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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Mangel an Dienstpersonal sie in ihrer Auffassung bestärkt, daß die in verschiedenen Quellen genannten Zahlen der Bediensteten ländlicher Herrensitze übertrieben gewesen sein mußten. Aber sie waren es offensichtlich nicht.
    Bald durchschwärmten die Bediensteten Diele und Herdraum, um das Abendessen zu servieren. Kivrin hatte nicht gewußt, ob sie überhaupt zu Abend essen würden, weil Heiligabend ein Fasttag war, doch sobald der bleiche Kaplan das Vespergebet gelesen hatte, kam die Herde der Bediensteten herein, offenbar auf Frau Imeynes Befehl, und brachte Brot, gewässerten Wein und Stockfisch, der in Laugenwasser eingeweicht und dann gebraten worden war.
    Agnes war so aufgeregt, daß sie keinen Bissen hinunterbrachte, und als die Mahlzeit beendet war, wollte sie nicht kommen und still am Feuer sitzen, sondern rannte in der Diele herum, läutete ihre Glocke und drangsalierte die Hunde.
    Sir Bloets Diener und der Verwalter schleppten den Julblock herein und warfen ihn auf das Herdfeuer, daß die Funken in alle Richtungen flogen. Die Frauen wichen lachend zurück, und die Kinder kreischten vor Vergnügen. Als ältestes Kind des Hauses zündete Rosemund den Block mit einem Scheit an, der vom Julblock des vergangenen Jahres aufbewahrt worden war. Sie berührte mit dem flammenden Ende des Scheites die Spitze einer der gekrümmten Wurzeln. Es gab Gelächter und Applaus, als sie Feuer fing, und Agnes schwenkte wild ihren Arm, um die Glocke erklingen zu lassen.
    Rosemund hatte zuvor gesagt, daß die Kinder zur Mitternachtsmette aufbleiben dürften, aber Kivrin hatte gehofft, sie würde wenigstens Agnes dazu bewegen können, sich auf die Bank neben sie zu legen und ein wenig zu schlafen. Statt dessen wurde Agnes im Laufe des Abends wilder und wilder, kreischte und läutete ihre Glocke, bis Kivrin sie ihr wegnehmen mußte.
    Die Frauen saßen beim Herdfeuer und sprachen ruhig miteinander. Die Männer standen in kleinen Gruppen beisammen, die Arme vor der Brust verschränkt, und mehrere Male gingen sie mit Ausnahme des Kaplans alle hinaus und kamen lachend und den Schnee von den Füßen stampfend wieder herein. Ihre geröteten Gesichter und Imeynes mißbilligende Blicke machten deutlich, daß sie draußen im Brauhaus bei einem Faß Bier gewesen waren und ihr Fasten gebrochen hatten.
    Als sie das dritte Mal hereinkamen, setzte sich Bloet ans Herdfeuer, streckte die Beine von sich und beobachtete die Mädchen. Die drei kichernden Besucherinnen und Rosemund spielten Blindekuh. Als Rosemund mit verbundenen Augen den Bänken nahe kam, streckte Bloet den Arm aus und zog sie auf seinen Schoß. Alle lachten.
    Imeyne verbrachte den langen Abend im Gespräch mit dem Kaplan und zählte ihm ihre Beschwerden über Pater Roche auf. Er sei unwissend, er sei unbeholfen, er habe letzten Sonntag bei der Messe das Confiteor vor dem Adjutorum gesprochen. Und er kniete dort draußen in der eiskalten Kirche, dachte Kivrin, während der Kaplan sich die Hände am Feuer wärmte und mißbilligend den Kopf schüttelte.
    Das hochlodernde Feuer des brennenden Julblocks sank in sich zusammen. Rosemund glitt von Bloets Schoß und lief zurück zum Spiel. Gawyn erzählte die Geschichte, wie er sechs Wölfe getötet habe, und beobachtete dabei Eliwys. Der Kaplan erzählte eine Geschichte von einer Sterbenden, die unwahr gebeichtet hatte. Als der Kaplan ihre Stirn mit dem geweihten Öl berührt habe, sei ihre Haut vor seinen Augen schwarz geworden und habe geraucht.
    Während der Kaplan seine Geschichte erzählte, stand Gawyn auf, rieb sich die Hände über dem Feuer und ging hinüber zur Bettlerbank. Dort setzte er sich und zog seine Stiefel aus.
    Nach einer kleinen Weile erhob sich Eliwys und ging hinüber zu ihm. Kivrin konnte nicht hören, was sie zu ihm sagte, aber Gawyn sprach lauter und deutlicher als sie.
    »Das Gerichtsverfahren ist wieder verschoben worden«, hörte Kivrin ihn sagen. »Der Richter, der die Parteien anhören sollte, ist krank geworden.«
    Sie hörte nicht, was Eliwys erwiderte, aber Gawyn nickte und sagte: »Es ist gute Nachricht. Der neue Richter ist aus Swindon und König Eduard weniger freundlich gesinnt«, aber sie machten beide keine Mienen, als ob es gute Nachricht wäre. Eliwys war beinahe so bleich wie bei Imeynes Eröffnung, sie habe Gawyn nach Courcy geschickt.
    Eliwys drehte nervös an ihrem schweren Ehering. Gawyn setzte sich wieder, streifte die Binsen von seinen Füßen und zog den eben ausgezogenen Stiefel wieder

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