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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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könnte. Ich habe ihre Nummer bei mir im Zimmer.« Er ging, Hand in Hand mit der Blondine.
    »Wenn Mrs. Montoya am Ausgrabungsort ist, könnte ich Sie durch die Absperrung bringen, wissen Sie«, sagte Colin. Er nahm das Kaubonbon aus dem Mund und betrachtete es. »Es wäre einfach. Es gibt viele Stellen, die nicht überwacht werden. Die Posten stehen nicht gern draußen im Regen herum.«
    »Ich habe nicht die Absicht, die Quarantäne zu durchbrechen«, sagte Dunworthy. »Wir wollen diese Epidemie zum Stillstand bringen, nicht verbreiten.«
    »So wurde die Pest in der Zeit des Schwarzen Todes verbreitet«, sagte Colin. »Sie versuchten vor ihr davonzulaufen, nahmen sie aber bloß mit sich.«
    William steckte den Kopf zur Tür herein. »Sie sagt, die Installation würde zwei Tage in Anspruch nehmen, aber sie hätte einen an ihrem Telefon, wenn Sie davon Gebrauch machen wollen.«
    Colin griff nach seinem Mantel. »Kann ich mitgehen?«
    »Nein«, sagte Dunworthy. »Zieh lieber deine nassen Sachen aus. Ich will nicht, daß du die Grippe bekommst.« Er ging mit William und dem Mädchen die Treppe hinunter.
    »Sie ist Studentin«, sagte William, als sie auf den Hof hinauskamen. Der Regen hatte wieder eingesetzt. Colin holte sie ein, als sie den Hof noch nicht überquert hatten. »Ich kann mich nicht anstecken. Ich habe meine Verstärkung bekommen«, sagte er. »Damals hatten sie keine Quarantäne, deshalb verbreitete sich die Seuche überallhin.« Er zog den Schal aus der Manteltasche. »Eine gute Stelle, um durch die Absperrung zu kommen, ist die Botley Road. An der Ecke bei der Absperrung ist ein Pub, und der Wächter geht öfters hinein, um sich aufzuwärmen.«
    »Knöpf deinen Mantel zu«, sagte Dunworthy.
    Die Studentin, stellte sich heraus, war Polly Wilson. Sie berichtete, daß sie verschiedene Methoden ausprobiert habe, um über die EDV-Anlage der Universität in die Konsole vom Brasenose College vorzudringen, aber noch keinen Erfolg gehabt habe. Dunworthy rief die Ausgrabungsstätte an, aber dort meldete sich niemand.
    »Lassen Sie es läuten«, sagte Polly. »Vielleicht hat sie einen langen Weg, um an den Apparat zu kommen. Der Signalverstärker hat eine Reichweite von fünfhundert Metern.«
    Er ließ es zehn Minuten lang läuten, legte auf, wartete fünf Minuten lang, versuchte es wieder und ließ es eine Viertelstunde lang läuten, bevor er aufgab. Polly liebäugelte mit William, und Colin fröstelte in seiner feuchten Kleidung. Dunworthy brachte ihn nach Haus und steckte ihn ins Bett.
    »Oder ich könnte durch die Absperrung schlüpfen und ihr sagen, daß sie Sie anrufen soll«, sagte Colin. »Wenn Sie glauben, Sie seien zu alt, um es selbst zu tun. Ich bin sehr gut im Überwinden von Sperren.«
    Am nächsten Morgen ging Dunworthy wieder zu Polly Wilson und machte einen weiteren Versuch, doch ohne Ergebnis. »Ich werden den Apparat so einstellen, daß er den Anruf in halbstündigen Abständen wiederholt«, sagte Polly, als sie ihn hinausbegleitete. »Ah… Sie wissen nicht zufällig, ob William andere Freundinnen hat?«
    »Nein«, sagte Dunworthy.
    Aus der Richtung des Christ Church College drang plötzlich lautes Glockengeläute. Polly horchte mit gerunzelter Stirn in die diesige Luft. »Hat jemand dieses gräßliche Glockenspiel wieder eingeschaltet?«
    »Nein«, sagte er, »es müssen die Amerikanerinnen sein.« Auch er wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Klänge kamen, und suchte zu bestimmen, wie viele Glocken es waren. Es mußten sechs sein, die alten Glocken von Osney. Douce und Gabriel und Marie, eine nach der anderen, und Clement, Hautclerc und Taylor. »Und Finch.«
    Sie klangen bemerkenswert gut, ganz und gar nicht wie das digitalgesteuerte Glockenspiel mit seinen modernen Disharmonien. Sie ertönten klar und feierlich, und Dunworthy konnte die Läutenden vor sich sehen, wie sie unten im Turm ihren Kreis gebildet hatten, die Knie beugten und die Arme an den Glockensträngen streckten, Finch womöglich mit seiner Zahlenliste in einer Hand.
    »Jeder muß ohne Unterbrechung an seiner Glocke bleiben«, hatte Mrs. Taylor gesagt. Er hatte nichts als Unterbrechungen erleben müssen, doch fühlte er sich gleichwohl seltsam aufgemuntert. Es war ihr nicht gelungen, mit ihren Schellenläutern am Weihnachtsabend nach Norwich zu fahren, aber sie waren ihren Glocken treu geblieben und ließen sie jetzt dröhnend erschallen, wie zu einer Feier, zu einem Sieg. Wie am Weihnachtsmorgen. Er würde Montoya

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