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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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durch das Kieferngehölz und auf den Pfad, den sie gekommen waren. Rosemund ließ ihn ein Stück voraus gehen, dann sagte sie in einem Tonfall wie Imeyne: »Wohin geht er jetzt? Der Efeu ist in dieser Richtung nicht zu finden.«
    »Wir gehen uns die Stelle anschauen, wo Kivrin überfallen wurde«, sagte Agnes.
    Rosemund sah Kivrin erstaunt und mißtrauisch an. »Warum willst du dorthin? Deine Sachen sind schon zum Herrenhaus gebracht worden.«
    »Sie meint, daß sie sich an etwas erinnern wird, wenn sie die Stelle wiedersieht«, sagte Agnes. »Kivrin, wenn du dich erinnerst, wer du bist, mußt du dann nach Haus zurückkehren?«
    »Sicherlich«, sagte Rosemund. »Sie muß zurück zu ihrer Familie. Sie kann doch nicht immer bei uns bleiben.« Sie sagte es nur, um Agnes zu provozieren, und es wirkte.
    »Doch, sie kann!« sagte Agnes. »Sie wird unsere Kinderfrau sein.«
    »Warum sollte sie bei so einem wimmernden Baby bleiben wollen?« Rosemund stieß ihrem Pferd die Fersen in die Flanken und trabte davon.
    »Ich bin kein Baby!« rief Agnes ihr nach. »Du bist das Baby!« Dann sah sie sich nach Kivrin um. »Ich will nicht, daß du mich verläßt!«
    »Ich werde dich nicht verlassen«, sagte sie. »Komm, Pater Roche wartet.«
    Er war auf der Straße, und sobald sie zu ihm stießen, ging er weiter. Rosemund war bereits weit voraus, sprengte den verschneiten Weg entlang, daß der Schnee spritzte.
    Sie überquerten einen Bach und kamen zu einer Weggabelung. Dort wartete Rosemund und ließ ihr Pferd stampfen und den Kopf aufwerfen, um seine und ihre Ungeduld auszudrücken.
    An einer Weggabelung war sie vom Schimmel gefallen. Kivrin sah sich um, ob die Bäume, der Weg oder der Bach irgendeine Erinnerung in ihr wachriefen. Zwar mußte es entlang den Wegen, die den Wald von Wychwood durchquerten, Dutzende von Weggabelungen geben, aber anscheinend war dies diejenige, an die sie sich erinnerte. Pater Roche wandte sich nach rechts, um den Weg schon nach wenigen Metern zu verlassen. Wo er seinen Esel in den Wald führte, war kein Weidendickicht, und auch kein Hügel. Sie folgten ihm durch dichtes, unübersichtliches Waldgelände und mußten bald absitzen und ihre Pferde führen. Pater Roche folgte keinem erkennbaren Weg. Er stapfte durch den Schnee, duckte sich unter tiefhängenden Zweigen durch, die ihn mit Schnee überschütteten, und umging ein stacheliges Schwarzdorndickicht.
    Kivrin versuchte sich die Gegend und ihre besonderen Merkmale einzuprägen, um allein den Weg hierher zu finden, doch sie war nicht in und mit der Natur aufgewachsen, und in ihren Augen war alles von einer entmutigenden Gleichförmigkeit. Solange Schnee lag, konnte sie der Fährte nachgehen, die sie jetzt hinterließen. Sie würde allein hierher zurückkommen müssen, bevor er schmolz, und die Fährte mit Kerben in den Baumstämmen, Stecken oder Stoffetzen markieren. Oder mit Brotkrumen, wie Hänsel und Gretel.
    Es war leicht zu sehen, wie sie und Schneewittchen und die vielen anderen Märchengestalten sich im Wald verirrt hatten. Sie hatten kaum ein paar hundert Meter zurückgelegt, und schon war es Kivrin trotz der Spuren im Schnee nicht mehr möglich, die Richtung zu bestimmen, in der die Straße lag.
    Pater Roche führte den Esel zur Seite und band ihn an eine Erle. »Dies ist der Ort.«
    Es war nicht der Absetzort. Es war nicht einmal eine Lichtung, nur eine Stelle, wo eine Eiche ihre Äste ausbreitete und die anderen Bäume am Aufwachsen hinderte. Das dürre Laub an ihren Zweigen bildete eine Art Zelt, unter dem der Boden nur mit Schnee überpudert war.
    Agnes lief zu den Resten eines Lagerfeuers. Jemand hatte einen toten, abgebrochenen Ast als Sitzgelegenheit hingeschleift. »Können wir ein Feuer machen?« fragte sie. »Mir ist kalt.«
    Sie scharrte mit dem Fuß in den geschwärzten Überresten.
    Es hatte nicht sehr lange gebrannt. Das Reisigholz war kaum verkohlt. Jemand hatte Erde darauf geworfen, um es auszulöschen. Pater Roche hatte vor ihr gekauert, den flackernden Widerschein des Feuers im Gesicht.
    »Nun?« fragte Rosemund ungeduldig. »Erinnerst du dich an etwas?«
    Sie war hier gewesen. Das Feuer war Teil ihrer Erinnerung. Sie hatte sich eingebildet, es würde für den Scheiterhaufen angezündet. Vor allem aber verwirrte sie eines: Pater Roche war am Absetzort gewesen. Er hatte sich über sie gebeugt, als sie an das Wagenrad gelehnt, vom ersten Fieberanfall geschüttelt worden war.
    »Dies ist der Ort, wo Gawyn mich fand?«
    »Ja.« Er

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