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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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umgesiedelt. Hier war das Licht heller und die Koje wärmer, und das Beste von allem: Die Luft war trocken. Inzwischen erhielt sie sogar drei Mahlzeiten am Tag.
    Hin und wieder kamen die Agenten vorbei und fragten sie über triviale Dinge aus.
    » Welche Eindämmungsmaßnahmen sind angebracht, wenn es um ein kontaminiertes Hochhausgebäude geht?«, hatte eine Frage gelautet.
    » Wären einfache Unterschall-Aufruhrkontrollwaffen wirksam gegen die Überträger des Zweitstadiums?«, lautete eine andere, in der es um untote Infizierte ging.
    » Wie schätzen sie den Infektionsanteil in einem Wirtskörper ein, der keine Symptome zeigt?«
    Anna war es allmählich leid, dass sie selbst überhaupt nichts erfuhr. Sie bekam nie eine Chance, Fragen zu stellen, obwohl sie stark vermutete, im gegenteiligen Fall sowieso keine Antworten zu erhalten. Andererseits gaben ihr die Fragen der Agenten subtile Hinweise auf das, was draußen los war. In letzter Zeit war sie weniger regelmäßig besucht worden, doch wenn sie vor ihrer Zellentür standen, waren ihre Fragen präzise und klangen besorgt.
    » Wenn jemand dem Erreger ausgesetzt wird, wie groß ist seine Chance, dass er keine Symptome zeigt?«
    » Brennt der Virus aus, nachdem er eine gewisse Zeit in einem Wirtskörper aktiv war?«
    Anna befürchtete, dass die Fragen der Männer auf existierende Probleme hinwiesen. Sie fragten ständig und auf umständliche Weise nach Strategien, um den Erreger zu bekämpfen. Anna glaubte, dass es inzwischen einige Fälle der Krankheit in den Vereinigten Staaten gab. Wo sie aufgetaucht und wie viele es waren, würde sie wahrscheinlich nie erfahren. Da die Agenten jedoch nicht übermäßig beunruhigt wirkten, nahm sie an, dass die Lage auszuhalten war. Es gab aber keine Garantie, dass es noch lange so blieb.
    Schritte auf dem Gang alarmierten sie. Jemand war im Anmarsch.
    Anna stand auf und strich das einfache Uniformhemd glatt, das man ihr gegeben hatte. Die Schritte hielten vor der Tür an. Die kleine Metallklappe wurde geöffnet und enthüllte Sawyers stechende graue Augen.
    » Dr. Demilio?«
    » Tag«, sagte Anna. » Hab Sie ’ne ganze Weile nicht gesehen. Alles in Ordnung da draußen?« Sie schoss die Frage ab, bevor Sawyer etwas sagen konnte.
    Der Agent kniff die Augen zusammen und schnaubte leise. Da Anna nur einen Teil seines Gesichtes sah, malte sie sich aus, dass er eine höhnische Grimasse zog.
    » Welche Wirkung würde ein Nervengift auf Überträger haben?«, fragte er.
    Anna verschränkte die Arme vor der Brust.
    » Rutschen Sie mir den Buckel runter«, sagte sie. » Ich habe allmählich die Schnauze voll, immer Fragen zu beantworten, aber selbst keine stellen zu dürfen.«
    » Sie sind nicht in der Position, jemanden zu befragen, Doktor.«
    » Also wirklich!«, sagte Anna mit lauter Stimme und warf aufgebracht die Arme in die Luft. » Wem könnte ich schon was erzählen, hm? Ich habe bislang immer kooperiert! Jetzt erzählen Sie mir auch mal was, verdammt! Wenn die Lage gut ist, toll! Dann sagen Sie’s mir und ich entspanne mich! Und wenn sie schlecht ist…Diese Welt gehört auch mir; dann will ich es ebenfalls wissen! Also: Ich beantworte Ihre Frage erst, nachdem Sie meine beantwortet haben! Ich frage Sie nochmal: Wie ist die Lage draußen?!«
    Sawyer sagte zwar kein Wort, schien aber über ihr Ansinnen nachzudenken. Nach einem Moment ergriff er das Wort. Er sprach langsam und deutlich.
    » Sie halten sich als Geste unserer Wertschätzung für Ihre bisherige Kooperation in diesem Teil unserer Einrichtung auf, Doktor. Sie können aber auch wieder ins Verlies zurückkehren und Miss Ortiz Gesellschaft leisten.«
    Anna trat erschreckt einen Schritt zurück und sagte: » Sie ist auch hier?«
    » Das überrascht Sie wohl? Ja. Auch wenn Sie sie in Ihrer Beichte nicht erwähnt haben. Es war nicht schwierig, in Erfahrung zu bringen, wem sie das Material übergeben haben. Sie war bisher nicht besonders kooperativ. Deswegen wohnt sie momentan nicht gerade sehr bequem. Wenn Sie wollen, können Sie sich zu ihr gesellen. Sie brauchen sich nur zu weigern, meine Fragen zu beantworten.«
    Anna dachte eine Weile über diese Drohung nach, dann zog sie den Schluss, dass es besser war, ihre Würde dieses eine Mal zu wahren– und sei es auch nur, um zu provozieren.
    » Das glaube ich nicht«, sagte sie. » Sie haben meine Aufzeichnungen. Kriegen Sie es doch selbst raus.«
    Wieder drang ein wütendes Schnauben an ihre Ohren.
    » Ich habe mich

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