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Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Sherman. » Mehr brauchen die Leute nicht, und mehr verlangen sie auch nicht von der Außenwelt. Die können sich ganz gut um sich selbst kümmern.«
    » Tja, ich hoffe, dass bald was passiert. Ich würde gern mal an Land gehen, um meine Beine zur Abwechslung mal anderswo auszustrecken. Ich wette, die Hälfte der Leute auf diesem Schiff ist mit mir einer Meinung.«
    » Wir stürzen uns aber nicht an Land«, erwiderte Sherman. » Das heißt, wir gehen erst, wenn wir eingeladen werden.«
    » Ich schätze, es wäre wohl ’n bisschen viel verlangt, wenn die Leute hier wüssten, was bei uns zu Hause los ist, was?«
    » Die wissen nicht mehr als wir«, sagte Sherman. » Eher weniger. Ich wette, dass unsere Verständigungsprobleme mit der Heimat nicht das sind, was wir glauben. Wir haben in den vergangenen Tagen Bulletins aus fast allen Teilen der Welt empfangen. Hab ich schon erwähnt, dass es den Briten gelungen ist, den Ausbruch in London abzuwehren?«
    » Nein«, sagte Denton überrascht. » Gut für sie. Ich frage mich aber, wie lange es so bleibt.«
    » Sie sind auf der Insel in einer verdammt guten Lage– etwa so wie die Leute hier.« Sherman verschränkte die Arme vor der Brust. » Bringen wir ihnen kein Unglück. Wollen wir das Beste hoffen.«
    » Sir«, sagte Sergeant Major Thomas, der hinter ihnen auftauchte. » Wir haben Funkverbindung mit der Insel. Klingt nach ’nem Amerikaner. Er hat aber nur gesagt: ›Bringt mich zu eurem Anführer‹. Klingt nach Hal, Sir.«
    Sherman grinste. Hal Dorne war ein leicht irrer, aber ausgefuchster Profi. Sie hatten vor Jahrzehnten zusammen gedient. Dann war Hal ausgeschieden und hatte Amerika den Rücken gekehrt. Das einsame Paradies der Inseln war ihm lieber. Er war ein Säufer und neigte manchmal zu kindischen Streichen.
    » Sagen Sie ihm, dass ich es bin, Thomas. Ich bin in einer halben Minute auf der Brücke.«
    » Mach ich, Sir.«
    Sherman ließ Denton allein, der sich weiterhin auf die Schiffsreling stützte und auf das klare blaue Wasser hinausschaute.
    » Es ist eine Schande«, sagte Denton vor sich hin. » Da sind wir an einem so tollen Ort, und alles, was hinter dem Horizont auf uns wartet, ist Scheiße. Wie das Auge eines Sturmes. Und der einzige Grund, aus dem wir hier sind, ist der, dass wir ’ne Maschine reparieren müssen, um dann mit Volldampf in die Scheiße reinzufahren.«
    Er seufzte und kniff die Augen zusammen, um die Menschen in der Ferne zu begutachten, die mit düsterer Miene herumgingen und ihn kalt musterten.
    » Es ist eine Schande«, wiederholte Denton leise. » Es ist wirklich ’ne verdammte Schande.«
    09 . 08 Uhr
    » Wir haben angehalten.« Scott richtete sich plötzlich auf.
    » Was ist?«, murmelte Brewster und warf die dünne Wolldecke beiseite, unter der er gelegen hatte. » Angehalten? Wo?«
    » Hab keine beschissene Ahnung«, sagte Scott. » Seh ich vielleicht aus, als wenn ich Röntgenaugen hätte, hm?«
    » Für mich siehst du nach gar nix aus«, gab Brewster zurück.
    » Verdammt, sind die Matratzen dünn«, sagte Darin und nahm auf einer Koje im Quarantäneraum eine sitzende Position ein. » Ich hab mordsmäßige Rückenschmerzen.«
    » Vielleicht ist es das Virus«, witzelte Decker und legte langsam die Karten hin. Er legte in einer Ecke des Raumes eine Patience. » Als Nächstes kriegst du Fieber.«
    » Leck mich, du dumme Sau«, sagte Darin und zeigte Decker den Mittelfinger.
    » Haltet die Klappe.« Brewster rieb sich die Schläfen. » Du hast wenigstens ’ne Koje, Darin. Ich penne auf dem verdammten Boden. Und du willst mir was über Rückenschmerzen erzählen? Mein ganzer Scheiß körper tut weh!«
    » Und wir sitzen noch immer fest«, wiederholte Scott, den es ärgerte, dass er in Vergessenheit geraten war.
    » Yeah, ist mir schon vor Stunden aufgefallen.« Decker begutachtete seine Karten. » Und davor ist das Summen im Schiff viel leiser geworden. Ich glaube, wir haben angehalten, um was zu reparieren.«
    » Waswaswas?«, sagte Brewster. » Das Summen? Was denn für’n Summen?«
    » Damit meine ich die Geräusche, die ein Schiff macht, wenn es fährt. Sie hätten es vielleicht auch gehört, Mr. Brewster, wenn Sie nicht ständig quasseln würden. Die Geräusche, die Schiffsgeneratoren und Maschinen so machen.«
    » Aber das ist doch nicht logisch«, sagte ein anderer Raumbewohner. » Wer hält denn mitten auf dem Meer an, um was zu reparieren? Oder gibt’s hier ’ne schwimmende Werft?«
    » Vielleicht war es…«, setzte

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