufgebaut und alles zusammengeballert.
    » Wir haben alle getötet«, sagte Decker. » Es hat kaum zwei Minuten gedauert.« Er klang ziemlich beiläufig, als er über die fast einhundert Seuchenopfer sprach. » Dann haben wir angefangen, die Leichen einzusammeln, um sie zu begraben.«
    Decker und seine Kameraden hatten MOPP 5 -Anzüge angelegt, die Leichen sauber nebeneinander aufgereiht, ihre Gewehre abgelegt, die Zähne zusammengebissen und die Drecksarbeit getan. Außerdem waren sie dabei unachtsam geworden.
    » Sie können mich verknacken, Sir«, sagte Decker, » aber ich schwöre, dass ich nicht verrückt bin.«
    » Niemand sagt, dass Sie verrückt sind«, sagte General Sherman. » Wir sind hier nicht in Vietnam, und das da waren auch keine unschuldigen Zivilisten.«
    » Sie haben richtig gehandelt, Sergeant«, sagte Colonel Dewen.
    » Nein, Moment, hören Sie zu.« Deckers Augen blitzten auf. » Wir haben sie zwar getötet …aber auch wieder nicht.«
    » Was?«, fragte Commander Barker.
    General Sherman sagte nichts, aber natürlich wusste er genau, was er gleich zu hören kriegen würde.
    » Sie sind wieder aufgestanden«, sagte Decker. » Sie sind wieder aufgestanden und haben uns niedergemetzelt.«
    Zuerst waren es nur ein paar gewesen. Die Soldaten hatten angenommen, sie hätten die Typen nur angeschossen, aber nicht getötet. Sie hatten drei Salven in den Brustkorb der aufgestandenen Überträger abgefeuert. Es hatte sie nicht mal verlangsamt.
    » In dem Moment war es mit der Disziplin aus, Sir«, sagte Decker.
    Einige Soldaten hatten spontan die Beherrschung verloren und angesichts der mit eigenen Augen erblickten Unmöglichkeit losgekreischt. Andere hatten ihre Knarre in den Sand geworfen und waren in die Wüste geflohen. Einige hatten den Kopf jedoch nicht verloren, sondern ihre Magazine in die torkelnden Toten entleert. Sie hatten die Leichen mit Blei gespickt. Jene, die zu Boden gingen, waren erneut aufgestanden und hatten den langsamen, gnadenlosen Angriff fortgesetzt. Die Soldaten waren umzingelt oder abgeschnitten worden, dann hatte man sie schreiend zu Boden gerissen. Fest zupackende Hände hatten ihre Haut aufgeschrammt. Zähne hatten in ihre Arme gebissen.
    Und währenddessen waren weitere Überträger erwacht.
    » Bald hatten wir die ganze Bande wieder am Hals«, sagte Decker. » Schließlich fiel mir und ein paar anderen auf, dass einige Infizierte nicht wieder aufstanden. Sie hatten Kopfwunden oder einen Genickbruch oder so was. Ich dachte, das könnte vielleicht ’ne wichtige Info sein, Sir.«
    Decker hatte seine Truppe am Rand des Basislagers zum allerletzten Gefecht versammelt. Er war sicher gewesen, dass die Soldaten besiegt werden und der Morgenstern-Erreger und seine Opfer den Tag für sich verbuchen konnten. Er hatte seine Männer mit der restlichen Munition bewaffnet und den Befehl ausgegeben, nur auf Köpfe zu zielen.
    So hatten die Soldaten die Wende eingeleitet.
    Sie waren fast eine Stunde lang metzelnd durch die Straßen von Suez gezogen und hatten alle restlichen Überträger getötet. Als sie erledigt waren, hatten Deckers Leute in

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