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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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bestickten Ärmel der Kleinen schon am Nachmittag schmutzig, und sie hatte eine Seite ihres Samtrocks mit Mehl überschüttet.
    Am Spätnachmittag war Gawyn noch immer nicht zurückgekehrt, und jedermanns Nerven waren dem Zerreißen nahe. Maisrys Ohren leuchteten hellrot aus den fettigen Haarsträhnen, und als Frau Imeyne Kivrin beauftragte, sechs Bienenwachskerzen zu Pater Roche in die Kirche zu bringen, war sie froh über die Gelegenheit, die Mädchen aus dem Haus zu bekommen.
    »Sagt ihm, sie müssen für beide Messen reichen«, sagte Imeyne in gereiztem Ton. »Es werden ohnehin armselige Messen zum Fest der Geburt unseres Herrn sein. Wir hätten nach Courcy gehen sollen.«
    Kivrin half Agnes in ihren Umhang und rief Rosemund, und zusammen stapften sie durch den Schnee hinaus zur Kirche. Pater Roche war nicht da. Eine große gelbliche Kerze, mit Bändern markiert, stand unangezündet auf dem Altar. Pater Roche würde sie gebrauchen, um den Gang der Stunden bis Mitternacht zu verfolgen. Auf den Knien in der eiskalten Kirche.
    Er war auch nicht in seinem Haus. Kivrin ließ die Kerzen auf dem Tisch zurück. Auf dem Rückweg über den Dorfanger sahen sie Pater Roches Esel bei der Friedhofspforte im Schnee scharren.
    »Wir vergaßen die Tiere zu füttern«, sagte Agnes.
    »Die Tiere zu füttern?« Kivrin dachte mit Schrecken an die feinen Kleider der Mädchen.
    »Es ist Heiligabend«, sagte Agnes. »Füttert ihr zu Hause nicht die Tiere?«
    »Sie erinnert sich nicht«, sagte Rosemund. »Am Heiligabend füttern wir die Tiere zu Ehren unseres Herrn, der in einem Stall geboren wurde.«
    »Erinnerst du dich dann überhaupt nicht an Weihnachten?« fragte Agnes.
    »Ein wenig«, sagte Kivrin, und sie dachte an Oxford am Heiligabend, an die mit Tannengrün aus Plastik und Laserlichtern dekorierten Geschäfte, in denen sich die Leute drängten, um in letzter Minute noch Weihnachtseinkäufe zu machen, die High Street voller Fahrräder, der Turm von St. Magdalen undeutlich im schneeerfüllten Himmel.
    »Zuerst werden die Glocken geläutet, und dann gibt es zu essen, und dann die Messe, und dann der Julblock«, sagte Agnes.
    »Du hast alles umgedreht«, sagte Rosemund. »Zuerst zünden wir den Julblock an und dann gehen wir zur Messe.«
    »Zuerst die Glocken«, trotzte Agnes, »und dann die Messe.«
    Sie gingen zur Scheune, luden einen Sack Hafer und eine Masse Heu auf einen Schubkarren und schafften beides hinüber zu den Ställen, um die Rinder und Pferde zu füttern. Gringolet war nicht in seiner Box, was bedeutete, daß Gawyn noch nicht zurück war. Sie mußte mit ihm sprechen, sobald er zurückkehrte. Der Rückholtermin war weniger als eine Woche entfernt, und sie hatte noch immer keine Ahnung, wo der Absetzort war. Und mit der erwarteten Ankunft des Hausherrn konnte sich alles ändern.
    Eliwys hatte die Entscheidung über sie nur bis zur Rückkehr ihres Mannes aufgeschoben und den Mädchen erst an diesem Morgen gesagt, daß sie ihn heute noch erwarte. Er konnte leicht beschließen, Kivrin nach Oxford oder London zu bringen, um dort Erkundigungen über ihre Familie einzuholen, oder Sir Bloet mochte sich erbötig machen, sie mit sich nach Courcy zu nehmen. Es war wichtig, bald mit ihm zu sprechen. Wenn Gäste im Haus waren, würde es viel einfacher sein, ihn allein anzutreffen, und in all der Geschäftigkeit und Unruhe der Festtage mochte es ihr sogar gelingen, ihn zu überreden, daß er ihr die Stelle zeigte.
    Kivrin verweilte im Stall, solange es nur ging, immer in der Hoffnung, daß Gawyn doch noch kommen werde, aber Agnes begann sich zu langweilen und wollte die Hühner mit Korn füttern. Kivrin schlug vor, daß sie gehen und die Kuh des Verwalters füttern sollten.
    »Es ist nicht unsere Kuh«, widersprach Rosemund.
    »Sie half mir an dem Tag, als ich krank war«, sagte sie und mußte daran denken, wie sie an dem Tag, als sie auf eigene Faust den Absetzort hatte suchen wollen, in ihrer Ermattung an der mageren Kuh Halt und Stütze gefunden hatte. »Ich möchte ihr für ihre Freundlichkeit danken.«
    Sie gingen vorbei am Schweineauslauf, wo vor kurzem noch jeder Vorbeigehende mit fröhlichem Grunzen begrüßt worden war, und Agnes sagte: »Arme Schweinchen. Jetzt würde ich ihnen Äpfel hineinwerfen.«
    »Im Norden wird es dunkel«, sagte Rosemund. »Ich glaube, sie werden nicht kommen.«
    »Freilich werden sie kommen«, sagte Agnes. »Sir Bloet hat mir ein Schmuckstück versprochen.«
    Die Kuh des Verwalters war fast an

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