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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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runzelte die Stirn.
    Agnes zog einen der angebrannten Zweige aus der kalten Asche und schwang ihn in der Luft. »Wenn der böse Mann kommt, werde ich ihn mit meinem Dolch abwehren.« Das geschwärzte Ende brach ab. Agnes kauerte nieder und zog einen anderen geschwärzten Stecken aus der Asche, schlug beide gegeneinander, daß Stücke davon in alle Richtungen flogen.
    Kivrin überlegte. Sie hatte dort am Boden gesessen, an den Ast gelehnt, während sie das Feuer angezündet hatten. In seinem Licht hatte sie Gawyn gesehen, das Haar rot im Feuerschein, und er hatte etwas zu ihr gesagt, das ihr unverständlich geblieben war. Und dann hatte er das Feuer ausgelöscht, mit den Stiefeln Erde hineingestoßen, und der Rauch war ihr in die Augen gestiegen und hatte sie geblendet.
    »Hast du dich erinnert, wie es war?« fragte Agnes. Des Spiels müde, warf sie die Hölzer wieder in die Asche.
    Pater Roche beobachtete sie noch immer mit gerunzelter Stirn. »Seid Ihr krank, Fräulein Katherine?«
    Sie versuchte zu lächeln. »Nein, es war nur… Ich hatte gehofft, daß ich mich erinnern könnte, wenn ich den Ort sähe, wo ich überfallen wurde.«
    Er sah sie einen Moment lang ernst an, wie er es in der Kirche getan hatte, dann machte er kehrt und ging zu seinem Esel. »Kommt«, sagte er.
    »Hast du dich erinnert?« fragte Agnes und schlug ihre pelzgefütterten Fäustlinge zusammen. Sie waren rußgeschwärzt.
    »Agnes!« sagte Rosemund. »Siehst du nicht, wie du deine Handschuhe beschmutzt hast?« Sie zog ihre Schwester unsanft auf die Beine. »Und deinen Umhang hast du im Schnee naß und schmutzig gemacht, du ungezogenes Kind!«
    Kivrin zog die beiden Mädchen auseinander. »Rosemund, binde Agnes’ Pony los«, sagte sie. »Es ist Zeit, daß wir gehen, den Efeu zu sammeln.« Sie klopfte den Schnee von Agnes’ Umhang und wischte erfolglos an den Pelzhandschuhen.
    Pater Roche stand bei seinem Esel und wartete auf sie, noch immer mit dem ernsten, nüchternen Gesichtsausdruck.
    »Wir werden deine Fäustlinge zu Haus saubermachen«, sagte sie hastig. »Komm, wir müssen mit Pater Roche gehen.«
    Kivrin nahm ihr Pferd am Zügel und folgte den Mädchen und Pater Roche ein kurzes Stück zurück und dann in eine andere Richtung, die sie schon nach wenigen Metern auf einen Fahrweg brachte. Sie war nun gänzlich verwirrt. Von der Weggabelung war nichts zu sehen, und ob sie ein Stück weiter auf derselben oder auf einer ganz anderen Straße waren, war nicht festzustellen. Alles sah gleich aus – Unterholz und Eichen, kleine Lichtungen und Dickichte von Weiden und Erlen, wo Staunässe im Boden war.
    Es schien jetzt klar, was geschehen war. Gawyn hatte versucht, sie zum Herrenhaus zu bringen, aber sie war zu krank gewesen und war von seinem Pferd gefallen. Also hatte er sie an dieser Stelle an den Ast gelehnt, ein Feuer angezündet und sie zurückgelassen, während er Hilfe geholt hatte.
    Oder er hatte das Feuer angezündet, um bis zum Morgen bei ihr zu bleiben, und Pater Roche hatte den Feuerschein gesehen und war zu Hilfe gekommen, worauf die beiden sie gemeinsam zum Herrenhaus gebracht hatten. Pater Roche hatte keine Ahnung, wo der Absetzort war. Er hatte angenommen, Gawyn habe sie hier unter der Eiche gefunden.
    Die Erinnerung, daß Pater Roche sich über sie gebeugt hatte, als sie, fiebernd und matt gegen das Wagenrad gelehnt, kaum noch bei Besinnung gewesen war, mußte Teil ihres Fieberwahns sein. Sie hatte es im Krankenbett geträumt, wie sie auch die Schellen und den Scheiterhaufen und den Schimmel geträumt hatte.
    »Wohin will er jetzt?« fragte Rosemund in verdrießlichem Ton. Kivrin hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige gegeben. »Efeu gibt es näher beim Dorf. Und es regnet.«
    Sie hatte recht. Der feuchte Dunst war in unmerklich einsetzenden Nieselregen übergegangen.
    »Wir hätten längst fertig und wieder zu Haus sein können, wenn Agnes nicht ihren Welpen mitgenommen hätte!« Sie galoppierte wieder voraus, und Kivrin machte keinen Versuch, sie zurückzuhalten.
    »Rosemund ist eine flegelhafte Person«, sagte Agnes.
    Kivrin verbiß sich ein Lachen. »Ja, das ist wahr. Weißt du, was mit ihr los ist?«
    »Es ist wegen Sir Bloet«, sagte Agnes. »Sie soll ihn heiraten.«
    »Was?« Imeyne hatte etwas von einer Hochzeit gesagt, aber Kivrin hatte angenommen, eine von Sir Bloets Töchtern solle einen von Guillaumes Söhnen heiraten. »Wie kann Sir Bloet Rosemund heiraten? Ist er nicht schon mit Frau Ivolde verheiratet?«
    »Nein«,

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