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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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trugen gedeckte Körbe und eine riesengroße Gans in die Küche und führten die Pferde in den Stall. Gawyn, noch auf Gringolet, beugte sich aus dem Sattel und sprach mit Imeyne. Kivrin hörte ihn sagen: »Nein, der Bischof ist in Wiveliscombe«, aber Imeyne sah nicht unglücklich aus, also mußte er die Botschaft dem Archidiakon übergeben haben.
    Sie wandte sich, einer jungen Frau in einem leuchtendblauen Umhang, der noch auffallender als Kivrins war, vom Pferd zu helfen, und führte sie zu Eliwys. Beide lächelten.
    Kivrin versuchte auszumachen, wer von den Ankömmlingen Sir Bloet war, aber sie zählte mindestens ein halbes Dutzend Berittene, alle mit silberbeschlagenem Zaumzeug und pelzbesetzten Umhängen. Glücklicherweise sah keiner von ihnen hinfällig und altersschwach aus, und ein paar kamen Kivrin recht ansehnlich vor. Sie wandte sich zu Agnes, um sie zu fragen, aber die Kleine war noch im Griff der gestärkten Haube, die ihr immer wieder den Kopf tätschelte und sagte: »Du bist so gewachsen, daß ich dich kaum wiedererkannte.« Kivrin unterdrückte ein Lächeln. Das Menschliche blieb sich immer gleich.
    Mehrere der Besucher hatten rotes Haar, darunter auch eine Frau, die annähernd so alt wie Imeyne sein mußte, ihr verblichenes rotes Haar jedoch wie ein junges Mädchen offen trug. Sie hatte einen verkniffenen, unglücklich aussehenden Mund und war offensichtlich unzufrieden mit der Art und Weise, wie die Bediensteten das Gepäck abluden. Sie entriß einen überladenen Korb den Händen eines Dieners, der sich damit abmühte, und stieß ihn einem dicken Mann in einem grünen Samtrock in die Arme.
    Auch er hatte rotes Haar, ebenso wie die am nettesten aussehenden der jüngeren Männer, und ein rundes, offenes, sommersprossiges Gesicht von gutartigem Ausdruck.
    »Sir Bloet!« rief Agnes, rannte an Kivrin vorbei und gegen die Beine des dicken Mannes.
    Ach nein, dachte Kivrin. Sie hatte angenommen, der Dicke sei mit der Frau in der gestärkten Haube verheiratet. Er war mindestens fünfzig und mußte annähernd zweieinhalb Zentner wiegen, und als er Agnes anlächelte, zeigte er große braun angefaulte Zähne.
    »Hast du mir was mitgebracht?« fragte Agnes, beide Hände um seinen Rocksaum geschlossen, um ihn nicht entkommen zu lassen.
    »Ja freilich«, sagte er mit einem Blick zu Rosemund, die mit den anderen Mädchen schwatzte. »Für dich und deine Schwester.«
    »Ich hole sie«, sagte Agnes und rannte hinüber zu Rosemund, bevor Kivrin sie halten konnte. Bloet stapfte ihr nach. Die Mädchen kicherten und machten Platz, als er herankam, und Rosemund schoß Agnes einen mörderischen Blick zu, dann lächelte sie und reichte ihm die Hand. »Guten Tag und willkommen, Sir«, sagte sie.
    Ihr Kinn war so hoch, wie sie es recken konnte, und ihre blassen Wangen zeigten zwei fiebrig rote Flecken, aber Bloet nahm diese anscheinend für Schüchternheit und Aufregung. Er nahm ihre zarten Finger in seine fetten und sagte: »Sicherlich wirst du deinen Mann im kommenden Frühjahr nicht mit solcher Förmlichkeit begrüßen.«
    Die Flecken wurden röter. »Es ist noch Winter, Sir.«
    »Es wird bald genug Frühling sein«, sagte er und fletschte die braunen Zähne in einem Lachen.
    »Wo ist mein Mitbringsel?« verlangte Agnes zu wissen.
    »Agnes, sei nicht so habgierig«, sagte Eliwys. Sie trat zwischen ihre Töchter. »Es ist ein schlechtes Willkommen, von einem Gast Geschenke zu verlangen.« Sie lächelte ihm zu, und wenn sie diese Heirat fürchtete, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie sah entspannter aus als Kivrin sie bisher gesehen hatte.
    »Ich versprach meiner künftigen Schwägerin ein Mitbringsel«, sagte er, griff in seinen zu engen Gürtel und brachte einen kleinen Stoffbeutel zum Vorschein. »Und meiner Verlobten ein Brautgeschenk.« Er steckte zwei Wurstfinger in den kleinen Beutel und zog eine mit Edelsteinen besetzte Brosche heraus. »Ein Unterpfand der Liebe für meine Braut«, sagte er und hakte die Schließe auf. »Du mußt an mich denken, wenn du sie trägst.« Er trat schnaufend näher, um sie Rosemund an den Umhang zu stecken. Kivrin hoffte, daß ihn der Schlag treffen würde. Rosemund stand stocksteif und mit hochroten Wangen, während seine dicken Hände an ihrem Hals fummelten.
    »Rubine«, sagte Eliwys erfreut. »Bedankst du dich bei deinem Verlobten nicht für sein kostbares Geschenk, Rosemund?«
    »Ich danke dir für die Brosche«, sagte Rosemund mit tonloser Stimme.
    »Wo ist mein Mitbringsel?«

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