Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Die Jahre der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
Vom Netzwerk:
zwölf Stunden«, sagte Rebecca an ihrem Behelfsarbeitsplatz. Er war von den Männern in der Quarantänestation ein halbes Schiff weit entfernt. Sie untersuchte den gebrochenen Arm eines Soldaten. General Sherman hörte ihr zu.
    » So dass nach Ablauf von zwölf Stunden…«, begann Sherman.
    » Um ganz sicherzugehen, wären vierundzwanzig Stunden natürlich besser«, sagte Rebecca. Es gefiel ihr gar nicht, die Männer länger als nötig in Quarantäne zu halten, doch in diesem Fall war Vorsicht besser als spätes Bedauern.
    » Okay, dann machen wir es so«, meinte Sherman. » Wenn nach Ablauf von vierundzwanzig Stunden keiner durchgedreht ist, sind sie auf der sicheren Seite?«
    » Würde ich sagen, sofern sie nicht an irgendeinem neuen Trauma leiden, an dem vielleicht ihre genervten Kameraden schuld sind«, fügte Rebecca hinzu. Sie bedeutete dem Soldaten, dass er gehen konnte, und schwang den Hocker herum, um Sherman anzusehen. » Irgendwann werden die sich aus schierer Paranoia gegenseitig umbringen.«
    » Ich kann es ihnen nicht verübeln«, sagte Sherman. Als er den Ausdruck auf Rebeccas Gesicht sah, fügte er schnell hinzu: » So, wie die Grippe sie erwischt hat. Da kann man nie wissen.«
    » Inwiefern sind wir aus dem Schneider?«
    » Überhaupt nicht. Wir werden erst wissen, was sich im Inland tut, wenn wir an Land gehen, aber auch dann erfahren wir wohl nicht viel.« Sherman suchte in seiner Brusttasche nach Zigarillos. Dann fiel ihm wohl ein, dass er sich im Lazarett befand, und er ließ es bleiben.
    » Was macht der Captain? Funkt er nach Hause, damit man weiß, dass wir kommen?«
    » Er hat’s versucht, aber ich mache mir Sorgen über das, was wir vorfinden, wenn wir da sind«, gestand Sherman. » Er hat viele Funksprüche empfangen, also gibt’s auch noch jede Menge Leben in San Fran, aber die Leute haben Angst. Sie sind panisch. Der Erreger ist eindeutig da.«
    Rebecca hatte das Gefühl, als hätte der Wind sie kurz besinnungslos geschlagen. Wenn das Virus in Kalifornien war, war es wahrscheinlich auch anderswo, wie auf dem Rest des Planeten. Man konnte nicht vor ihm weglaufen. Es war das Alpha und das Omega, grenzenlos, urtümlich, rein.
    » Wie geht’s den Leuten da?«, fragte sie vorsichtig.
    » Insgesamt gesehen…« Sherman suchte sorgfältig nach Worten. » … halten wir die Stellung. Ich habe Captain Franklin gefragt, ob er was dagegen hätte, unseren Ankunftspunkt ein Stück nach Norden zu verlegen, um den Großstädten auszuweichen.«
    Rebecca nickte stumm. Es war ein besonnener Schritt, aber sie hatte noch eine andere Frage, die sie dringend stellen musste.
    » Wohin gehen wir, wenn wir an Land sind?«
    Sherman verzog das Gesicht. » Ich weiß nicht genau. Ein Teil meines Ichs möchte in den nächsten Ort gehen und den Leuten da bei ihren Bemühungen helfen. Ein anderer…«
    » Möchte was?«
    » Ein anderer Teil meines Ichs möchte ein hübsches und stilles Fleckchen Erde finden, sich eine Weile hinsetzen und zuschauen, wie es weitergeht. Vielleicht werden die Städte weiterhin bestehen. Vielleicht aber auch nicht. So oder so, es wird, nehme ich an, für eine Weile keine Infrastruktur mehr geben. Es wird Aufruhr geben. Plünderungen. Vielleicht erweisen wir der Welt den besten Dienst, wenn wir am Leben bleiben und so vielen Menschen wie möglich dabei helfen, es uns gleichzutun.«
    » Was ist mit dem Militär? Wird man nicht nach Ihnen suchen?«
    » Irgendwann vielleicht«, sagte Sherman. » Das Militär hat jetzt andere Probleme.«
    Ein an seinem Gurt befestigtes Funkgerät zirpte. Sherman drückte einen Knopf.
    » Sherman.«
    » Hier ist Franklin, General. Wir haben gerade eine E-Mail erhalten, Sir. Von jemandem, der behauptet, Sie zu kennen.«
    » Eine E-Mail?«, bellte Sherman in das Gerät hinein. » Was ist mit dem Funkgerät los?«
    » Nichts. Wir versuchen ständig, jemanden zu wecken. Aber die E-Mail… Sie kam rein, als wir gerade wieder auf Sendung gingen.«
    » Ich komme gleich rauf.« Sherman richtete sich auf. » Wir beenden unser Gespräch später, Rebecca.«
    » Klar, Frank.«
    Sherman hatte keine Ahnung, wer hinter der E-Mail stecken konnte. Er begab sich auf geradem Weg zur Brücke des Schiffes, wo Franklin auf ihn wartete.
    Der Captain hatte die Nachricht noch auf dem Bildschirm.
    » Sie traf vor ein paar Minuten ein«, sagte Franklin. » Hätten wir doch nur mehr Satelliten da oben herumfliegen– dann hätten wir sie schon in dem Moment bekommen, in dem sie versandt

Weitere Kostenlose Bücher