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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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der von der Straße nicht sichtbar war.
    Rosemund konnte Pater Roche und seinen Esel nicht überholen, ohne sie beiseite zu stoßen, aber sie folgte dichtauf, daß ihr Pferd dem Esel beinahe auf die Hinterhufe trat, und Kivrin überlegte wieder, was sie so unruhig und reizbar machte. Frau Imeyne hatte gesagt, daß Sir Bloet viele mächtige Freunde habe, hatte ihn einen Verbündeten genannt, doch fragte sich Kivrin, ob er wirklich einer war, oder ob Rosemunds Vater ihr etwas über ihn verraten hatte, was ihr die Aussicht auf seinen Besuch in Ashencote vergälte.
    Sie zogen ein Stück den Pfad entlang, vorbei an einem Weidendickicht, das dem beim Absetzort ähnelte, und verließen dann den ausgetretenen Weg. Sie arbeiteten sich durch ein Kieferngehölz und kamen bei einer Stechpalme heraus.
    Kivrin hatte Stechpalmensträucher erwartet, ungefähr wie die in den Anlagen um den Hof des Brasenose College, aber dies war ein Baum. Er ragte mindestens zehn oder zwölf Meter hoch, breitete seine Äste zwischen den Kiefernstämmen aus und hatte eine Menge leuchtend roter Beeren zwischen den Massen glänzender Blätter.
    Pater Roche nahm die Säcke vom Rücken des Esels. Agnes versuchte ihm zu helfen. Rosemund zog ein kurzes Messer mit breiter Klinge aus dem Gürtel und hackte damit auf die unteren Zweige mit ihren stachligen Blättern ein.
    Kivrin watete durch den Schnee zur anderen Seite des Baumes. Sie hatte dort etwas gesehen, was das Birkengehölz sein mochte, aber es war nur ein Ast, halb herabgefallen und zwischen zwei Bäumen verklemmt, mit Schnee bedeckt.
    Agnes erschien, und hinter ihr kam Roche mit einem gefährlich aussehenden Dolch. Kivrin hatte gedacht, daß das Wissen, wer er war, eine Verwandlung bewirken würde, aber er sah noch immer wie ein Halsabschneider aus.
    Er gab Agnes einen der grob gewebten Säcke. »So mußt du den Sack offenhalten«, sagte er und bückte sich, um ihr zu zeigen, wie der Rand des Sackes zurückgefaltet werden sollte. »Dann kann ich die Zweige gut hineinstecken.« Er begann sie abzuhauen, ohne sich um die stachligen Blätter zu kümmern. Kivrin sammelte die Zweige auf und tat sie vorsichtig in den Sack, damit die steifen Blätter nicht brachen.
    »Pater Roche«, sagte sie, »ich wollte Euch danken, daß Ihr mir geholfen habt, als ich krank lag, und daß Ihr mich zum Gutshof brachtet, als ich…«
    »Als Ihr gefallen wart«, sagte er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    Sie hatte sagen wollen: »Als ich von Räubern überfallen wurde«, und seine Erwiderung überraschte sie. Es war ihr nicht klar, wie er es meinte, aber mit Spekulationen kam sie nicht weiter.
    »Kennt Ihr die Stelle, wo Gawyn mich fand?« fragte sie und hielt den Atem an.
    »Freilich«, sagte er, ohne sich umzuwenden.
    Ihre Erleichterung war so groß, daß sie sich plötzlich schwach fühlte. Er wußte, wo der Absetzort war. »Ist es weit von hier?«
    »Nein.« Er brach einen angeschnittenen Zweig ab.
    »Würdet Ihr mich hinführen?«
    »Warum willst du hingehen?« fragte Agnes. Sie breitete die Arme weit aus, um den Sack aufzuhalten. »Was machst du, wenn die bösen Männer noch dort sind?«
    Pater Roche sah sie an, als beschäftigte ihn die gleiche Überlegung.
    »Ich dachte, daß ich mich vielleicht erinnern könnte, wer ich bin und woher ich kam, wenn ich die Stelle sehe.«
    Er gab ihr den Zweig und hielt ihn so, daß sie ihn nehmen konnte, ohne gestochen zu werden. »Ich werde Euch hinführen«, sagte er.
    »Ich danke Euch«, sagte Kivrin. Dem Himmel sei Dank. Sie steckte den Zweig zu den anderen, und Pater Roche band den Sack zu und hob ihn auf die Schulter.
    Rosemund kam und schleifte ihren Sack hinter sich durch den Schnee. »Seid ihr noch nicht fertig?«
    Pater Roche nahm ihr den Sack ab, schnürte ihn zu und band ihn mit dem anderen auf den Rücken des Esels. Kivrin hob Agnes auf ihr Pony und half Rosemund aufsitzen, und Pater Roche machte mit seinen großen Händen einen Tritt, daß Kivrin den Steigbügel erreichen konnte.
    Er hatte ihr auf den Schimmel geholfen, als sie herabgefallen war. Sie erinnerte sich, wie seine großen Hände sie gestützt hatten. Aber das war ziemlich weit vom Absetzort geschehen, und warum sollte Gawyn den Pfarrer die ganze Strecke zurück zum Absetzort geführt haben? Das Fieber hatte ihre Erinnerung an diese Stunden so getrübt und verwirrt, daß sie die Vorgänge nicht rekonstruieren konnte. Der Weg mußte ihr weiter vorgekommen sein als er war.
    Roche führte den Esel zurück

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